Der frühere SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel warnt Grüne und Linke vor einer Debatte um Feiertage: „Wie weit Teile der deutschen Politik mittlerweile von der Realität entfernt sind, sehen Sie am Vorschlag von Linken und Grünen, Ausgleichstage zu schaffen für jene Feiertage, die auf Wochenende fallen“, sagte Gabriel dem „Focus“. „Wer über so etwas auch nur diskutiert, hat wirklich überhaupt keine Vorstellung mehr davon, was in diesem Land los ist.“

Vielmehr müsse man „den Leuten die Wahrheit sagen. Das heißt nicht: ‚Gürtel enger schnallen!‘, aber ‚Ärmel hochkrempeln!‘ Ohne einen neuen Teamgeist werden wir unseren liebgewonnenen Wohlstand nicht mehr halten können – nicht mal ökologisch“, so Gabriel. „Das Land braucht eine neue Leistungsbereitschaft.“

Die Bundesrepublik müsse sich „der Tatsache stellen, dass unsere Wettbewerbsfähigkeit inzwischen massiv bedroht ist. Für all das, was wir uns in Deutschland sozial, kulturell und auch ökologisch leisten, brauchen wir aber eine erfolgreiche Exportwirtschaft“, so der SPD-Mann. „Mit den höchsten Krankenständen in Europa, der geringsten Arbeitszeit, den meisten Urlaubstagen und einer seit Jahren nachlassenden Produktivität schaffen wir das aber nicht.“ Weil 2026 einige Feiertage auf Wochenenden fallen, hatten Linke und Grüne jüngst Ausgleich gefordert.

„Wir werden unterm Strich wieder mehr arbeiten müssen“

Auch Bankenverbandschef Christian Sewing fordert von der Bundesregierung schnellere Wirtschaftsreformen und rechnet mit steigender Arbeitszeit für die Deutschen. „Die Regierung hat einiges auf den Weg gebracht. Aber das reicht noch nicht, um das Wachstum langfristig deutlich zu erhöhen“, sagte der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Die Bundesregierung müsse den eingeschlagenen Reformkurs entschlossen fortführen und dabei das Tempo erhöhen.

Sewing rechnet mit harten Einschnitten und geht davon aus, dass die Arbeitszeit steigen wird. „Wir müssen uns bewusst sein, dass eine Transformation nicht ohne unangenehme Entscheidungen gelingt, das ist in einer Volkswirtschaft ähnlich wie in einem Unternehmen“, sagte Sewing, der auch Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank ist. „Damit wir auf Dauer wettbewerbsfähig bleiben, müssen wir auch an der einen oder andere Stelle Abstriche hinnehmen – und wir werden unterm Strich wieder mehr arbeiten müssen.“

In den kommenden zwei Jahren sollte sich das Wirtschaftswachstum beschleunigen, sagte Sewing weiter. „Wir erwarten 2026 ein Wachstum von bis zu eineinhalb Prozent.“ Am Arbeitsmarkt rechnet der Bankenverband mit einer leichten Entspannung und deutlich unter drei Millionen Arbeitslosen, 100.000 weniger als 2025.

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