Nach der jüngsten Rekordrally hat die Kauflaune der US-Anleger nachgelassen. Zurückhaltende Aussagen des Fed-Chefs zu baldigen Zinssenkungen und der schwelende Handelskonflikt trüben die Stimmung.

Die Jagd der US-Indizes nach Höchstständen hat heute eine Auszeit genommen. Der breiter gefasste S&P 500 trat auf der Stelle, der technologielastige Nasdaq 100 verlor 0,9 Prozent.

Zum Start in den Juli und ins zweite Börsen-Halbjahr unternahm dagegen der Dow-Jones-Index der Standardwerte einen Versuch, den Rückstand auf seine rekordhohen Indexkollegen zu verringern. Der US-Leitindex schloss den Handel 0,9 Prozent höher bei 44.495 Punkten und konnte den Abstand zu seiner Bestmarke auf weniger als 600 Punkte reduzieren.

Im Fokus stand heute das von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuer- und Ausgabengesetz, das eine wichtige Hürde im US-Kongress genommen hat. Der US-Senat hat nach einer Marathonsitzung das vermutlich wichtigste Gesetzespaket von Trump in dessen zweiter Amtszeit gebilligt.

Er hat das Paket "Big Beautiful Bill" (großes schönes Gesetz) getauft und will damit zentrale Wahlversprechen umsetzen. Dazu gehören Steuerleichterungen vor allem für Wohlhabende und mehr Geld für Grenzschutz und Verteidigung. 

Unsicherheit über Zinssenkungen in USA

Ein Grund dafür, dass sich die Kauflaune der US-Anleger abgekühlt hat, dürfte aber auch an der Zurückhaltung des US-Notenbankchefs Jerome Powell bei Zinssenkungen liegen. Der oberste US-Währungshüter sagte auf dem Zentralbankforum der EZB im portugiesischen Sintra, er könne nicht sagen, ob es zu früh sei, eine Zinssenkung im Juli zu erwägen. Die Entscheidung werde von den wirtschaftlichen Daten abhängen.

Allerdings gelte es grundsätzlich, abzuwarten und mehr Erkenntnisse über die Auswirkungen der US-Zollpolitik auf die Inflation zu sammeln. "Wir nehmen uns einfach etwas Zeit", fügte er hinzu.

Die Federal Reserve hat den Leitzins dieses Jahr noch nicht angetastet. Er liegt weiter in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent - sehr zum Ärger von US-Präsident Trump. Powell wies jedoch darauf hin, dass die Mehrheit der US-Währungshüter in ihren jüngsten Prognosen davon ausgeht, den Leitzins im weiteren Jahresverlauf zu senken. Die Notenbanker hatten in ihrem jüngsten Zinsausblick zwei Schritte nach unten für 2025 avisiert.

DAX weitet Verlust bis Handelsschluss aus

Nachdem sich der DAX zuletzt wieder etwas erholt hatte, baute er seine Verluste vom Wochenbeginn aus und schloss auf seinem Tagestief. Bis Börsenschluss verlor der deutsche Leitindex ein Prozent auf 23.673 Punkte.

"Der DAX hat jetzt alle Kursgewinne vom Freitag verloren und noch etwas mehr", kommentierte Chef-Marktanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets. Die Hoffnung auf einen erneuten Anlauf auf das Rekordhoch dürfte erst wieder zurückkehren, wenn Klarheit über den Handel mit den USA herrsche und die "drakonischen sektoralen Zölle" wegfielen. "Ansonsten sieht es in den nächsten Tagen trübe aus am deutschen Aktienmarkt".

Wie geht es mit dem Handelskonflikt weiter?

Aus fundamentaler Sicht steht der Zollkonflikt unter Beobachtung: "Das Handelsthema bleibt ebenfalls im Fokus, da die Märkte nun auf feste Vereinbarungen vor Ablauf der von US-Präsident Donald Trump gesetzten Frist am 9. Juli warten", schreibt Anderson Alves, Marktbeobachter beim Broker Activ Trades. Sollte sich bis dahin keine Lösung im Handelsstreit finden, drohen europäischen Unternehmen Zölle von 50 Prozent auf fast alle Exporte in die USA.

