An der Wall Street hielten sich auch heute hartnäckig Sorgen, dass die USA doch noch in den Krieg im Nahen Osten eingreifen. Präsident Trump blieb vage, verschärfte aber den Ton gegenüber Teheran.

An der Wall Street war heute die Gemengelage ähnlich wie in Europa, die Anleger waren wegen der Eskalation der Lage in Nahost nervös. Vor allem die Frage, ob die USA direkt in den Konflikt eingreifen, ist durch das jüngste Verhalten von Präsident Trump nicht eindeutiger geworden.

Zudem blickten die Investoren auf die Zinssitzung der Notenbank Federal Reserve (Fed), deren Ergebnisse am Mittwochabend bekannt gegeben werden. Die Marktteilnehmer erhoffen sich Hinweise auf den weiteren Zinskurs der Notenbank, die wegen der unklaren Auswirkungen der Zollpolitik der Trump-Regierung bisher die Füße still gehalten hat.

Die Markterwartungen jedenfalls sind eindeutig: Der geldpolitische Schlüsselsatz wird voraussichtlich in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent bleiben. "Da die Inflation aufgrund der US-Zölle wahrscheinlich steigen wird, gehen wir davon aus, dass die Notenbankvertreter eine entschlossene Haltung zeigen werden", sagte Matthew Ryan, Chefstratege beim Finanzdienstleister Ebury.

Alle Indizes im Minus - aber keine Verkaufspanik

Am Ende standen wie auch schon hierzulande alle großen Aktienindizes in New York im Minus. Der Dow Jones, der Leitindex der Standardwerte, verlor 0,7 Prozent auf 42.215 Zähler. Der S&P 500 gab 0,84 Prozent nach auf 5.982 Punkte. An der Technologiebörse Nasdaq ging es 0,91 Prozent bergab, der Auswahlindex Nasdaq 100 verlor 1,0 Prozent. Panikverkäufe gab es damit trotz hoher Nervosität nicht, ähnlich wie zuvor in Europa waren die Verluste überschaubar.

"Die Anleger gehen davon aus, dass die Situation im Nahen Osten unter Kontrolle bleibt", sagte Larry Tentarelli, Chefstratege beim Analysehaus Blue Chip Daily Trend Report, mit Blick auf die vergleichsweise stabilen Kurse. "Die Marktteilnehmer nehmen das Problem definitiv wahr, aber es herrscht keine Panik."

Trump verschärft den Ton gegen den Iran

US-Präsident Donald Trump hat derweil den Tonfall gegenüber dem Iran deutlich verschärft. Er berief den Natioanlen Sicherheitsrat ein und erklärte, die USA wüssten, wo sich Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei verstecke, schrieb Trump in seinem Onlinedienst Truth Social. Es gebe aber "zumindest vorerst" keine Absicht, Chamenei zu töten.

In weiteren Online-Posts rief Trump den Iran zur "bedingungslosen Kapitulation" auf. Zudem erklärte er, der Luftraum über dem Land sei vollständig unter Kontrolle. Am Montag hatte er die Einwohner der Millionenstadt Teheran zur Flucht aufgefordert, was umgehend die Beunruhigung an der Börse über ein direktes Eingreifen der USA in den Konflikt verstärkt hatte.

"Solange nicht klar ist, was der US-Präsident plant, ist die Unsicherheit hoch", kommentierte Portfoliomananger Thomas Altmann von QC Partners.

DAX gibt Vortagesgewinne wieder ab

Die unsichere geostrategische Lage sorgte heute auch an der heimischen Börse für viel Unsicherheit. Neue Nahrung lieferte besonders die plötzliche Abreise von US-Präsident Trump vom G7-Treffen. Wie stets bei militärischen Konflikten, besonders in diesem ölreichen Krisengebiet, hat der Konflikt das Zeug dazu, der Weltwirtschaft größeren Schaden zuzufügen. Entsprechend nervös verläuft derzeit der Handel.

