Israel hat in der Nacht auf Freitag dutzende militärische und nukleare Ziele im Iran angegriffen. Dem iranischen Staatsfernsehen zufolge waren zunächst „laute Explosionen an verschiedenen Orten der Hauptstadt Teheran zu hören“. Es handelte sich um den schwersten Angriff auf den Iran seit dem Krieg gegen den Irak in den 1980er-Jahren.

Der Flugbetrieb auf dem wichtigsten internationalen Flughafen der Hauptstadt wurde eingestellt. „Die Flüge vom Flughafen Imam Khomeini wurden vorerst ausgesetzt“, berichtete das Staatsfernsehen unter Berufung auf den Flughafenbetreiber.

Israel hat nach Angaben des iranischen Staatsfernsehens auch Wohngebiete in Teheran und anderen Städten getroffen. Dabei sei das Hauptquartier der Revolutionsgarden getroffen worden. Kurz darauf vermeldet das iranische Staatsfernsehen die Tötung des Revolutionsgarden-Kommandeurs Hossein Salami durch einen israelischen Angriff. Dies sei ein schwerer Schlag für die „herrschende Theokratie Teherans“ und eine sofortige Eskalation des seit Langem schwelenden Konflikts.

Israel werde einen hohen Preis dafür zahlen, heißt es in einer Erklärung der Garden. Der israelische Angriff sei mit vollem Wissen und Unterstützung der „niederträchtigen Herrscher im Weißen Haus und des terroristischen US-Regimes“ erfolgt. Die erklärten Feinde Irans sollten mit einer entschlossenen Vergeltung rechnen.

Für den nächtlichen Großangriff gibt Teheran den USA eine Mitschuld. Die Angriffe hätten „nicht ohne die Koordinierung und Genehmigung der Vereinigten Staaten ausgeführt worden sein“ können, erklärte das iranische Außenministerium. Das Ministerium machte die USA direkt „für die gefährlichen Auswirkungen und Folgen des Abenteurertums des zionistischen Regimes verantwortlich“.

Und Teheran plant offenbar bereits eine Antwort. Die Streitkräfte würden „mit Sicherheit auf diesen zionistischen Angriff reagieren“, sagte Generalstabssprecher Abolfasl Schekartschi am Freitag. Israel werde „einen hohen Preis zahlen“ und sollte mit einer „starken Antwort der iranischen Streitkräfte rechnen“.

Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei droht Israel parallel mit Vergeltung. Israel müsse mit „einer harten Bestrafung“ rechnen, wurde der Religionsführer in einer Mitteilung seines Büros zitiert.

UN-Generalsekretär António Guterres reagiert kritisch auf die israelischen Angriffe. Er fordert sowohl Israel als auch den Iran zu äußerster Mäßigung auf. Es müsse um jeden Preis verhindert werden, dass die Lage in der Region in einen noch heftigeren Konflikt abgleite, erklärte Guterres laut einem Sprecher. Dies könne sich der Nahe Osten nicht leisten. Guterres verurteile jedwede Eskalation.

Laut dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu hat Israel neben Angriffen auf die Hauptstadt auch „das Herz“ des iranischen Atomprogramms zur Anreicherung von Uran getroffen. Außerdem sei „das Herz von Irans Programm für ballistische Raketen“ getroffen worden, sagte Netanjahu. Die israelischen Angriffe richteten sich ihm zufolge gegen die Urananreicherungsanlage in Natanz und damit im Zusammenhang stehende Wissenschaftler.

Die Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigt den Angriff auf eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen. Die Uran-Anreicherungsanlage in Natanz sei „unter den Zielen“, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi auf der Plattform X mit. Die Situation sei „äußerst besorgniserregend“, schrieb Grossi. Seine Behörde stehe im Kontakt mit iranischen Behörden, um die aktuellen Strahlungswerte abzuklären. Nach Grossis Angaben sind derzeit Atominspektoren der IAEA im Iran. Die Zentrale der Atomenergiebehörde in Wien stehe mit ihnen ebenfalls in Kontakt, schrieb er.

Israels Armee teilte anschließend mit, dass sie die erste Phase ihrer Angriffe auf den Iran abgeschlossen habe. Daran seien „Dutzende von Kampfflugzeugen der israelischen Luftwaffe“ beteiligt gewesen. Bei dem Einsatz seien iranische Militär- und Atomanlagen im ganzen Land getroffen worden.