"Ich rechne mit anhaltender Unruhe an den Märkten", sagt Christophe Braun, Equity Investment Director bei Capital Group. "Doch sobald sich die handelspolitischen Rahmenbedingungen klären, dürfte dies neue Anlagemöglichkeiten eröffnen."

Ob es zu einem neuen Aufschub kommt, bleibt dagegen abzuwarten. US-Präsident Donald Trump sagte heute etwa, dass er bezweifle, dass es zu einem Handelsabkommen mit Japan kommen werde und drohte mit hohen Strafzöllen von 30 oder 35 Prozent. An eine Verlängerung der bis zum 9. Juli laufenden Frist für die Verhandlungen denke er nicht.

Euro-Inflation legt leicht zu

Leicht belastend dürften auch die neuen Inflationsdaten wirken. Die Verbraucherpreise in der in der Eurozone sind etwas gestiegen und liegen nun genau auf der Zielmarke der Europäischen Zentralbank (EZB). Im Juni betrug die Teuerungsrate in der 20-Länder-Gemeinschaft 2,0 Prozent nach 1,9 Prozent im Mai, wie das EU-Statistikamt Eurostat mitteilte.

"Aktuell helfen auch niedrige Energiepreise", erklärt Cyrus de la Rubia. "Schon 2026 könnten aber preistreibende Faktoren wieder schlagend werden. Die erratische Zollpolitik von Donald Trump sorgt schon jetzt für Staus in vielen Häfen und höhere Transportkosten, langfristig wird das Management von Lieferketten durch den Deglobalisierungstrend erschwert und die Produktion verteuert." Klimaschutzmaßnahmen und der Arbeitskräftemangel seien weitere Faktoren, die die Inflation treiben könnten.

Euro knackt Marke von 1,18 Dollar

Der Kurs des Euro ist heute erstmal seit fast vier Jahren über die Marke von 1,18 Dollar gestiegen. Der Euro ist zum Dollar schon länger wieder im Aufwind. Allein neun Prozent habe die Gemeinschaftswährung in den letzten drei Monaten zulegt, was eines der besten Quartale überhaupt darstelle, so Devisen-Experte Volkmar Baur von der Commerzbank. "Vieles davon ist allerdings mehr auf US-Dollar-Schwäche als auf Euro-Stärke zurückführen."

Euro-Höhenflug besorgt EZB-Vize

Spitzenvertreter der EZB warnen aber vor negativen Folgen eines weiter steigenden Euro-Wechselkurses auf die Wirtschaft. Laut EZB-Vizepräsident Luis de Guindos kann die Zentralbank zwar über einen Anstieg des Euro gegenüber der US-Währung bis auf 1,20 Dollar weitgehend hinwegsehen. "Darüber hinaus wird es viel komplizierter", warnte der Spanier auf Bloomberg TV. Eine starke Währung verteuert Exporte und verbilligt zugleich Importe, was tendenziell das Wachstum dämpft und die Inflation drückt.

Shell bietet für Ladesäulen dynamisches Preismodell an

Shell Deutschland bietet für das Schnellladen von Elektroautos ein dynamisches Preismodell an, das sich am Börsenstrompreis orientiert. "Ziel ist es, E-Autofahrern einen finanziellen Anreiz zu bieten, dann zu laden, wenn Strom besonders günstig ist", erklärte das Unternehmen. Das Angebot startete demnach gestern zunächst als Pilotprojekt an mehr als 1.600 Ladepunkten in Deutschland.

Renault: Milliarden-Verlust wegen Nissan-Beteiligung

Der französische Autobauer Renault hat vor einer milliardenschweren Abschreibung auf seine Beteiligung an Nissan gewarnt. Im ersten Halbjahr werde ein außerordentlicher Verlust in Höhe von 9,5 Milliarden Euro infolge einer Wertminderung anfallen. Renault reduziert schrittweise seinen Anteil an dem japanischen Autokonzern, der mit sinkenden Umsätzen zu kämpfen hat.

Daimler Truck landet auf Moskaus Sanktionsliste

Die russische Regierung hat den deutschen Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck auf eine Sanktionsliste gesetzt. Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der Westen Sanktionen gegen Moskau verhängt. Als Antwort hat auch der Kreml eine eigene Sanktionsliste mit westlichen Unternehmen erstellt.

