Aus Sicht des Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands ist der Vorstoß von Bundesbildungsministerin Karin Prien (CDU) für Migrationsquoten an Grundschulen in der Praxis zum Scheitern verurteilt. „Wenn wir einfach eine Migrationsquote ansetzen, dann werden wir an der Umsetzung scheitern“, sagte Stefan Düll der „Augsburger Allgemeinen“: „Das Ausweichverhalten deutscher Eltern - raus aus dem staatlichen System und hin zu Privatschulen - ginge radikal nach oben.“
Grundsätzlich dürfe man nicht nur vom Migrationshintergrund ausgehen, sondern müsse den Sprachstand eines Kindes zugrundelegen, fügte er hinzu: „Es gibt schließlich auch Kinder mit Migrationshintergrund, die schon in Deutschland geboren sind und auch die Sprache beherrschen.“
Sprachschwierigkeiten müsse man schon vor der Grundschule auffangen, ergänzte Düll - im Kindergarten oder in Zusatzkursen. Ein Vorbild sei hier Bayern, das bei Vorschulkindern den Sprachstand erhebe. Zudem müsse der Staat in Förderkurse investieren. Er begrüße deshalb, dass die Bundesbildungsministerin die Debatte neu angestoßen habe.
Prien hatte jüngst eine Obergrenze für Kinder mit Migrationshintergrund an Schulen als „ein denkbares Modell“ bezeichnet und dabei auf gute Erfahrungen aus dem Ausland verwiesen.
„Ideal-Idee“ mit Umsetzungsproblemen
Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) hatte sich Düll bereits am Freitag kritisch zu Priens Vorschlag geäußert: „Das ist eine Ideal-Idee, die an sich einleuchtet. Aber die Umsetzung bringt verschiedene Probleme mit sich.“
Wenn etwa in einer Klasse die Zahl der Kinder, die Deutsch nur sehr unvollkommen beherrschen, 90 Prozent betrage, dann fehle das Lernen am Modell: „Dann wird es schwer, dass die Kinder Deutsch außerhalb des Unterrichts überhaupt benutzen, die sprechen auf dem Schulhof trotzdem in ihrer Muttersprache.“ Eine bessere Durchmischung der Klassen mit deutlich niedrigerem Migranten-Anteil biete also große Vorteile.
Dies sei aber nicht einfach zu bewerkstelligen. In seiner Heimatstadt Augsburg etwa habe knapp die Hälfte der Bevölkerung einen Migrationshintergrund. „Wo sollen denn die Kinder herkommen, die für die Durchmischung sorgen?“, so Düll. Zudem sei es auch aus pädagogischer Sicht ratsam, wenn Kinder in ihrem Bezirk eingeschult würden und den Schulweg zusammen machen könnten.
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