In keinem anderen Land in Europa werden so viele E-Bikes verkauft wie in Deutschland. Hierzulande sind 54 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes - in Spanien sind es dagegen nur 18 Prozent.
Deutschland ist der größte Markt für E-Bikes in Europa. Das zeigt eine aktuelle Marktanalyse der Unternehmensberatung EY, die anlässlich der heute gestarteten Fahrradmesse Eurobike vorgestellt wurde. Demnach machte die Fahrradbranche in der Bundesrepublik mit E-Bikes im vergangenen Jahr einen Umsatz von knapp 5,4 Milliarden Euro - fast die Hälfte des gesamten europäischen E-Bike-Umsatzes von 12 Milliarden Euro.
Mehr als jedes zweite verkaufte Fahrrad ein E-Bike
Der Studie zufolge steuerten E-Bikes in Deutschland 86 Prozent des Gesamtumsatzes mit Fahrrädern bei - mehr als in Österreich (77 Prozent), den Niederlanden (72 Prozent) und Frankreich (58 Prozent).
In Spanien standen E-Bikes sogar nur für 39 Prozent des Umsatzes. Dort waren 18 Prozent der verkauften Fahrräder E-Bikes - in Deutschland dagegen mehr als jedes Zweite (54 Prozent). Hierzulande sind fast alle Arten von Rädern elektrifiziert - vom Lastenrad bis zum Mountainbike.
Verhaltener Trend nach Corona-Boom
Doch der Boom der Corona-Jahre ist auch in Deutschland vorbei. Erstmals seit Jahren sah sich die Fahrradbranche 2024 mit schrumpfenden Verkaufszahlen konfrontiert: Mit 3,85 Millionen Rädern blieb der Absatz deutlich hinter dem Rekordjahr 2022 zurück, als knapp fünf Millionen Räder verkauft wurden. Der Umsatz sank im vergangenen Jahr im Vorjahresvergleich um zehn Prozent auf rund 6,3 Milliarden Euro.
EY-Partner Stefan Mohr spricht von "schmerzhaften Umsatzeinbußen", verweist aber darauf, dass das Geschäftsniveau immer noch deutlich über dem des Vor-Corona-Jahres 2019 liegt. Seither hat sich der Gesamtumsatz der Fahrradbranche um 58 Prozent erhöht.
Absatzeinbruch bei Kinder- und Jugendfahrrädern
Auch die Zahl der verkauften E-Bikes war hierzulande im vergangenen Jahr rückläufig, sank sie doch im Vergleich zum Vorjahr um zwei Prozent auf zwei Millionen Stück. Der Umsatz ging sogar um zwölf Prozent zurück.
Noch deutlicher fiel allerdings der Absatz herkömmlicher Fahrräder - um fünf Prozent zum Vorjahr auf 1,8 Millionen. Besonders bemerkenswert war der Einbruch bei Kinder- und Jugendfahrrädern: minus 17 Prozent auf 145.000 Stück. Der wachsende Gebrauchtmarkt könne ein Grund sein, sagt EY-Partner Stefan Mohr, aber auch der Trend zu weniger Bewegung bei Kindern und Jugendlichen.
Eurobike startet mit neuem Konzept
Kein Wunder also, dass im Fokus der heute gestarteten Messe Eurobike klar die E-Bikes stehen. Rund 1.500 Aussteller präsentieren in Frankfurt neue Modelle, Zubehör und Innovationen - von smarten Displays über neue Antriebstechnologien bis hin zu vernetzten Sicherheitslösungen.
Erstmals dürfen Endkunden am Wochenende direkt auf der Messe einkaufen. Mit diesem Schritt reagiert die Eurobike auf die Wünsche vieler Besucher und Hersteller. Auf Teststrecken können die Räder zudem vor Ort ausprobiert werden: ein wichtiges Verkaufsargument angesichts der Preise vieler E-Modelle.
Preisdruck und volle Lager
Zwar haben die vollen Lager den Preisdruck in der Branche zuletzt erhöht, der Durchschnittspreis eines E-Bikes sank 2024 um zehn Prozent auf 2.650 Euro. Dennoch sind E-Bikes damit weiter rund fünfmal so teuer wie klassische Räder. Zugleich gibt es neue Trends: Gravel- und Rennräder gewinnen an Beliebtheit, was dort zu steigenden Preisen führt.
Insgesamt erwarten die EY-Studienautoren eine Erholung des Fahrradmarkts - nicht zuletzt wegen der E-Räder. Nach dem Boom der vergangenen Jahre werde es Ersatzbedarf geben, sagt Constantin Gall, Managing Partner bei EY. "Das Interesse an E-Bikes bleibt hoch."
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