Das iranische Atomprogramm stelle eine existenzielle Bedrohung für Israel dar, begründete ein israelischer Militärvertreter den Angriff. Teheran betreibe ein geheimes Programm zum Bau von Atomwaffen und verfüge über genügend Material zur Herstellung von 15 Atombomben.

Dem iranischen Staatsfernsehen zufolge waren am Freitagmorgen Explosionen in Natanz in der zentralen Provinz Isfahan zu hören, wo sich eine der wichtigsten Urananreicherungsanlagen des Landes befindet.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte unterdessen in einer Ansprache auf YouTube, sein Land habe „eine gezielte Militäroperation gestartet, um die iranische Bedrohung für Israels Überleben zurückzudrängen“. Die „Tyrannen in Teheran“ würden seit Jahrzehnten offen die Zerstörung Israels fordern. Ihre „Völkermord-Rhetorik“ hätten sie mit dem Atomprogramm untermauert. In den vergangenen Monaten habe der Iran Schritte unternommen, sein angereichertes Uran als Waffe zu nutzen. „Wenn das nicht verhindert wird, kann der Iran innerhalb kürzester Zeit eine Atomwaffe herstellen“, erklärte Netanjahu. Er fügte hinzu, dass die Angriffe „so viele Tage fortgesetzt werden, wie nötig sind, um diese Bedrohung zu beseitigen.“

In Israel wurde mittlerweile der Ausnahmezustand verhängt. „Nach dem Präventivschlag des Staates Israel gegen den Iran wird in unmittelbarer Zukunft ein Raketen- und Drohnenangriff gegen den Staat Israel und seine Zivilbevölkerung erwartet“, teilte der israelische Verteidigungsminister Israel Katz mit und kündigte an, die Schulen im Land würden am Freitag geschlossen bleiben. Auch der Luftraum über Israel wurde geschlossen.

USA bestreiten Beteiligung an israelischem Angriff

Die USA sind Regierungsangaben zufolge nicht an dem israelischen Angriff beteiligt. Die oberste Priorität der USA sei der Schutz der eigenen Truppen und Einrichtungen in der Region, erklärte kurz nach dem Beginn der Angriffe US-Außenminister Marco Rubio.

Israel habe demnach die USA darüber informiert, dass es diese Aktion für seine Selbstverteidigung für notwendig halte. US-Präsident Trump und seine Regierung hätten alle erforderlichen Schritte zum Schutz der US-Truppen unternommen und stünden in engem Kontakt mit regionalen Partnern. „Lassen Sie es mich klar sagen: Der Iran sollte keine US-Ziele oder Personal angreifen“, fügte Rubio hinzu.

Als die Explosionen in Teheran begannen, befand sich Präsident Donald Trump beim jährlichen Picknick des US-Kongresses auf dem Rasen vor dem Weißen Haus und mischte sich unter Kongressabgeordnete, schüttelte noch mehrere Minuten lang Hände und posierte für Fotos.

Kurz zuvor hatte er noch erklärt, dass er einen israelischen Angriff auf iranische Atomanlagen nicht für ausgeschlossen halte. „Ich möchte nicht sagen, dass er unmittelbar bevorsteht, aber es sieht so aus, als ob es etwas ist, das sehr wohl passieren könnte.“ Er rief Israel angesichts der laufenden Verhandlungen über ein Atomabkommen mit Teheran auf, einen solchen Angriff zu unterlassen. „Wir stehen kurz vor einer ziemlich guten Einigung“, sagte Trump. „Ich will nicht, dass sie reingehen, weil ich glaube, es könnte alles vermasseln.“

Später bekräftigte er noch einmal sein Streben nach einer Verhandlungslösung. „Wir setzen uns weiterhin für eine diplomatische Lösung ein“, schrieb Trump am Donnerstag in seinem Onlinedienst Truth Social. „Meine gesamte Regierung ist angewiesen, mit dem Iran zu verhandeln.“ Teheran müsse aber „die Hoffnung vollständig aufgeben, eine Atomwaffe zu erlangen“.

Ein Wunsch, von dem Israel offenbar nicht mehr glaubte, dass er sich noch erfüllt. Nur wenige Stunden vor dem Angriff hat Teheran den Bau einer weiteren Nuklearanlage angekündigt.

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