Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Zinsen ein weiteres Mal gesenkt. Der wichtige Einlagensatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent nach unten gesetzt. Es ist die achte Zinssenkung seit Mitte 2024.

Für die Zinsen in der Eurozone geht es weiter nach unten. Der wichtige Einlagensatz wurde um 0,25 Prozentpunkte auf 2,0 Prozent gesenkt. Es ist die achte Zinssenkung, seit die EZB Mitte 2024 auf einen Lockerungskurs umgeschwenkt ist.

Damit wird es für Firmen tendenziell billiger, sich für Investitionen Geld zu leihen - das kann die Konjunktur ankurbeln. Die Notenbank hat den Einlagenzins seit Beginn der Zinssenkungen im vergangenen Sommer halbiert.

Der Schritt wurde von Experten so erwartet, nachdem die Inflation im Euroraum weiter zurückgegangen war. Die Teuerungsrate im Euroraum war im Mai auf 1,9 Prozent und damit sogar unter das Inflationsziel der EZB von zwei Prozent gesunken.

Inflationserwartungen wurden gesenkt

Dazu hat die EZB hat ihre Inflationserwartungen gesenkt. Für dieses Jahr rechnet sie nun mit zwei Prozent statt 2,3 Prozent, für nächstes Jahr mit 1,6 Prozent statt bisher 1,9 Prozent.

Im laufenden Jahr traut die EZB der Wirtschaft im Euroraum trotz des Zollstreits mit den USA weiterhin 0,9 Prozent Wachstum zu. Für 2026 erwartet die Notenbank nun einen Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) im Währungsraum um 1,1 Prozent. Im März war die Prognose mit 1,2 Prozent noch etwas optimistischer.

Während die Unsicherheit um die Handelspolitik die Investitionen und Exporte vor allem kurzfristig belasten dürften, werden steigende öffentliche Ausgaben für Verteidigung und Infrastruktur das Wachstum auf mittlere Sicht zunehmend stützen, schrieb die EZB.

"Wichtiges Zeichen der Stabilisierung"

Ulrich Reuter, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), meint, die Notenbank tue genau das Richtige. Mitten in einer Phase steigender geopolitischer Spannungen und sinkender Investitionsbereitschaft halte die Notenbank klaren Kurs und setze ein wichtiges Zeichen der Stabilisierung. Geldpolitik könne keine Handelskrisen lösen - aber sie könne helfen, wirtschaftliche Folgewirkungen abzufedern.

Lena Dräger vom Kiel Institut für Weltwirtschaft sieht den heutigen Schritt angesichts der weiter verhaltenen Wachstumsdynamik in der Eurozone und einer Inflationsrate, die zuletzt wieder moderat gefallen ist, als gut begründbar. Bei anhaltend hoher wirtschaftlicher Unsicherheit erhalte sich die EZB bei einem Zinsniveau von zwei Prozent zudem die Option, den Zins in beide Richtungen anpassen zu können.

Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versichwerungswirtschaft (GDV), erwartet basierend auf der aktuellen Datenlage keine weiteren Zinssenkungen bis zum Herbst. Die kommenden Monate blieben aber von hoher geopolitischer Unsicherheit geprägt und würden weiter eine flexible und datenabhängige Geldpolitik erfordern.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.