Die Staatsanwaltschaft Gießen prüft derzeit Vorwürfe gegen den schleswig-holsteinischen AfD-Funktionär Kevin Dorow. Das bestätigte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Gießen WELT auf Nachfrage. Eine Strafanzeige liege allerdings nicht vor. Zuvor hatte der „Spiegel“ berichtet.
Der 27-Jährige hatte auf dem Gründungsparteitag der neuen AfD-Jugendorganisation „Generation Deutschland“ in Gießen gesprochen und dabei auch einen Leitsatz der Hitlerjugend (HJ) zitiert: „Wie es Björn Höcke vor wenigen Monaten rezitiert hat, Jugend muss durch Jugend geführt werden, und dieses Prinzip muss unser Leitstern sein“.
Dorow gehört dem AfD-Landesvorstand von Schleswig-Holstein an und seit dem Parteitag auch dem Bundesvorstand der neuen Jugendorganisation. Den Satz „Jugend muss durch Jugend geführt werden“ hatte zuvor bereits Thüringens AfD-Landeschef Björn Höcke im August öffentlich verwendet, den entsprechenden Beitrag auf der Plattform X später aber wieder gelöscht.
Die Phrase war zwar kein offizieller HJ-Leitspruch, aber er formulierte ein zentrales pädagogisch-politisches Prinzip, das in der Hitlerjugend praktiziert und propagiert wurde. Der Ausdruck bedeutete, dass die Jugend als „neuer Mensch“ von der Bewegung selbst erzogen wurde – und alte Autoritäten ablehnte.
Die Staatsanwaltschaft Gießen prüft deshalb, ob Dorows Äußerung eine strafbare Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen darstellt. Der entsprechende Paragraf 86a des Strafgesetzbuchs sieht für das öffentliche Verwenden von Parolen oder Grußformen aus dem NS-Kontext Geldstrafen oder Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren vor.
Höcke teilte dem „Spiegel“ mit: Der Satz gehe nicht originär auf den Nationalsozialismus zurück, auch die Hitlerjugend hätte ihn aufgegriffen und stellenweise missbraucht.
Kevin Dorow sagte dem „Spiegel“, seiner Meinung nach gehöre der Satz zum kulturellen Erben deutscher Geschichte und stamme aus der Wandervogelbewegung. Er stehe weiter zu dem Grundgedanken dieser Bewegung, wonach eine eigenständige Jugendkultur unabhängig von der älteren Generation gedacht werden müsse.
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