Angesichts der massiven Angriffe Russlands auf sein Land fordert der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Verbündeten auf, Stärke zu zeigen. Russland habe seit Beginn des Jahres rund 27.700 Fliegerbomben, mehr als 20.000 Drohnen und 700 Raketen auf die Ukraine geschossen, teilte Selenskyj am späten Mittwochabend auf der Plattform X mit. Wenn Kremlchef Wladimir Putin keine Stärke und keinen Druck seiner Gegner spüre, sondern stattdessen Schwäche wahrnehme, begehe er immer neue Verbrechen.

„Wenn die Mächtigen Putin nicht stoppen, bedeutet das, dass sie die Verantwortung mit ihm teilen. Und wenn sie ihn stoppen wollen, es aber nicht können, dann wird Putin sie nicht mehr als mächtig ansehen“, gab Selenskyj zu bedenken.

Russland bereite Berichten zufolge weitere Attacken vor, mit denen es sich für die beispiellosen Angriffe auf russische Militärflugzeuge rächen wolle. „Das bedeutet, dass Russland mit jedem neuen Angriff, mit jeder Verzögerung der Diplomatie der ganzen Welt den Stinkefinger zeigt – all denen, die noch zögern, den Druck auf das Land zu erhöhen.“

Dabei sei es Russland, das den Frieden suchen sollte, betonte Selenskyj. „In Moskau muss man beginnen zu begreifen, dass Krieg Kosten verursacht, hohe Kosten, und dass die höchsten Kosten vom Aggressor zu tragen sind.“

Ukraine meldet Drohnenangriffe mit fünf Toten – darunter einjähriges Kind

Die Zahlen zu den abgefeuerten Geschossen sind nicht im Detail überprüfbar, vermitteln aber einen ungefähren Eindruck vom Ausmaß der Angriffe. Auch am Donnerstag meldete die Ukraine nach russischen Drohnenangriffen im Norden mindestens fünf Tote.

Unter den Opfern der Angriffe in der Stadt Priluki seien zwei Frauen und ein einjähriges Kind, die unter den Trümmern gefunden worden seien, erklärte der Verwaltungsmitarbeiter der Stadt Tschernihiw, Wjatcheslaw Tschaus, am Donnerstag in Onlinedienst Telegram. Mindestens sechs weitere Menschen wurden demnach verletzt. Auch seien Schäden an Wohnhäusern gemeldet worden.

Derweil meldete der Gouverneur des russisch besetzten Teils von Cherson, Wladimir Saldo, massive Stromausfälle nach Beschuss. In der teilweise von Russland besetzten Region im Süden der Ukraine habe russischer Beschuss am späten Mittwochabend zu einem Stromausfall in einem Umspannwerk geführt. Tausende Haushalte seien ohne Strom. Wegen der Schäden an dem Umspannwerk Nowotrojizke waren demnach 120.000 Menschen „ohne Licht und Wasser“, schrieb Saldo bei Telegram.

Auch in Charkiw, der zweitgrößten Stadt der Ukraine, haben in der Nacht russische Drohnen laut örtlichen Behörden Wohnhäuser getroffen und mehrere Brände ausgelöst. Siebzehn Menschen seien dabei verletzt worden, darunter zwei Kinder, berichtet Regionalgouverneur Oleh Synjehubow.

Unterdessen teilte ein hochrangiger ukrainischer Armeevertreter mit, dass Russland nach jüngsten ukrainischen Geheimdienst-Erkenntnissen größere Offensiven vorbereite – teilweise reichten die Planungen bis ins kommende Jahr. Die geplanten Vorstöße zielten unter anderem darauf ab, der Ukraine den Zugang zum Schwarzen Meer abzuschneiden, sagte der Vize-Präsidialamtsleiter und Oberst Pawlo Palisa in Washington.

Russland habe sich zum Ziel gesetzt, bis Ende September die Regionen Donezk und Luhansk komplett einzunehmen. Bis Ende des Jahres will Russland demnach zudem eine Pufferzone entlang der ukrainisch-russischen Grenze einrichten.

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