Boeing bekommt neuen Finanzchef

Der kriselnde US-Flugzeugbauer Boeing bekommt einen neuen Finanzchef. Der bisherige Finanzvorstand von Lockheed Martin, Jesus "Jay" Malave, übernehme den Job zum 15. August von Brian West, teilte Boeing mit. West hatte für den Konzern eine der größten Kapitalbeschaffungen der US-Geschichte organisiert, weil Boeing nach mehreren Verlustjahren in Folge dringend frisches Geld benötigte.

Finanzinvestor übernimmt Mehrheit an Uvex

Der fränkische Hersteller von Schutzausrüstung und Spezialbrillen, Uvex, wird in Teilen an einen Finanzinvestor verkauft. Das teilte das Unternehmen am Firmensitz in Fürth mit. Die Private-Equity-Firma Warburg Pincus werde die Mehrheit an dem Unternehmen erwerben, hieß es. Die Gesellschafterfamilien Winter und Grau blieben mit "einem signifikanten Minderheitsanteil" beteiligt.

Merck schließt Milliarden-Übernahme ab

Der Darmstädter Merck-Konzern hat die größte Übernahme im Pharma-Geschäft seit fast 20 Jahren abgeschlossen. Der Kauf des US-Krebsspezialisten Springworks Therapeutics für rund drei Milliarden Euro ist in trockenen Tüchern, wie das DAX-Unternehmen mitteilte. Mit der Übernahme will Merck ein Geschäft rund um die Behandlungen von seltenen Tumoren aufbauen, wo der Konzern eine Therapielücke sieht. 

Rüstungshersteller Diehl im Aufwind

Der Nürnberger Rüstungskonzern Diehl profitiert massiv von der europaweiten Aufrüstung und will im laufenden Jahr die Schwelle von fünf Milliarden Euro Umsatz überspringen. 2024 schnellte der Umsatz des Familienkonzerns um 21 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro, wie Finanzchef Jürgen Reimer auf der Bilanzpressekonferenz heute sagte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) stieg um 79 Prozent auf 460,3 Millionen Euro, der Nettogewinn verdoppelte sich nahezu auf 343,5 Millionen Euro.

Lyten kauft Northvolt-Werk in Polen

Der US-Batteriehersteller Lyten kauft nach eigenen Angaben die polnische Anlage des insolventen schwedischen Batterieherstellers Northvolt in Gdańsk (Danzig). Dort sollen die leichten Lithium-Schwefel-Batteriezellen des Unternehmens hergestellt werden. Angaben zum Kaufpreis gab es zunächst nicht. Das Unternehmen will seine Produktionskapazitäten erweitern, um der wachsenden Nachfrage nach Batterien gerecht zu werden. Die Produktion soll demnach sofort wiederaufgenommen werden.

NASA will Spaziergänge im All auf Netflix streamen

Die NASA plant, besondere Momente der Raumfahrt künftig live bei Netflix zu streamen. Wie die US-Raumfahrtbehörde mitteilte, soll das Format zum Beispiel Raketenstarts, Astronauten-Spaziergänge im All und Aufnahmen der Erde von der Raumstation ISS aus zeigen. Bisher können Interessierte wichtige NASA-Momente bereits gratis auf der Webseite der Behörde verfolgen. Der Start des Netflix-Angebots ist in diesem Sommer geplant.

Brainlab lässt Börsengang ebenfalls platzen

Nach Autodoc macht auch der zweite deutsche Börsenkandidat in diesem Sommer einen Rückzieher. Der Münchner Medizintechnik-Softwareanbieter Brainlab sagte den für Donnerstag geplanten Börsengang heute kurz nach dem Ende der Zeichnungsfrist ab. Den Börsengang später nachzuholen, werde weiterhin geprüft, hieß es in der Mitteilung.

Condor baut City-Netz nach Frankfurt aus

Die deutsche Fluggesellschaft Condor baut ihr Netz mit innereuropäischen Städteverbindungen aus. Wichtigstes Ziel ist es nach den Worten des Condor-Chefs Peter Gerber unter anderem, die Langstreckenflüge in Frankfurt mit Zu- und Abbringerflügen zu versorgen. Dazu kommen Passagiere im Punkt-zu-Punkt-Verkehr und Kunden anderer Airlines, die in Frankfurt nicht zur Lufthansa umsteigen. Entsprechende Gespräche führe man beispielsweise mit American Airlines, El Al und Korean Air.

