Der Konflikt zwischen Pakistan und Indien eskaliert weiter. Das indische Militär wirft Pakistan vor, seine Truppen entlang der gemeinsamen Grenze zu verstärken. Es sei beobachtet worden, dass die pakistanische Armee ihre Truppen in vorgelagerte Gebiete verlege, was „auf eine offensive Absicht hindeutet, die Situation weiter zu eskalieren“, sagt eine Sprecherin des indischen Militärs vor der Presse. „Die indischen Streitkräfte befinden sich weiterhin in hoher Einsatzbereitschaft“, fügt sie hinzu. „Sie bekräftigen ihre Verpflichtung zur Nichteskalation, sofern dies vom pakistanischen Militär erwidert wird.“
Der pakistanische Außenminister Ishaq Darer sieht indes den Ball in Indiens Feld liegen, wie er im Fernsehen mitteilte. Das habe er auch US-Außenminister Marco Rubio in einem Gespräch gesagt. Wenn Indien aufhöre, werde Pakistan erwägen, ebenfalls aufzuhören, sagt Dar. Rubio beriet auch mit seinem indischen Amtskollegen. Der US-Außenminister habe darauf gedrungen, dass Pakistan und Indien Wege finden müssten, um die Lage zu deeskalieren, teilt das US-Außenministerium mit. Eine direkte Kommunikation müsse wiederhergestellt werden, um Fehleinschätzungen zu vermeiden. Die USA seien bereit, produktive Gespräche zwischen beiden Seiten zu unterstützen, um künftige Streitigkeiten zu verhindern.
Pakistan hatte zuvor Indien erneut Raketenattacken auf mehrere Militärstützpunkte vorgeworfen und einen Gegenangriff begonnen. Die pakistanische Regierung teilte in der Nacht auf Freitag mit, es seien Attacken auf drei Militärstützpunkte in der Provinz Punjab abgewehrt worden, ohne dass es Opfer oder Schäden gegeben habe. Daraufhin habe das Militär die „Operation Bunjan“ begonnen.
Das pakistanische Militär hat dabei nach eigenen Angaben ein Luftabwehrsystem in Indien mit Hyperschallraketen zerstört. Der Angriff sei in der Stadt Adampur im indischen Bundesstaat Punjab erfolgt, hieß es in einer Mitteilung der Streitkräfte. Die Angaben konnten nicht verifiziert werden. Laut indischen Medien bestritt das Militär die Darstellung aus Pakistan sogar ausdrücklich. Die Behauptung, ein S-400 Flugabwehrsystem in Adampur sei zerstört worden, treffe nicht zu, zitierte die Zeitung „The Indian Express“ einen Militärvertreter.
Der pakistanische Ministerpräsident Shehbaz Sharif hat nach Angaben des Militärs für Samstag eine Sitzung der Nationalen Kommandobehörde einberufen. Die Behörde ist das oberste Gremium aus zivilen und militärischen Beamten, das Sicherheitsentscheidungen trifft, einschließlich solcher, die das Atomwaffenarsenal des Landes betreffen.
Aus mehreren Städten in Pakistan waren zuvor Explosionen gemeldet worden. Laut Armeeangaben überwanden einzelne von indischen Kampfjets abgefeuerte Geschosse zwar die Flugabwehr, richteten aber keinen Schaden an. „Jeder Zentimeter unserer Heimat wird verteidigt“, verkündete die pakistanische Regierung auf der Plattform X. Indien sei offensichtlich gewillt, seine „Aggression“ fortzuführen – und die pakistanischen Streitkräfte seien gerüstet, um die Sicherheit des Landes zu verteidigen.
Zuvor hatte die indische Seite von einer weiteren Nacht mit pakistanischen Drohnenangriffen im Norden und Westen des bevölkerungsreichsten Staates der Erde gesprochen. Demnach wurden bei einer Kampfdrohnen-Attacke in zivilem Gebiet zwei Mitglieder einer Familie schwer verletzt.
Der Luftraum über Pakistan wurde von 3:15 Uhr morgens (Ortszeit; 00.15 Uhr MESZ) bis heute Mittag 12 Uhr für Flugzeuge geschlossen, wie mehrere Medien unter Berufung auf die nationale Luftfahrtbehörde berichteten. Zuvor war laut indischen Medien der zivile Flugbetrieb an 32 Flughäfen im Norden und Westen Indiens auf Anordnung der Behörden bis nächsten Mittwoch eingestellt worden.
Am Freitag hatte sich der indische Premierminister Narendra Modi zu Beratungen mit seinem Verteidigungsminister, dem Nationalen Sicherheitsberater und der Führungsriege der Armee getroffen. Über Ergebnisse der Beratungen wurde nicht informiert.
Die G-7-Gruppe führender Industrienationen rief beide Konfliktparteien dazu auf, maximale Zurückhaltung zu üben und im gemeinsamen Dialog eine friedliche Lösung herbeizuführen. „Weitere militärische Eskalation stellt eine ernsthafte Bedrohung der Stabilität der Region dar. Wir sind zutiefst besorgt um die Sicherheit von Zivilisten auf beiden Seiten“, hieß es in einer Erklärung der Staatengruppe, der neben Deutschland auch die USA, Kanada, Frankreich, Italien, Japan und Großbritannien sowie die Außenbeauftragte der Europäischen Union angehören.
Dauerkonflikt mit jahrzehntelanger Geschichte
Die Angriffe Indiens gelten als Reaktion auf einen Terroranschlag vom 22. April im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir, bei dem 26 Menschen getötet wurden - die meisten davon indische Touristen. Indiens Regierung wirft Pakistan eine Beteiligung vor, was die Führung in Islamabad zurückweist. Auch das Grenzgebiet Kaschmir ist ein ewiger Konfliktherd zwischen den beiden Seiten. Die Region ist zwischen Pakistan und Indien geteilt, beide erheben aber Ansprüche auf das Gebiet.
Die eigentlichen Ursprünge des Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten die beiden Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.
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