Die Bilder seiner Freilassung nach 491 Tagen als Geisel gingen um die Welt: Eingeklemmt zwischen zwei vermummten und schwer bewaffneten Terroristen steht ein völlig ausgemergelter Mann. Sein Name: Eli Sharabi. Bei seiner Freilassung im Februar 2025 wog er nur noch 44 Kilogramm.

Nun hat Sharabi ein Buch über seine Zeit in Gefangenschaft geschrieben und damit sofort einen Rekord aufstellte: Innerhalb von nur fünf Tagen wurden mehr als 20.000 Exemplare verkauft, wie die „Times of Israel“ berichtet. Es sei das sich am schnellsten verkaufende Buch in der hebräischen Literaturgeschichte, titelt die Zeitung „Haaretz“.

Entstanden ist die Autobiografie in nur zwei Monaten und soll ins Englische übersetzt werden. Es ist das erste Werk überhaupt eines Überlebenden der Hamas, das veröffentlicht wurde. „Es war mir wichtig, dass die Geschichte so schnell wie möglich veröffentlicht wird, damit die Welt versteht, wie das Leben in der Gefangenschaft aussieht“, sagte Sharabi bei einer Vorstellung seines Buches. „Wenn sie das begreifen, werden sie nicht mehr gleichgültig bleiben können.“

In „Geisel“ schildert Sharabi den Terrorangriff auf den Kibbuz Be’eri am 7. Oktober, bei dem seine Frau Lili sowie seine beiden Töchter ermordet wurden. Der Techniker wurde damals aus seinem Zuhause verschleppt. Genau wie sein Bruder, der während der Gefangenschaft ums Leben kam. Die Terroristen zeigten Sharabi ein Bild von der Leiche, um ihn zu quälen.

Schon in Interviews und Reden vor dem UN-Sicherheitsrat hatte Sharabi die „unmenschlichen“ Bedingungen während seiner Gefangenschaft in den Hamas-Tunneln geschildert: Etwa, dass er die gesamte Zeit über in Ketten gehalten wurde oder wie ihn bei der Ankunft in Gaza ein Mob von Zivilisten beinahe gelyncht habe. Sie hätten gejubelt, als er misshandelt wurde, sagte er unter anderem der „Jüdischen Allgemeinen“.

Er berichtet auch, wie die Geiseln häufig tagelang nichts zu essen bekamen, während ihre Bewacher im Überfluss schwelgten – dank der Hilfsgüter des UNWRA: „Sie aßen wie Könige – Fleisch, Reis, Süßigkeiten. Wir lagen daneben, ausgehungert, fiebrig, in stinkenden Kleidern“, zitiert die „Jüdische Allgemeine“ aus dem Buch. Die Geiseln hätten hingegen oft weder medizinische Versorgung erhalten noch ausreichend Wasser. „Wo war die Welt? Wo war das Rote Kreuz? Wo waren die Vereinten Nationen?“, hatte er während seiner Rede vor dem Sicherheitsrat gefragt.

In der Dunkelheit der Tunnel habe er auch über das Schicksal seiner Familie spekuliert – ohne zu wissen, dass sie längst tot war. Bis zuletzt ließen ihn die Terroristen in dem Glauben, seine Frau und seine Kinder seien noch am Leben. Erst nach seiner Freilassung erfuhr er die Wahrheit. „Es war wie ein zweiter Tod“, sagte er gegenüber Medien. „Ich bin aus der Hölle zurückgekommen. Ich bin zurückgekehrt, um meine Geschichte zu erzählen“, sagte Sharabi.

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