DAX bleibt im Minus stecken

Der DAX blieb ganzen Tag im Minus und handelte dabei zwischen 23.315 und 23.550 Punkten. Zuletzt lag der deutsche Leitindex bei 23.434 Zählern um 1,12 Prozent tiefer. Der MDAX der mittelgroßen Werte gab in ähnlicher Größenordnung 0,95 Prozent nach und bleibt damit weiter unter der Marke von 30.000 Punkten.

Zum Wochenstart hatte der DAX noch um 0,8 Prozent auf 23.699 Punkte angezogen, da sinkende Ölnotierungen die Investoren trotz der anhaltenden Krise im Nahen Osten zurück in den Aktienmarkt gelockt hatten.

Trump-Abreise sorgt für Spekulationen

Die Stimmung drehte sich heute, nachdem US-Präsident Donald Trump den G7-Gipfel in Kanada völlig überraschend vorzeitig verlassen hat und das mit der Lage im Nahen Osten begründete. Anleger und Anlegerinnen stellten sich ebenfalls die Frage, ob die USA planen, militärisch in den Konflikt einzugreifen.

"Die Situation im Nahen Osten bleibt unübersichtlich und von Verhandlungen bis hin zu einem Eingreifen der USA in den Konflikt ist alles möglich", schrieb Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Handelshaus Robomarkets. Die frühzeitige Abreise des US-Präsidenten vom G7-Gipfel könne sowohl für die eine als auch für die andere Option sprechen. Diese Unsicherheit lähme die Anleger in Frankfurt.

DAX vergleichsweise stabil

Trotz der Vielzahl der Belastungen, zu denen zuletzt auch wieder die steigenden Ölpreise hinzu gekommen sind, bleibt der DAX erstaunlich widerstandsfähig. Die Verluste halten sich insgesamt in Grenzen

"Erst das Zollchaos, jetzt der Konflikt zwischen Israel und dem Iran - Aktien zeigen eine enorme Resilienz vor dem Hintergrund ernsthafter Krisen." Das könne man nur damit erklären, dass viel Geld im Umlauf sei, das angelegt werden wolle, kommentiert Jochen Stanzl, Marktstratege bei CMC Markets, und weist auf die relative Stärke des Aktienmarkts hin.

Ölpreis legt deutlich zu

Die wieder akute Furcht vor einer Ausweitung des Iran-Israel-Konflikts und einer möglichen Unterbrechung der Ölversorgung aus dem Nahen Osten rückt das schwarze Gold in den Fokus der Anleger. Im Zentrum steht dabei die Straße von Hormus. Durch die Meerenge, die den Persischen Golf mit dem Golf von Oman verbindet, geht etwa ein Fünftel der weltweiten Öltransporte.

Sowohl Öl der Nordseesorte Brent als auch der US-Sorte WTI weiteten ihre Gewinne zuletzt aus auf rund 4,5 Prozent, nachdem sie zuletzt schon deutlich angezogen hatten. Ein Barrel (159 Liter) Brent kostet zur Zeit absolut über 76 Dollar, mehr als zehn Dollar höher als vor der Iran-Krise. Die WTI-Notierung liegt aktuell ähnlich höher bei gut 73 Dollar.

"Wenn die Ölpreise auf dem hohen Niveau bleiben, wird dies die Inflation wieder beschleunigen, was sich negativ auf die Aktien auswirken würde", kommentierte Jukka Jarvela, Aktien-Experte bei Mandatum Asset Management. Zusammen mit dem Anstieg vom Dienstag kommt der Rohstoff auf Wochensicht auf ein Plus von rund elf Prozent.

Einzelhandelsumsätze gehen zurück

Der US-Einzelhandel hat derweil im Mai kräftige Umsatzeinbußen erlitten. Die Einnahmen gingen um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vormonat zurück, wie das US-Handelsministerium am Nachmittag mitteilte. Befragte Experten hatten nur ein Minus von 0,7 Prozent auf dem Schirm, nach einem Rückgang von 0,1 Prozent im April.

