Nach Vorwürfen um angeblich islamistische, antisemitische und frauenfeindliche Vorfälle während der „Islamwoche“ der Kieler Christian-Albrechts-Universität (CAU) hat der Vorstand der islamischen Hochschulgruppe seinen Rücktritt angekündigt. Zuvor solle aber die Aufarbeitung der Vorfälle bei der Veranstaltung zu Ende geführt werden, teilte die Hochschulgruppe in einer Stellungnahme bei Instagram mit.

Die Islamische Hochschulgruppe Kiel (IHG) hatte vom 5. bis 9. Mai eine Aktionswoche veranstaltet. Laut „Kieler Nachrichten“ gab es danach hochschulintern Beschwerden über eine geschlechtergetrennte Sitzordnung. Augenzeugen berichteten, dass Männer und Frauen dazu aufgerufen worden seien, unterschiedliche Eingänge zu nutzen und getrennt voneinander Platz zu nehmen. Frauen sollten sich nach hinten setzen, Männer nach vorne.

Außerdem hätten Besucher antisemitische Aufkleber auf Laptops ausgemacht. Zudem soll ein dem Salafismus zugeordneter Redner einen Auftritt gehabt haben.

Hochschulgruppe: Sitzordnung war freiwillig

Die IHG bedauert nach eigenen Angaben, „dass im Rahmen der diesjährigen Islamwoche ein Referent eingeladen wurde, ohne die gebotene Sorgfalt bei der Auswahl zu gewährleisten“. Überdies lehne die Hochschulgruppe Antisemitismus ausdrücklich ab, heißt es in der Stellungnahme.

Zur geschlechtergetrennten Sitzordnung führte die Hochschulgruppe aus, dass ihr Ziel war, vielen Menschen mit verschiedenen religiösen, kulturellen oder persönlichen Vorstellungen gerecht zu werden. Deswegen sei ein Sitzkonzept mit mehreren Optionen erprobt worden – mit Bereichen mit freier Platzwahl, sowie Bereiche für Menschen, die sich eine „geschlechtersensible“ Sitzordnung wünschten. Diese Aufteilung war laut IHG freiwillig.

„Rückblickend erkennen wir an, dass dieses Konzept missverständlich wirkte, von außen als verpflichtend wahrgenommen wurde und den offenen Anspruch der IHG nicht wiedergegeben hat“, teilte die Hochschulgruppe mit.

Anerkennung der Hochschulgruppe pausiert

Am Donnerstag hatte das Präsidium der Kieler Uni die Hochschulgruppe einbestellt. „In der nächsten Woche möchten wir gerne aus Sicht der Hochschulgruppe hören, wie die Veranstaltung geplant war und wie sie tatsächlich durchgeführt wurde“, sagte Catherine Cleophas, Vizepräsidentin für digitale Transformation, Gleichstellung und Diversität an der CAU.

Cleophas betonte, die Vorwürfe entsprächen in keiner Weise den Leitsätzen der Universität. Bis diese geklärt seien, lasse die Universität zunächst die Anerkennung der IHG ruhen, wodurch die Gruppe auf Privilegien wie etwa die Raumbuchung verzichten müsse. Sollten die Vorwürfe stimmen, würden sie die Anerkennung dauerhaft verlieren.

Insgesamt gibt es laut dem Vizepräsidenten für Studium und Lehre an der Uni, Markus Hundt, an der CAU 85 akkreditierte Hochschulgruppen. Bislang sei man davon ausgegangen, dass diese den Wertekanon der Uni teilen. „Wir verstehen uns als demokratische Hochschule, die für Freiheit, Vielfalt, Antidiskriminierung und Toleranz steht“, sagte er.

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