Wenn Bundeskanzler Friedrich Merz an diesem Donnerstag in Washington mit US-Präsident Donald Trump zusammenkommt, kann er dort mit dem guten Gefühl auftreten, einen Monat nach seiner Wahl zum Kanzler inzwischen Tritt gefasst zu haben. Der CDU-Vorsitzende verzeichnet einen sprunghaften Zuwachs seiner Beliebtheitswerte in der deutschen Bevölkerung: Im Vergleich zum April sind seine Zustimmungswerte um satte 14 Prozentpunkte gestiegen. 39 Prozent der Deutschen sind mit seiner Amtsführung „zufrieden oder sehr zufrieden“.

Damit steht Merz gemeinsam mit Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) an zweiter Stelle der Politikerzufriedenheit – hinter Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der die Beliebtheitsskala mit 61 Prozent Zustimmung nach wie vor anführt. Ein beachtenswerter Erfolg für die neue schwarz-rote Bundesregierung. Innenminister Alexander Dobrindt von der CSU (32 Prozent) und Außenminister Johann Wadephul von der CDU (30 Prozent) liegen ebenfalls in den Top 5 der beliebtesten Politiker. Dobrindt schnitt im Vergleich zu seiner letzten Platzierung im Jahr 2018 um 13 Prozentpunkte besser ab.

Das ist ein Ergebnis des aktuellen Deutschlandtrends, den Infratest Dimap im Auftrag von ARD-„Tagesthemen“ und WELT erhoben hat. Auch in der Sonntagsfrage konnten CDU/CSU wieder zulegen: Wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre, würde die Union mit 29 Prozent (plus zwei) wieder sehr deutlich vor der AfD liegen, die unverändert bei 23 Prozent liegt. Es folgen die SPD mit 15 (minus eins), die Grünen mit zwölf Prozent (plus eins) und die Linke mit neun Prozent (minus eins). BSW und FDP wären mit jeweils vier Prozent nach wie vor nicht im Parlament vertreten.

Die Kernkompetenz der schwarz-roten Bundesregierung ist dabei nach Ansicht der meisten Befragten die Wirtschafts- und Außenpolitik: 55 Prozent trauen der Regierung zu, sie könne „die deutsche Wirtschaft wieder stärken“. 52 Prozent glauben, dass sie „deutsche Interessen in der Welt besser vertreten“ kann – in diesen beiden Bereichen konnte Schwarz-Rot seit der Bundestagswahl im Februar jeweils einen Punkt zulegen.

Sinkendes Zutrauen haben die befragten Wähler hingegen in die Lösungskompetenz der Regierung im Bereich innere Sicherheit und Migration. 43 Prozent trauen der Bundesregierung zu, sie könne „das Leben in Deutschland sicherer machen“, das sind vier Punkte weniger als noch im Februar. 38 Prozent (minus vier) trauen der Regierung zu, „die irreguläre Migration wirksam begrenzen und steuern“ zu können, und 37 Prozent (minus sechs) glauben, dass sie „für mehr soziale Sicherheit sorgen“ kann. Wenig überraschend zeigen sich Anhänger von Union und SPD in allen Punkten deutlich zuversichtlicher, dass die von ihren Favoriten gestellte Regierung die anstehenden Probleme lösen kann. Am skeptischsten sind die Anhänger der AfD.

In Washington ist an diesem Donnerstag vor allem die außenpolitische Kompetenz des Kanzlers gefordert. Hier sind die Deutschen zwiegespalten: 46 Prozent trauen Merz zu, „eine gute Ebene mit US-Präsident Donald Trump zu finden“, 47 Prozent sind hingegen der Ansicht, dass der Kanzler „für die außenpolitischen Herausforderungen zu wenig diplomatisches Geschick“ mitbringe. Die uneindeutige Bewertung spiegelt auch wider, wie viel Skepsis und Ablehnung dem oftmals erratisch agierenden US-Präsidenten entgegenschlägt. Für 73 Prozent der Deutschen sind die USA derzeit kein vertrauenswürdiger Partner mehr. Nur 18 Prozent haben noch Vertrauen in die USA als Partner, selbst unter Anhängern der Unionsparteien sind es sogar nur 14 Prozent. Zum Vergleich: Über Frankreich sagen das 83 Prozent und über die Ukraine immerhin 48 Prozent der Befragten.

Kritik an Israel nimmt zu

Einen krassen Vertrauensverlust muss Israel hinnehmen: Nur noch 16 Prozent der Deutschen halten das Land für einen vertrauenswürdigen Partner, das sind elf Prozentpunkte weniger als im Oktober 2024, als der Überfall der terroristischen Hamas auf das Land erst ein Jahr zurücklag. Auf extreme Kritik stößt vor allem die israelische Kriegsführung im Gaza-Streifen. 63 Prozent geht die militärische Reaktion Israels auf die Terror-Anschläge der Hamas „zu weit“, nur 18 Prozent halten sie für angemessen. 73 Prozent halten die militärischen Aktionen, von denen die palästinensische Zivilbevölkerung mitbetroffen ist, für nicht gerechtfertigt.

Die Kritik ist seit dem Beginn der Militäraktion vor zwei Jahren kontinuierlich gewachsen. 77 Prozent halten es daher für „richtig, dass Kanzler Merz Israel für sein derzeitiges militärisches Vorgehen in Gaza kritisiert“.

Die Schuld für die Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung in Gaza machen inzwischen mit 69 Prozent fast genauso viele bei Israel aus wie bei der islamistischen Terrororganisation Hamas mit 71 Prozent. Entsprechend offen zeigt sich die Mehrheit der Bundesbürger für ein Überdenken deutscher Militärhilfen: 43 Prozent sprechen sich für eine Begrenzung von Waffenexporten an Israel aus, weitere 30 Prozent für den vollständigen Stopp der Lieferungen. Zugleich tut sich derzeit gut die Hälfte mit der Anerkennung einer besonderen Verpflichtung Deutschlands zum Schutz Israels schwer. Nur 13 Prozent finden, Deutschland solle im Nahost-Konflikt „bedingungslos an der Seite Israels stehen“.

Die unsichere Weltlage sorgt inzwischen dafür, dass die Mehrheit der Deutschen eine klare Notwendigkeit zur Aufrüstung sieht. Immerhin die Hälfte der Deutschen hält das im Raum stehende neue Fünf-Prozent-Ziel der Nato für angemessen, die Verpflichtung also, statt bisher zwei Prozent künftig fünf Prozent des Bruttoinlandsproduktes für die Verteidigung auszugeben. Nur etwa ein Drittel hält dieses Ziel für zu weitgehend. Und sieben Prozent halten selbst das Fünf-Prozent-Ziel für nicht ausreichend.

Zur Methodik: Für den repräsentativen Deutschlandtrend hat Infratest Dimap zwischen am 2. und 3. Juni 2025 1292 wahlberechtigte Bürger in 770 Telefon- und 522 Online-Interviews befragt. Die Fehlertoleranz liegt zwischen zwei und drei Prozentpunkten.

Sabine Menkens berichtet für WELT über Familien- und Bildungspolitik sowie innenpolitische Themen.

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