"Die schwachen Pkw-Verkaufszahlen haben das Gesamtergebnis deutlich belastet und so wurde die Konsensschätzung sogar noch unterschritten", erläuterte Helaba-Experte Ralf Umlauf. Alles in allem dürften die Zahlen seiner Ansicht nach wohl dazu dienen, die Spekulationen auf zwei Senkungen der US-Leitzinsen im Jahresverlauf zu untermauern. Auf der Sitzung der Federal Reserve (Fed) am Mittwoch dürfte jedoch noch keine Lockerung beschlossen werden, meint der Ökonom.

Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, liest aus den Einzelhandelsdaten heraus, dass die Dynamik der US-Konsumenten weiter nachlässt, die bisher das Wirtschaftswachstum maßgeblich aufrechterhalten haben.

Unter den weiteren US-Konjunkturdaten für den Mai lagen die Industrieproduktion und die Kapazitätsauslastung leicht unter Erwartungen, die Importpreise stagnierten.

Euro weitet Verluste aus

Der Euro hat am Abend im späten New Yorker Devisenhandel die Verluste ausgeweitet und wurde damit seinem Ruf als Krisenwährung gerecht. Er fiel unter die Marke von 1,15 Dollar und notierte zuletzt bei 1,1479 Dollar. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,1568 (Montag: 1,1574) Dollar festgesetzt.

Allerdings bleibt die Gemeinschaftswährung trotz der heutigen Verluste auf hohem Niveau, denn neben dem strukturellen Vertrauensverlust in die Weltleitwährung durch die unberechenbare Politik der Trump-Regierung zeichnen die jüngsten Konjunkturdaten das Bild einer sich moderat abschwächenden US-Wirtschaft. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Notenbank Federal Reserve (Fed) die immer noch hohen Leitzinsen alsbald senken könnte.

Lagarde fordert EU-Reformen

Europa lähmt sich bei dringend notwendigen Reformen nach Einschätzung von EZB-Präsidentin Christine Lagarde zu oft selbst. Es dürfe "nicht länger zugelassen werden, dass ein einzelnes Veto den kollektiven Interessen der anderen 26 Mitgliedstaaten im Wege steht", schreibt die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Beitrag für die Financial Times, den die Notenbank auch auf ihrer Webseite veröffentlicht.

Der aktuell zu beobachtende tiefgreifende Wandel in der globalen Ordnung biete Europa die Möglichkeit, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen und dem Euro weltweit zu mehr Bedeutung zu verhelfen, bekräftigte Lagarde: "Damit der Euro an Bedeutung gewinnt, muss Europa entscheidende Schritte unternehmen, indem es den Binnenmarkt vollendet, die regulatorischen Belastungen verringert und eine robuste Kapitalmarktunion aufbaut."

MTU erhöht die Prognose

Die MTU-Aktie setzte sich an die DAX-Spitze, nachdem der Münchner Triebwerksbauer überraschend seine Prognose für 2025 erhöht hat. Der Konzern erwartet dank guter Geschäfte bis 2030 weitere deutliche Steigerungen. Der Umsatz dürfte im laufenden Jahr nun auf 8,6 bis 8,8 Milliarden Euro klettern, wie das Unternehmen überraschend auf der Pariser Luftfahrtmesse in Le Bourget am Nachmittag mitteilte.

Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis (bereinigtes Ebit) soll um einen niedrigen bis mittleren 20er-Prozentsatz steigen. Damit legt der scheidende Vorstandschef Lars Wagner die Latte merklich höher. Für 2030 peilt er nun einen Umsatzanstieg auf 13 bis 14 Milliarden Euro an. Davon sollen 14,5 bis 15,5 Prozent als bereinigter operativer Gewinn übrig bleiben.

Großauftrag für Airbus

Der weltgrößte Flugzeugbauer Airbus hat am zweiten Tag der Paris Air Show einen weiteren Großauftrag an Land gezogen. Die vietnamesische Fluggesellschaft Vietjet unterzeichnete heute in Le Bourget einen Vorvertrag über 100 Mittelstreckenjets in der Langversion A321neo, wie der DAX-Konzern auf der Messe mitteilte. Der Auftrag könne noch um weitere 50 Maschinen wachsen, hieß es weiter.

