Mit einer Mischung aus Vorfreude und Ungeduld war die Wahl von Friedrich Merz zum neuen deutschen Kanzler im Ausland erwartet worden. Endlich würde Deutschland wieder eine Führungsrolle in Europa übernehmen, hatten viele gehofft. Entsprechend groß war die Überraschung, dass der designierte Kanzler im ersten Wahlgang durchfiel. Das waren die ersten Reaktionen.
USA
Es sei ein „überraschender und demoralisierender Rückschlag“ für Friedrich Merz, schreibt die „New York Times“. Auch wenn Merz letztendlich zum Kanzler gewählt wurde, sei der Imageschaden für ihn immens. „Seine Unfähigkeit, sich die Stimmen zu sichern, um Kanzler zu werden, ist ein unheilvolles Zeichen für Herrn Merz“ und für seine Pläne, „das Wachstum in Europas größter Volkswirtschaft wieder anzukurbeln“.
Frankreich
„In der sehr konventionellen Landschaft der deutschen Politik ist eine Bombe explodiert“, kommentiert die französische Tageszeitung „Le Figaro“. Die Niederlage im ersten Wahlgang sei „eine gewaltige Abfuhr“ für Merz – „und das zu einer Zeit, in der die Europäische Union verzweifelt auf eine starke Stimme aus Berlin wartet“. Die Folgen für das Land seien dramatisch, heißt es weiter. „Die deutsche Demokratie, einst ein Garant für Stabilität in Europa, gerät ins Wanken.“
Großbritannien
Der britische „Guardian“ versucht es mit Humor: „Was immer Olaf Scholz für diesen Abend geplant hatte, wird noch eine Weile warten müssen“, schreibt die Tageszeitung. Der designierte Kanzler habe „einen erniedrigenden Rückschlag auf seinem Weg zur Macht“ erlebt. Wäre er auch im zweiten Wahlgang gescheitert, würde das „Europas führende Wirtschaftsmacht in politische Turbulenzen stürzen und einen Führungsstreit mit offenem Ausgang auslösen“.
Österreich
Von einem „katastrophalen Tag für Deutschland“, einem „kompletten Debakel“ kommentiert der österreichische „Standard“. Merz habe ein starkes Comeback des Landes angekündigt, jetzt stehe er vor einem Scherbenhaufen. „Es wäre Stoff für eine Komödie, ist aber in Wirklichkeit eine Tragödie für das Land. Jene, die die Demokratie verachten und schwächen wollen, klopfen sich auf die Schultern und feixen – nicht nur in Deutschland, sondern auch im Rest der Welt.“
Spanien
Die spanische Zeitung „El País“ sieht Deutschland in einer „unerwarteten und beispiellosen politischen Krise“. Das Ergebnis der Kanzlerwahl stelle Merz‘ Fähigkeit in Frage, das Land zu führen und sei „ein weiteres Symptom dafür, dass die Stabilität, die einst die treibende Kraft Europas ausmachte, der Vergangenheit angehört.“ Jetzt beginne die Suche nach den Abweichlern. „Wie in einem Roman von Agatha Christie gibt es zahlreiche Verdächtige mit unterschiedlichen Motiven“, so die Zeitung.
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