Es war die erste Pressekonferenz, die Pete Hegseth seit seinem Antritt Ende Januar im eigenen Dienstgebäude abhielt, und sie wird zweifellos in die Geschichte der Vereinigten Staaten eingehen. Um kurz nach acht Uhr Ortszeit trat der ehemalige „Fox“-Moderator im Pentagon ans Rednerpult. Neben ihm General Dan Caine, Generalstabschef der Streitkräfte und erst seit Ende April im Amt.

Hegseth, Major und Veteran der US-Einsätze in Irak sowie Afghanistan, gab Details zu den Angriffen bekannt. Die Zahl der abgeworfenen schweren Bomben (14), die Zahl der eingesetzten Flugzeuge (125), die Zeitspanne des Angriffs (25 Minuten).

Was der Trump-Getreue und Liebling der „Make America Great Again“-Bewegung zugleich tat, war psychologische Kriegsführung. Zum einen gegen den Iran. Wie schon am Samstagabend der US-Präsident, wiederholte sein Vereidigungsminister am Sonntagmorgen Ostküstenzeit unmissverständliche Drohungen. „Unsere Angriffe waren begrenzt, aber unsere militärischen Fähigkeiten sind es nicht.“ Iran solle besser Trumps „Weg zum Frieden“ folgen.

Aus Sicht des Trump-Teams von ähnlich hoher Bedeutung sind die Signale, die Hegseth ans eigene Lager zu senden suchte. „Die Operation des Präsidenten war mutig, sie war brillant und zeigt der Welt, dass Amerikas Abschreckung wieder da ist“, so Hegseth. Die von Trump angeordneten Angriffe hätten „mit großer Sicherheit kein offenes Ende“.

Erster Kern dieser Aussagen: Es geht nicht um den Beginn eines Krieges, sondern um Abschreckung. Die ganz klare Mehrheit der Amerikaner will Umfragen zufolge nicht, dass sich ihre Regierung an Israels Attacken gegen den Iran beteiligt. Die Ablehnung zieht sich durch beide Lager – Demokraten wie Republikaner.

Und sie zieht sich durch die MAGA-Bewegung, in der es teilweise heftige Kritik von Führungsfiguren wie dem Moderator Tucker Carlson oder dem einstigen Trump-Berater Steve Bannon gibt. Keiner der beiden hatte sich bis Sonntagmorgen Ostküstenzeit zu den Angriffen öffentlich geäußert.

Trump hat den Kongress nicht vorab konsultiert

Der zweite Kern ist ein Signal an die Streitkräfte selbst. Der für das US-Militär traumatische Abzug aus Afghanistan im Sommer 2021 war eines der Hauptargumente, mit denen Trump im Wahlkampf 2024 für sich warb. Dass ihr Land mit der Operation „Mitternachtshammer“ die vermutlich weitgehende Zerstörung von Irans Atomprogramm umsetzte, wird bei den Streitkräften, aber auch bei Millionen Amerikanern durch alle politischen Lager als Beweis für die Stärke Amerikas begrüßt werden.

Hegseth hatte noch eine dritte Botschaft. Dass Trump erneut „durchregiert“. Der Kongress sei „unterrichtet worden, nachdem die Flugzeuge (das Angriffsgebiet, d. Red.) sicher verlassen hatten. Wir haben damit unsere Verpflichtungen nach dem Kriegsermächtigungsgesetz (War Powers Act) erfüllt.“ Dieses Bundesgesetz besagt allerdings auch, dass der Kongress „in jedem möglichen Fall“ zu konsultieren ist, bevor ein Präsident US-Streitkräfte in Feindseligkeiten oder in Situationen entsendet, in denen eine unmittelbare Beteiligung an Feindseligkeiten klar erkennbar ist.

Letzteres hat Trump nicht veranlasst. Während ihm Republikaner wie die mächtigen US-Senatoren Jim Risch und Lindsey Graham lobend beisprangen, brachte Trumps Vorgehen Parlamentssprecher Mike Johnson sichtlich unter Druck. Führende Vertreter im Kongress seien „in Kenntnis gesetzt worden ob der Dringlichkeit der Lage, und dass der Oberkommandierende die unmittelbare Gefahr als höher einschätzte als die Zeit, die der Kongress für ein Handeln gebraucht hätte“, so Johnson auf „X“.

Der „begrenzte Angriff“ habe sich an anderen Fällen orientiert, in denen „Präsidenten beider Parteien solche Militäraktionen“ ohne die beiden Kammern autorisiert hätten.

Stefanie Bolzen berichtet für WELT seit 2023 als US-Korrespondentin aus Washington, D.C. Zuvor war sie Korrespondentin in London und Brüssel.

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