Der französische Ex-Präsident Nicolas Sarkozy hat nach seinem 20-tägigen Gefängnisaufenthalt im Herbst jetzt sein angekündigtes Buch veröffentlicht. Darin bezeichnet er das Gefängnis La Santé in Paris, in dem er sich aufhielt, als harte Welt der „unmenschlichsten Gewalt“. Zudem nähert er sich in dem am Mittwoch erschienenen Buch mit dem Titel „Tagebuch eines Gefangenen“ der rechtsnationalen Partei Rassemblement National von Marine Le Pen an.

Sarkozy war wegen krimineller Vereinigung im Zusammenhang mit der Finanzierung seines Präsidentschaftswahlkampfs 2007 im September zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Gegen das Urteil hat der 70-Jährige Berufung eingelegt. Er wurde nach 20 Tagen unter Auflagen aus der Haft entlassen.

Im Gefängnis wurde Sarkozy in Einzelhaft gehalten. Aus Sicherheitsgründen wurde er von anderen Häftlingen getrennt. Er bekam regelmäßig Besuch von seiner Frau Carla Bruni-Sarkozy und seinen Anwälten.

Seine Zelle habe wie ein „billiges Hotel“ ausgesehen, „mit Ausnahme der gepanzerten Tür und der Gitter“, schreibt Sarkozy in dem Buch. Er habe eine harte Matratze, ein plastikähnliches Kissen und eine Dusche mit schwachem Wasserstrahl gehabt. Zudem habe ein „ohrenbetäubender Lärm“ geherrscht, auch nachts. „Die Atmosphäre war bedrohlich. Willkommen in der Hölle!“, schreibt Sarkozy.

Vom Geruch des ihm angebotenen Gefängnisessens sei ihm schlecht geworden, erzählt Sarkozy. Stattdessen habe er Milchprodukte und Müsliriegel gegessen. Eine Stunde täglich habe er in einem kleinen Fitnessraum verbringen dürfen, dort habe er meistens ein Laufband benutzt.

Seine Zeit im Gefängnis sei „ein Alptraum“ gewesen, hält Sarkozy fest. „Die unmenschlichste Gewalt war tägliche Realität an diesem Ort.“

Sarkozy und seine Annäherung an Le Pen

Sarkozy schreibt in dem Buch nicht nur über seine Erfahrungen im Gefängnis. Er enthüllt, dass er als Häftling mit der rechtsnationalen Politikerin Marine Le Pen telefoniert habe, die einst für ihn eine große Rivalin war. Die Partei Rassemblement National von Le Pen sei „keine Gefahr für die Republik“, schreibt Sarkozy. Die Mitglieder der Partei „respektieren die Ergebnisse der Wahlen und beteiligen sich am Funktionieren unserer Demokratie“, schreibt er weiter.

Seine politisch geschwächte konservative Partei Les Républicains könne nur durch einen umfangreichen „Geist der Einheit“ wieder gestärkt werden, schreibt Sarkozy.

Der Politikanalyst Roland Cayrol teilte mit, die Kommentare von Sarkozy seien „ein Donnerschlag“ angesichts einer jahrzehntelangen Haltung französischer Konservativer, wonach es zwischen ihnen und dem Rassemblement National keine gemeinsamen Werte gebe und auch kein Wahlbündnis mit dem rechtsnationalen Lager möglich sei.

Sarkozy ist seit Jahren nicht mehr in der aktiven Politik tätig. Doch der frühere Präsident, der von 2007 bis 2012 Staatschef war, hat noch immer großen Einfluss, vor allem in konservativen Kreisen.

In dem Buch äußert sich Sarkozy auch über seine ehemalige Freundschaft mit dem amtierenden Präsidenten Emmanuel Macron. Sarkozy lässt wissen, dass er das Vertrauen in den gemäßigten Politiker Macron verloren habe, als dieser nicht verhindert habe, dass ihm, Sarkozy, im Juni die höchste Auszeichnung des französischen Staats entzogen wurde.

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