US-Präsident Donald Trump verlässt den G-7-Gipfel in Kanada nach Angaben des Weißen Hauses vorzeitig. „Es wurde viel erreicht, aber wegen der Vorgänge im Nahen Osten wird Präsident Trump nach dem Abendessen mit den Staats- und Regierungschefs abreisen“, teilte seine Sprecherin auf der Plattform X mit. Die US-Regierungszentrale nannte die Lage im Nahen Osten als Grund für die vorgezogene Abreise. Ursprünglich war geplant, dass Trump bis Dienstagabend bleibt.
„Ich muss zurück, sehr wichtig“, sagte Trump am Montagabend (Ortszeit) beim traditionellen „Familienfoto“ mit den anderen Staats- und Regierungschefs der Staatengruppe auf eine Journalistenfrage. Er wolle dem „großartigen Gastgeber“ Kanada danken, „aber Sie sehen wahrscheinlich, was ich sehe, und ich muss so schnell zurück sein, wie ich kann“.
Zum Gipfel sagte Trump: „Ich habe es geliebt. Und ich denke, wir haben viel erledigt bekommen.“ Er sprach von einer „wirklich guten Beziehung“ mit den anderen Teilnehmern. Er fügte hinzu: „Ich wünschte, ich könnte für morgen bleiben, aber sie verstehen das. Es ist großes Zeug.“ Er kündigte an, noch mit seinen „wundervollen“ G-7-Kollegen zu Abend zu essen und dann ins Flugzeug zu steigen. Bei dem Arbeitsessen sollte es um geopolitische Themen gehen.
Die G-7-Partner traf die Ankündigung Trumps unvorbereitet. In der Delegation von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) war man noch kurz vorher davon ausgegangen, dass der US-Präsident bis zum Ende des Gipfels am Dienstagabend bleiben würde.
Als Affront für die G 7 wollte das aber niemand der Zurückgebliebenen werten. Im Gegenteil: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron äußerte sich demonstrativ positiv zu den US-Bemühungen um ein Ende des Krieges zwischen Israel und dem Iran. Wenn die Vereinigten Staaten einen Waffenstillstand erreichen könnten, sei das eine sehr gute Sache, sagte er.
Ein Dämpfer ist der plötzliche Abschied aber dennoch – und in den wenigen Stunden, die Trump vor seiner Abreise am Gipfel teilgenommen hatte, war es schon nicht so richtig gut gelaufen für die G 7. Der US-Präsident startete mit einer Provokation in das Treffen und bedauerte den Ausschluss Russlands aus der Staatengruppe als „großen Fehler“. Putin war 2014 nach der Annexion der ukrainischen Krim aus der damaligen G 8 geworfen worden. Seine Rückkehr gilt seitdem für die Europäer als undenkbar – erst recht nach der Invasion in die Ukraine 2022.
G 7 einigen sich überraschend auf Erklärung zum Iran-Konflikt
Die G-7-Staaten einigten sich dennoch überraschend auf eine gemeinsame Erklärung zum Krieg zwischen Israel und dem Iran. Das Dokument wurde auch von Trump unterzeichnet.
In dem von Gastgeber Kanada veröffentlichten Text wird der Iran als „die Hauptquelle regionaler Instabilität und des Terrors“ bezeichnet und Israels Recht auf Selbstverteidigung betont. Weiter erklären die Staats- und Regierungschefs der G 7, man habe stets unmissverständlich klargestellt, dass der Iran niemals in den Besitz einer Atomwaffe gelangen dürfe.
Im fortschreitenden Konflikt zwischen dem Iran und Israel müsse eine Lösung gefunden werden, die zu „einer Deeskalation der Feindseligkeiten im Nahen Osten führt, einschließlich eines Waffenstillstands im Gaza-Streifen“, heißt es weiter in der kurzen Erklärung.
Trump ruft Bewohner Teherans zur Flucht auf
Kurz zuvor hat der US-Präsident in den sozialen Medien eine sofortige Evakuierung der Menschen in der iranischen Hauptstadt Teheran gefordert. Während seiner Teilnahme am G-7-Gipfel in Kanada schrieb Trump am Montag (Ortszeit) in den für ihn typischen Versalien auf seiner Plattform Truth Social: „Iran darf keine Atomwaffen besitzen“. Der Iran hätte das von ihm vorgeschlagene Abkommen unterzeichnen sollen, um die „Schande und Verschwendung von Menschenleben“ zu verhindern. Dabei bezog er sich auf den von Israel gestarteten Angriff in der vergangenen Woche. „Alle sollten Teheran sofort verlassen!“, warnte er. Die Gründe für die Botschaft des US-Präsidenten waren zunächst unklar.
Israel hat seine massiven Angriffe im Iran in der Nacht intensiviert – Gegenangriffe des Irans mit inzwischen nur noch einzelnen Raketen blieben dagegen laut israelischen Medien diesmal ohne verheerende Folgen. Berichte über einen angeblichen Kriegseintritt des Israel-Verbündeten USA wies Washington in der Nacht als „falsch“ zurück.
Kurz zuvor äußerte Trump noch Hoffnung auf Chancen für eine Verhandlungslösung. „Ich denke, es wird ein Abkommen unterzeichnet werden“, sagte Trump da noch in Kanada. Andernfalls werde etwas passieren, schob er nach, ohne konkreter zu werden. „Es wird ein Abkommen unterzeichnet werden, und ich denke, der Iran ist dumm, wenn er es nicht unterzeichnet.“ Teheran sitze „praktisch schon am Verhandlungstisch“, betonte er. „Sie wollen einen Deal machen, und sobald ich hier weg bin, werden wir etwas unternehmen.“ Vorerst sei er aber bei dem G-7-Treffen gebunden.
Auf die Frage, ob er glaube, dass Israel die nukleare Bedrohung durch den Iran ohne militärische Hilfe der USA vollständig beseitigen könnte, entgegnete Trump: „Das ist irrelevant. Es wird etwas passieren.“ Und auf die Frage, ob er einen Regimewechsel im Iran anstrebe, antwortete der Republikaner: „Ich möchte, dass es im Iran keine Atomwaffen gibt, und wir sind auf dem besten Weg, das zu erreichen.“
Israel attackiert seit mehreren Tagen Ziele im Iran – darunter Atomanlagen, führende Militärs, Atomwissenschaftler, Verteidigungsstellungen, Ziele in Städten und Öl- und Erdgasfelder. Das erklärte Hauptziel ist es, die Islamische Republik an der heimlichen Entwicklung von Atomwaffen zu hindern. Der Iran reagierte mit Gegenangriffen auf Israel.
Die Trump-Regierung hatte in den vergangenen Monaten auf dem Verhandlungsweg versucht, eine Eindämmung des iranischen Atomprogramms zu erreichen. Unter Vermittlung des Golfstaats Oman gab es direkte Gespräche zwischen Vertretern Washingtons und Teherans.
Nach der militärischen Eskalation zwischen Israel und dem Iran wurde eine geplante weitere Gesprächsrunde zunächst abgesagt. Laut einem Bericht des „Wall Street Journals“ will der Iran nun aber an den Verhandlungstisch zurückkehren. Teheran habe Vermittlern aus arabischen Staaten mitgeteilt, dass es zu Gesprächen über sein Atomprogramm bereit sei, solange die USA sich nicht an den Angriffen beteiligten, schrieb das Blatt. Direkt nach den ersten Angriffen aus Israel hatte der Iran den USA noch eine direkte Mitschuld gegeben.
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