Die deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal des laufenden Jahres leicht zum Vorquartal gewachsen. Damit wurde eine Rezession knapp vermieden. Aber die Konjunkturaussichten bleiben schwierig.

Das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat von Januar bis März preis-, saison- und kalenderbereinigt um 0,2 Prozent zum Vorquartal zugelegt, wie das Statistische Bundesamt in seiner ersten Schätzung mitteilte. Eine Rezession wurde damit verhindert: Im Schlussvierteljahr 2024 war Europas größte Volkswirtschaft noch im 0,2 Prozent geschrumpft. Zwei Minus-Quartale in Folge gelten als technische Rezession.

Für den positiven Jahresauftakt sorgten "sowohl die privaten Konsumausgaben als auch die Investitionen", so die Statistiker. Beide seien höher gewesen als im Vorquartal. Verglichen mit dem Vorjahresquartal schrumpfte das BIP jedoch um 0,2 Prozent.

Im Gesamtjahr jedoch droht die dritte Rezession in Folge, nicht zuletzt, weil sich mit der aggressiven Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump die Konjunkturaussichten weltweit eingetrübt haben.

Wie sehen die BIP-Prognosen aus?

Steigende Industrieproduktion, etwas bessere Geschäfte am Bau, Umsatzplus im Einzelhandel: In den ersten Monaten des Jahres gab es Hoffnungsschimmer. Im Schlussquartal 2024 hatte es preisbereinigt noch ein Minus von 0,2 Prozent gegeben. Doch mit dem Zollkonflikt hat sich die Ausgangslage für die kommenden Monate grundlegend verändert. Aufgrund der ständig wechselnden Lagen im Handelsstreit dominiert die Unsicherheit, sodass verlässliche Prognosen schwierig sind.

Zumindest droht Europas größter Volkswirtschaft nun das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge. Das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik. Viele Ökonomen hatten zuletzt die ohnehin schon niedrigen Erwartungen gesenkt. So erwartet die geschäftsführende Bundesregierung für dieses Jahr eine Stagnation des BIP. Im Januar hatte die Regierung noch mit 0,3 Prozent Plus gerechnet.

Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) traut der deutschen Wirtschaft im laufenden Jahr kein Wachstum zu. Er rechnet angesichts der aggressiven Zollpolitik von Trump mit einer globalen Wachstumsflaute. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sagte, im besten Fall gebe es 2025 eine Stagnation. Er könne aber "nicht ausschließen, dass wir möglicherweise auch ein leichtes negatives Vorzeichen bekommen, also eine leichte Rezession".

Was sind die größten Lasten?

Für die exportorientierte deutsche Wirtschaft ist vor allem der von US-Präsident Donald Trump begonnene Zollstreit ein negativer Faktor. "Der Zollkrieg belastet das Tagesgeschäft enorm", sagt Konjunkturchef Michael Grömling vom Institut der deutschen Wirtschaft. "Donald Trumps Launen kommen zu einer Unzeit und sind eine Härteprüfung für die deutsche Wirtschaft. Die neue deutsche Regierung muss in enger Abstimmung mit der EU gegensteuern, um den Unternehmen möglichst viel Stabilität in diesen unsicheren Zeiten zu geben", so der Experte.

Ökonomen erwarten auch deutliche negative Auswirkungen auf die globale Konjunktur. Vor allem Trumps erratisches Agieren bringt zusätzliche Ungewissheit: Ein Teil der Zölle ist bereits zeitweise ausgesetzt. Von "außergewöhnlich hoher Unsicherheit" sprach jüngst EZB-Präsidentin Christine Lagarde.

Welche Bedeutung haben Trumps Zölle für Deutschland?

Die deutsche Wirtschaft ist von Trumps Zolloffensive besonders betroffen: Die USA sind Deutschlands wichtiger Handelspartner vor China und den Niederlanden und größter Abnehmer deutscher Ausfuhren. 2024 wurden nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Waren im Wert von rund 253 Milliarden Euro zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten gehandelt.

Dabei lieferten deutsche Firmen Waren im Wert von gut 161 Milliarden Euro in die USA, gut zehn Prozent aller Exporte. Für die deutschen Exporteure seien die Vereinigten Staaten so wichtig wie nie in den vergangenen 20 Jahren.

"Zölle auf deutsche Exporte in die USA treffen Branchen wie die Pharmaindustrie und Medizintechnik, den Fahrzeug- sowie den Maschinenbau besonders schwer", betonten die Statistiker. "Für viele Exportgüter aus diesen Branchen sind die Vereinigten Staaten der bedeutendste Absatzmarkt."

Was macht Hoffnung auf Besserung?

Die Aussichten für die deutsche Wirtschaft würden sich erheblich aufhellen, sollte der Zollstreit mit den USA beigelegt werden. Die Europäische Union hat in der Hoffnung auf Verhandlungen bereits geplante Gegenzölle ausgesetzt. Und Trump hat Autoherstellern zumindest Zollausnahmen in Aussicht gestellt.

Beflügelt werden dürfte die heimische Konjunktur zudem vom Milliarden-Paket des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur, wenn auch nicht sofort. "Von den finanzpolitischen Weichenstellungen der künftigen Bundesregierung werden positive Impulse ausgehen, die allerdings erst in den kommenden Jahren spürbar zum Wachstum beitragen werden", meinte die scheidende Bundesregierung. Sie erwartet für 2026 immerhin 1,0 Prozent Wirtschaftswachstum.

Die künftige Regierungskoalition bestehend aus Union und SPD hat bereits umfangreiche Maßnahmen angekündigt, um die Wirtschaft anzukurbeln. Geplant sind bessere Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen, außerdem wollen die neuen Regierungspartner Energiekosten und Unternehmenssteuern senken, das Arbeitsrecht flexibilisieren und Bürokratie abbauen. Beim Ausbau der erneuerbaren Energien sollen Kosten sinken.

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