• Durch die Corona-Pandemie konnte Peter Fitzek neue Anhänger gewinnen.
  • Auch der Besitz von mehreren Immobilien hat die Reichweite des Königreichs Deutschland vergrößert.
  • Verbotsverfahren sind ein wirksamer Schritt gegen solche Gruppen.

Sozialwissenschaftler Lukas Jocher sieht für den Einfluss von Reichsbürger Peter Fitzek mehrere Gründe. Im Interview mit MDR AKTUELL sagte er, die Corona-Pandemie sei ein günstiger Zeitpunkt für Fitzek gewesen, um im "maßnahmenskeptischen Mileu" eine neue Zielgruppe zu finden. In dieser Zeit sei es gut möglich gewesen, die gesellschaftliche Verunsicherung auszunutzen.

Zum Erfolg des sogenannten Königreichs Deutschland habe auch beigetragen, dass dort viele verschiedene Ideologien aufgegriffen worden seien. So wurden Jocher zufolge zum Beispiel auch Versatzstücke christlicher Esoterik genutzt. "Es gab mehrere Interviews mit Herrn Fitzek, wo er sich als Reinkarnation eines Erzengels bezeichnete und meinte, er sei der Sohn Gottes."

Das ganze Interview zum Nachhören:

Immobilienbesitz hat Erfolg des Königreichs Deutschland begünstigt

Der Sozialwissenschaftler betont, dass auch die zum "Königreich Deutschland" gehörigen Immobilien ein wichtiger Faktor für die Reichweite der Reichsbürger-Gruppe waren. Über diese sei es Fitzek erst gelungen, eine derartige Relevanz für sich zu schaffen. Die Standorte des "Königreichs Deutschland" seien wichtige Anlaufpunkte gewesen und hätten die Handlungsoptionen der Gruppe erweitert. Dort gab es Jocher zufolge auch Tage der offenen Tür, an denen Interessierte aus verschiedenen Regionen sich mit der Ideologie beschäftigen konnten.

Jocher erklärte im Interview mit MDR AKTUELL, dass besonders Menschen in Krisensituationen empfänglich für die Ideologie des "Königreichs Deutschland" gewesen sind. Das Versprechen von Peter Fitzek sei unter anderem gewesen, eine gemeinwohlorientierte Ordnung zu schaffen und keine Steuern zu erheben. Dadurch hätten zum Beispiel Menschen mit Steuerschulden gehofft, dass sie dort einen Ausweg finden können.

Sozialwissenschaftler: Verbotsverfahren sehr wirksam

Das Verbot der Reichsbürger-Gruppe hält Lukas Jocher für den richtigen Schritt. Denn auch wenn man den Leuten ihre Ideologie nicht verbieten könne, sei es durch Verbotsverfahren zumindest möglich, die Handlungsfähigkeit solcher Gruppen einzuschränken und deren Strahlkraft zu mindern.

Auch Razzien und Festnahmen sind nach Aussage von Jocher sehr wirksam. "Im vergangenen Jahr gab es schon mal Razzien, genauso wie 2023 und wir haben beobachtet, dass jedes Mal, nachdem diese Gelände versiegelt wurden, sie auch nicht mehr weiter genutzt wurden und das nennenswerten Einfluss auf die Handlungsfähigkeit der Strukturen des Königreichs Deutschland hatte." Auch der Verlust des Gründungsstandortes in Wittenberg habe die Moral der Gruppe geschwächt.

MDR (akq)

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