Die deutsche Wirtschaft kommt nicht in Fahrt: Laut OECD bleibt Deutschland eines der Schlusslichter unter den Industrienationen. Nur zwei Länder schneiden im internationalen Vergleich noch schlechter ab.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) belässt ihre Prognose für 2025 bei einem Mini-Wachstum der deutschen Wirtschaft von 0,4 Prozent. Deutschland zählt damit auch in diesem Jahr zu den am langsamsten wachsenden Industrienationen. Unter den mehr als 50 untersuchten Nationen schneiden nur Norwegen und Österreich schlechter ab.

Die OECD-Prognose fällt dabei noch vergleichsweise rosig aus. Sowohl die EU-Kommission als auch die deutschen Wirtschaftsweisen strichen jüngst ihre Aussichten auf Wachstum zusammen. Sie erwarten für dieses Jahr nur noch eine Stagnation der Wirtschaftskraft.

Kleiner Aufschwung im kommenden Jahr

Einen kleinen Aufschwung erwarten die Fachleute hingegen im kommenden Jahr: Statt um 1,1 Prozent dürfte die deutsche Wirtschaft um 1,2 Prozent wachsen. Als Gründe nennen sie ein Ende der innenpolitischen Unsicherheit sowie einen anziehenden Konsum. Aber auch die erwartete Investitionsoffensive der Regierung gibt Aufwind - sie war in der vergangenen OECD-Prognose noch nicht voll berücksichtigt.

Deutschland leidet seit Jahren unter einer mauen Kauflaune: Verbraucher halten ihr Geld zusammen, weil die Preise infolge des Krieges gegen die Ukraine deutlich anzogen. Doch obwohl sich die Teuerung wieder normalisierte, kam der private Konsum zuletzt nicht in Schwung - das wird sich laut OECD im kommenden Jahr ändern.

Deutschland verwundbar im Zollstreit

Unterstützt wird der private Konsum durch höhere staatliche Ausgaben, vor allem wegen der neuen Schuldenregeln. Vor diesem Hintergrund warnen die OECD-Fachleute allerdings vor einer wieder erstarkenden Inflation: Im Zusammenspiel mit dem Fachkräftemangel könnte die steigende Nachfrage die Preise befeuern. Das Anwerben qualifizierter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aus dem Ausland müsse deshalb Priorität haben.

Gerade die exportstarke deutsche Wirtschaft bleibe zudem besonders verwundbar für Eskalationen im Zollstreit, so die OECD. Demnach gehen rund zehn Prozent der ausgeführten Güter in die Vereinigten Staaten. Aus diesem Grund ist das Zahlenwerk der OECD auch mit Vorsicht zu genießen. Je nach Ausgang der Verhandlungen könnte das Wachstum deutlich schlechter oder besser ausfallen.

Maue Aussichten weltweit

In den vergangenen Monaten haben sich laut OECD-Chefökonom Álvaro Pereira die Handelsbarrieren deutlich verschärft - ebenso wie die damit verbundenen Unsicherheiten. Das bremse das Wachstum aus. "Die schwächeren Wirtschaftsaussichten werden fast ausnahmslos in der ganzen Welt zu spüren sein", so Pereira.

Laut OECD wird das Wachstum der Weltwirtschaft in den Jahren 2025 und 2026 voraussichtlich nur noch 2,9 Prozent betragen - ein Rückgang im Vergleich zu 3,3 Prozent im Jahr 2024. Noch im März hatte die Organisation mit etwas stärkeren Zuwächsen von 3,1 beziehungsweise 3,0 Prozent gerechnet. Die von Donald Trump seit Beginn seiner Amtszeit im Januar angekündigten Schutzzölle haben die Finanzmärkte verunsichert und die wirtschaftliche Lage zusätzlich belastet.

Zusammenarbeit der Industrienationen

Die OECD wurde gegründet, um die wirtschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Industrienationen zu fördern. Ihr Ziel ist es, ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum, mehr Beschäftigung und einen höheren Lebensstandard zu erreichen. Deutschland gehört zu den Gründungsmitgliedern der OECD.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.