FMC weitet Sparkurs aus

Der weltgrößte Dialysekonzern Fresenius Medical Care (FMC) will mit weiteren Einsparungen seine Profitabilität verbessern. Bis 2030 strebt FMC eine operative Rendite im mittleren Zehnerprozentbereich an, wie das Unternehmen heute zu seinem Kapitalmarkttag in London mitteilte. Im vergangenen Jahr lag die Marge bei 9,3 Prozent. Erreicht werden soll das Ziel durch zusätzliche Einsparungen von 300 Millionen Euro, die eine Verlängerung des bestehenden Sparkurses um zwei Jahre bringen sollen.

FMC hatte sich zuletzt besser entwickelt als von Analysten erwartet - auch dank des Sparkurses von Vorstandschefin Helen Giza, den diese vor drei Jahren eingeschlagen hatte. Giza hatte den Konzern, der lange unter den Folgen der Corona-Pandemie, Personalmangel und steigenden Kosten litt, mit einem umfassenden Umbau wieder stabilisiert. Der Restrukturierungskurs umfasste unter anderem Stellenstreichungen und die Trennung von unrentablen Kliniken.

An der Börse kann das Unternehmen damit heute aber nicht punkten. FMC-Aktien verloren zeitweise mehr als fünf Prozent und blieben größter Verlierer im DAX. Seit Jahresbeginn hatten sie allerdings gut zwölf Prozent zugelegt. Der Konzern habe "nur" geliefert, was erwartet worden war, sagte ein Händler.

VW präsentiert fahrerlosen E-Bulli

Volkswagen hat sein erstes komplett autonom fahrendes Serienauto präsentiert. In Hamburg zeigte Europas größter Autobauer die Serienversion des selbstfahrenden Elektro-Bullis ID Buzz AD (für autonomous driving). Erstmals zum Einsatz kommen soll er ab 2026 zunächst in Hamburg und Los Angeles. Weitere Städte sollen folgen.

"Damit positioniert sich der Volkswagen-Konzern in der Spitzengruppe eines milliardenschweren globalen Wachstumsmarkts", sagte Konzernchef Oliver Blume bei der Weltpremiere in Hamburg. Nach VW-Angaben ist es das erste voll autonom fahrende Serienfahrzeug aus europäischer Produktion. Hergestellt werden soll es im Werk von VW Nutzfahrzeuge in Hannover.

"Und nichts davon ist auf Kleinserie ausgelegt", sagte Christian Senger, der im Vorstand von VW Nutzfahrzeuge für das autonome Fahren zuständig ist. Die ersten 1.000 sollen bereits bis Ende 2027 auf die Straße kommen. Allein der Fahrdienst Uber, mit dem die Wolfsburger im April eine Kooperation in den USA vereinbart hatten, wolle innerhalb von zehn Jahren bis zu 10.000 Fahrzeuge abnehmen, sagte Senger.

SoftBank erhält 4,8 Milliarden Dollar aus Verkauf von T-Mobile-Aktien

Der japanische Konzern SoftBank hat durch den Verkauf von 21,5 Millionen T-Mobile-Aktien zu je 224 Dollar 4,8 Milliarden Dollar eingenommen. Wie aus einem Arbeitspapier zwischen den beiden Unternehmen, das Reuters eingesehen hat, hervorging, wurden die Aktien in einer Preisspanne von 224 bis 228 Dollar pro Stück angeboten.

Der endgültige Preis lag etwa drei Prozent unter dem Schlusskurs von T-Mobile am Montag von 230,99 Dollar. SoftBank wird nach dem Aktienverkauf der zweitgrößte Aktionär von T-Mobile bleiben, hinter der Deutschen Telekom, die der größte Investor des US-Unternehmens ist. Die T-Aktie gehörte im DAX zu den größten Verlierern, T-Mobile-Papiere verlieren an der Nasdaq rund 4,3 Prozent.

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