Donald Trump versprach im Wahlkampf, Russlands Krieg in der Ukraine „binnen 24 Stunden zu beenden“. Ende April nahm der US-Präsident die 100-Tage-Marke seiner zweiten Präsidentschaft. Von einer Waffenruhe, geschweige denn einem Ende des Krieges ist die Ukraine weit entfernt.

Trump, der als Friedensstifter in die Geschichte eingehen will, scheint zunehmend frustriert. Auf seiner „Truth Social“-Plattform stellte er jüngst die Frage, ob Putin ihn „hinhalten“ wolle. Bei einem Gala-Dinner in seinem Mar-a-Lago-Klub habe der US-Präsident Gästen erklärt, dass Russlands Machthaber Wladimir Putin „das ganze Ding“ – die gesamte Ukraine – „haben will“. Das berichtet das „Wall Street Journal“, demzufolge Trump seine Berater mehrfach konsultiert habe, ob Putin den Krieg wirklich beenden wolle.

Vor den für diesen Donnerstag terminierten Gesprächen in Istanbul erhöht der US-Präsident daher den Druck. „Eine wichtige Woche steht an“, verkündete Trump am Wochenende in Großbuchstaben auf seiner „Truth Social“-Plattform. Am Dienstag schloss er nicht aus, dass er sogar selbst in die Türkei reisen könnte, „wenn ich denke, dass sich die Dinge bewegen“. Trump ist derzeit auf Staatsbesuch in Saudi-Arabien.

Schon jetzt hat er angekündigt, seine beiden engsten Berater an den Verhandlungsort zu schicken. Außenminister Marco Rubio und Trumps internationaler Chefunterhändler Steve Witkoff sollen beide in der Türkei sein, um die Gespräche zu begleiten. Rubio habe „rastlos“ daran gearbeitet, „das Blutvergießen“ zu beenden, so Trump.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat mehrfach bestätigt, dass er zu direkten Gesprächen bereitstehe – wenn sie direkt mit Putin sind. Bisher hat der Kreml keine Zusagen gemacht. Stattdessen erhob Außenminister Sergej Lawrow die Forderung, dass eine internationale Anerkennung der von Russland annektierten Gebiete in der Ukraine „imperativ“ für jedes Friedensabkommen sei.

Trumps Reaktion bleibt abzuwarten, sollte Putin die Aufforderung zu Verhandlungen in der Türkei ignorieren. Weil der russische Staatschef aber schon seit Wochen kein glaubhaftes Entgegenkommen zeigt, haben die USA einen neuen Sanktionshammer vorbereitet. Eine parteiübergreifende Gruppe von Senatoren will einen 500-prozentigen Zoll auf Länder verhängen, die Öl, Gas oder Uran aus Russland importieren. Trump hatte bereits im März gedroht, „wer Öl aus Russland kauft, kann keine Geschäfte mit den USA machen“.

Das neue Sanktionspaket wurde Anfang April von US-Senator Lindsey Graham eingebracht, der als Vertrauter von Trump gilt und einen solchen Schritt nicht ohne die Unterstützung des Präsidenten machen würde. Die vorgesehenen Sanktionen würden „Russlands Wirtschaft die Knochen brechen“, erklärte Graham. „Die meisten Senatsmitglieder denken, dass Putin sich gegen eine Verhandlungslösung sträubt, und dass er barbarisch und schamlos gegen die Ukraine vorgeht.“ Dem Republikaner zufolge könnte das Paket in wenigen Wochen verabschiedet sein.

Trump kündigte zudem an, dass „die USA und ihre Partner weitere Sanktionen einführen“, sollte eine geplante, aber noch zu verhandelnde bedingungslose Feuerpause von 30 Tagen nicht respektiert werden. Die Europäische Union bereitet zeitgleich neue Sanktionen unter anderem gegen die so genannte russische Schattenflotte vor. „Wir werden weitere Bereiche in den Blick nehmen, wie etwa den Energiesektor und auch den Finanzmarkt“, bestätigte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU). Neue Maßnahmen gegen Russland müssten „mit aller Konsequenz auf den Weg gebracht werden“, sollte es bis Ende der Woche keine Fortschritte bei den Verhandlungen mit der Ukraine geben.

„Donald Trump meint es absolut ernst, wenn er sagt, dass ihm bei seinen Bemühungen um einen Frieden die Geduld ausgeht. Die Ukrainer nehmen ihn sehr ernst, diese Drohung macht ihnen große Angst“, sagt Ken Weinstein, Experte am Hudson Institute, WELT. Für Russland gilt das offensichtlich nicht. Oder noch nicht.

Stefanie Bolzen berichtet für WELT seit 2023 als US-Korrespondentin aus Washington, D.C. Zuvor war sie Korrespondentin in London und Brüssel. Hier finden Sie alle ihre Artikel.

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