Im Sommerflugplan 2026 will Condor mit Barcelona, Budapest und Venedig drei zusätzliche City-Ziele anfliegen. Zudem werden die Flüge zu den bisherigen neun Destinationen aufgestockt. Dafür muss die Gesellschaft ihr touristisches Angebot an einigen Destinationen ausdünnen. Das spanische Malaga soll etwa nicht mehr angeflogen werden.

SAS will 55 Embraer-Flugzeuge kaufen

Die skandinavische Fluggesellschaft SAS will mehr als 50 Flugzeuge des brasilianischen Herstellers Embraer kaufen. Es sei ein Vertrag für den Erwerb von 55 Maschinen des Typs E195-E2 unterzeichnet worden, teilte Unternehmenschef Anko van der Werff heute in Kopenhagen mit. Der Kaufpreis wurde mit 25 Milliarden dänischen Kronen (3,35 Milliarden Euro) angegeben. Die ersten der neuen Embraer-Flugzeuge sollen den Angaben zufolge 2027 ausgeliefert werden.

Tesla-Aktien wegen Fehde zwischen Trump und Musk unter Druck

Die Aktien von Tesla sind im Zuge des Streits von Konzernchef Elon Musk und US-Präsident Trump unter Druck geraten. In der Spitze betrug der Kursverlust bis zu acht Prozent. Musk attackierte erneut das von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuer- und Ausgabengesetz. Im Gegenzug schrieb Trump auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social: "Elon bekommt vielleicht mehr Subventionen als jeder andere Mensch in der Geschichte, und zwar mit Abstand, und ohne Subventionen müsste Elon wahrscheinlich seinen Laden schließen und zurück nach Hause nach Südafrika gehen."

Apple soll 111 Millionen wegen Patentverletzung zahlen

Der iPhone-Hersteller Apple will gegen ein US-Gerichtsurteil vorgehen, nach dem er wegen einer Patentverletzung 110,7 Millionen Dollar an eine spanische Firma zahlen soll. Nach dem Urteil eines Schwurgerichts in Delaware hat Apple mit den Mobilfunkchips in seinen iPhones, iPads und Apple Watches die Rechte der Firma TOT Power Control aus Barcelona verletzt.

Kurzlebige Sonderkonjunktur für US-Automarkt

Viele US-Kunden waren im Frühjahr verstärkt in die Autohäuser gekommen, um vor Inkrafttreten der US-Zölle auf importierte Autos und Teile noch günstiger an neue Wagen zu kommen. Nach Einschätzung des Analyseunternehmens J.D. Power trieb dies den Absatz im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 2,5 Prozent nach oben. Die drohenden hohen Zölle auf Autos und Teile haben den Neuwagenverkäufen in den USA aber nur einen kurzen Schub beschert.

General Motors lieferte im zweiten Quartal zwar über sieben Prozent mehr Autos aus als im Jahr zuvor. Doch nach überraschend starken Zahlen im April und Mai schwächte sich die Entwicklung im Juni wieder ab. Ford verzeichnete im Quartal dank einer Rabattaktion sogar ein Absatzplus von 14 Prozent - doch das galt nicht mehr für Juni. Auch Toyota kam im abgelaufenen Quartal in den Vereinigten Staaten auf ein Plus von sieben Prozent - doch im Juni stagnierte der Absatz.

Stellantis drohen Werksschließungen wegen CO2-Vorgaben

Dem Autohersteller Stellantis drohen wegen der strengen CO2-Vorgaben der EU nach Ansicht seines Europachefs Werksschließungen. Ohne deutliche Änderungen der regulatorischen Lage bis zum Jahresende müsse das Unternehmen "harte Entscheidungen" treffen, sagte Jean-Philippe Imparato in Rom.

Der französisch-italienische Konzern sei sonst in "zwei bis drei Jahren" Strafzahlungen von bis zu 2,5 Milliarden Euro ausgesetzt, da die Ziele für die Branche immer noch unerreichbar seien. Die EU-Vorschriften sehen hohe Strafen für Hersteller vor, die die Emissionsziele für ihre Fahrzeugflotten nicht erreichen.

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