Der mutmaßliche Betreiber der Darknet-Drogenumschlagsplattform „Archtetyp“ war offenbar Spender der AfD. Das zeigen neue Recherchen von WELT. Der Deutsche war vor rund drei Wochen in Barcelona festgenommen worden.
Das Bundeskriminalamt (BKA) war es zuvor gelungen, den 30-jährigen Marc H. als Administrator eines der am längsten operierenden Drogen-Marktplätze im Darknet zu identifizieren und „Archetyp“ abzuschalten. Nach Angaben des BKA wurden über die Plattform Transaktionen im Wert von rund 250 Millionen Euro abgewickelt. Rund fünf Prozent Provision sollen dabei die Betreiber eingestrichen haben. Das wären rund 12,5 Millionen Euro.
Der Name von H. und der Herkunftsort seiner Familie finden sich in einer Datenbank für Parteispenden. Demnach überwies er im Jahre 2023 rund 13.000 Euro an die AfD. Die Partei verwies auf Anfrage darauf, ihr Schatzmeister sei im Urlaub, werde die Angelegenheit aber prüfen.
Für den Fall, dass sich Hs. Verwicklung in das kriminelle Geschäft bestätigt, stellt sich die Frage, wie die AfD mit dem mutmaßlichen Schwarzgeld umgeht.
„Archetyp“ galt als eine Art Amazon für Drogen. Per Mausklick konnten sich Kunden hier Rauschmittel, darunter auch harte Stoffe wie Heroin, vor die Tür liefern lassen.
H. war laut Medienberichten stets um eine seriös anmutende Geschäftsabwicklung bemüht. Die katalanische Tageszeitung „La Vanguardia“ berichtet, H. habe die Plattform nach dem Mantra „Keine Waffen, keine Pornografie, kein Rassismus, keine Gifte, keine Betrügereien“ geführt. Videos des BKA zeigen, wie professionell die Benutzeroberfläche des Marktplatzes gestaltet war. Mit wenigen Mausklicks konnten alle erdenklichen Substanzen geordert werden.
Ein gutes Leben
H. ermöglichte der Erfolg im Darknet offenbar ein luxuriöses Leben. Während der Deutsche im Netz vor allem mit Alias-Namen wie „Big Boss Chef Of Archetyp“ unterwegs war und versuchte, kein Aufsehen zu erregen, veröffentlichte ein Familienmitglied auf Facebook Fotos und Videos von Barcelona-Besuchen. Auf einigen dieser Aufnahmen ist der pompöse Apartmentkomplex in Strandnähe zu sehen, in dem H. Mitte Juni festgenommen wurde.
Auf einem Foto hielt H. eine Champagnerflasche im Wert von mehr als 300 Euro in der Hand, andere Aufnahmen zeigen seine rote Corvette mit rumänischem Kennzeichen. Auch in Bukarest fanden laut Behördenangaben Razzien im Kontext der Abschaltung von „Archetyp“ statt.
Laut „La Vanguardia“ beschrieben Nachbarn H. als höflich und unauffällig. Er galt als klassischer „Computer-Nerd“ und erzählte von sich, als Internetunternehmer sein Geld zu verdienen. Die Polizei soll rund 7,8 Millionen Euro in Kryptowährungen und Immobilienbesitz in Deutschland beschlagnahmt haben. H. wurde mittlerweile nach Deutschland überstellt, ihm könnten 15 Jahre Haft drohen.
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