Nach dem Raketenangriff in der Nähe des Flughafens von Tel Aviv hat die Huthi-Miliz im Jemen angedroht, den Flugverkehr nach Israel weiter stören zu wollen. Huthi-Militärsprecher Jahja Sari sprach am späten Sonntagabend von einer „umfassenden Luftblockade“ Israels. Man wolle vor allem den internationalen Flughafen Ben Gurion angreifen.

Er wiederholte die Forderung an internationale Fluggesellschaften, „alle geplanten Flüge“ zu israelischen Flughäfen zu streichen, um ihre Flugzeuge und ihr Personal zu schützen. Unter anderem die Lufthansa-Gruppe hat ihre Flüge von und nach Israel eingestellt, zunächst bis Dienstag.

Die vom Iran unterstützte Miliz im Jemen hatte bei einem Raketenangriff auf Israel erstmals den Umkreis des internationalen Flughafens bei Tel Aviv getroffen. Nach Angaben des Rettungsdienstes Magen David Adom wurden acht Menschen verletzt. Der Iran wies eine Verantwortung für den Angriff von sich.

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu schrieb in einem Post auf X: „Attacken durch die Huthi gehen vom Iran aus. Israel wird auf den Huthi-Angriff auf unseren wichtigsten Flughafen reagieren und - zu einem Zeitpunkt und an einem Ort unserer Wahl - gegen ihre iranischen Terrormeister.“

Israel beschließt Plan zur „Eroberung“ des Gaza-Streifens

Das israelische Sicherheitskabinett hat nach Angaben aus Politikkreisen einen Plan verabschiedet, der unter anderem die „Eroberung“ des Gaza-Streifens und eine dauerhafte Besetzung des Palästinensergebiets vorsieht. Das berichtet die AFP. Die Bevölkerung des Gaza-Streifens solle „zu ihrem Schutz“ nach Süden umgesiedelt werden, hieß es weiter.

Erst in der Nacht haben verschiedene israelische Medien vermeldet, dass die Offensive im Gaza-Streifen gegen die islamistische Hamas weiter verschärft werden soll. Dies sei bei einer Sitzung des Sicherheitskabinetts um Ministerpräsident Benjamin Netanjahu einstimmig beschlossen worden. Ziel ist es, den Druck auf die Hamas zu erhöhen, um die Freilassung weiterer Geiseln zu erzwingen. Zudem billigte das Sicherheitskabinett einen Plan zur Wiederaufnahme von Hilfslieferungen in den abgeriegelten Küstenstreifen.

Es werde erwartet, dass der Plan zur Ausweitung der Offensive erst nach dem Besuch von US-Präsident Donald Trump in der Region in der nächsten Woche umgesetzt werde, berichtete die „Times of Israel“. Bis dahin würden Anstrengungen unternommen, um eine Vereinbarung mit der Hamas über eine Waffenruhe und ein Geiselabkommen zu erreichen.

Laut israelischen Medienberichten hatte Netanjahu bereits zuvor grünes Licht für die Vorbereitungen einer verstärkten Militäroffensive gegeben. Der israelische Generalstabschef Ejal Zamir bestätigte die bereits beschlossene massive Mobilisierung von Reservisten für eine Ausweitung der Angriffe im Gaza-Krieg. „Diese Woche versenden wir Zehntausende Einberufungsbefehle an unsere Reservisten, um unsere Operation im Gaza-Streifen zu verstärken und auszuweiten“, sagte der Militärchef bei einem Besuch in einer Marinebasis südlich von Haifa.

Nach Angaben des Nachrichtenportals „ynet“ sollen einige Reservisten reguläre Truppen ablösen, die aktuell an der Nordgrenze oder im Westjordanland stationiert sind. Diese Einheiten sollen dann in den Gaza-Streifen verlegt werden. Für manche Reservisten ist es bereits der siebte Einsatz seit Beginn des Krieges.

Nach einer fast zweimonatigen Waffenruhe hatte die israelische Armee ihre Angriffe im Gaza-Streifen am 18. März wieder aufgenommen. Die indirekten Verhandlungen über eine erneute Waffenruhe – vermittelt von den USA, Ägypten und Katar – blieben bisher ohne Durchbruch.

Hilfsorganisationen sprechen von katastrophalen Zuständen

Das Militär lässt seit rund zwei Monaten keine humanitären Hilfslieferungen mehr in das abgeriegelte Gebiet zu, in dem etwa zwei Millionen Menschen leben. Eine Ausweitung der Angriffe dürfte die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Gaza-Streifen weiter verschärfen. Hilfsorganisationen sprechen von katastrophalen Zuständen. Die Armee wirft der Hamas vor, die Hilfsgüter gewinnbringend weiterzuverkaufen, um ihre Kämpfer und Waffen zu finanzieren.

Beim nun vom Sicherheitskabinett gebilligten Plan sei der Mechanismus überarbeitet worden, um eine Abzweigung von Gütern durch die Hamas zu minimieren, hieß es. Internationale Organisationen und private Sicherheitsfirmen sollten Lebensmittel und Hilfsgüter an Familien verteilen. Die israelische Armee sei nicht direkt daran beteiligt, sondern solle die Verteilung der Güter schützen. Das Nachrichtenportal „Axios“ berichtete zuletzt, die USA und Israel planten, mithilfe einer privaten US-Firma Hilfsgüter an der Hamas vorbei in den Gaza-Streifen zu bringen.

Bereits vor der Verabschiedung durch das Sicherheitskabinett machten die Vereinten Nationen deutlich, den Plan Israels für eine Hilfsgüterlieferung in den Gaza-Streifen aufgrund großer humanitärer Bedenken nicht zu unterstützen. „(Der Plan) verstößt gegen grundlegende humanitäre Prinzipien und scheint darauf ausgelegt zu sein, die Kontrolle über lebenswichtige Güter als Druckmittel zu verstärken – als Teil einer militärischen Strategie“, teilte das humanitäre UN-Team im Gaza-Streifen mit.

Israel wolle die Zustimmung der UN, um Hilfsgüter über israelische Ausgabestellen unter Bedingungen zu verteilen, die das israelische Militär festlegt. Diese Strategie sei gefährlich, weil sie die Zivilbevölkerung in militarisierte Zonen treibe, um Rationen zu erhalten. Das könne für die Menschen und die Helfer lebensbedrohlich sein. Weniger mobile Menschen könnten so nicht erreicht werden, die Zwangsvertreibung werde vorangetrieben.

Zahl der noch lebenden Geiseln in Gaza unklar

Nach israelischen Angaben befinden sich weiterhin 24 Geiseln und die Leichen von 35 Verschleppten in der Gewalt der Hamas. Ehemalige Geiseln berichten von unmenschlichen Bedingungen. US-Präsident Trump erklärte kürzlich, die Zahl der Überlebenden sei womöglich geringer als bisher angenommen.

Der Gaza-Krieg begann nach dem beispiellosen Überfall der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober 2023. Damals wurden rund 1.200 Menschen in Israel getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gaza-Streifen verschleppt. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums wurden seither mehr als 52.500 Menschen im Gaza-Streifen getötet – mehr als 2.400 davon allein seit Wiederaufnahme der Angriffe am 18. März.

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