50 Prozent Importzoll haben die USA auf Waren aus Brasilien angekündigt. Was den Präsidenten des Landes, Lula da Silva, kaum aus der Ruhe bringt. Doch in der Bevölkerung wächst die Wut auf die US-Politik.
Die Wut auf US-Präsident Donald Trump und seine als respektlos und aggressiv empfundene Zollpolitik brachte gestern Abend in mehreren brasilianischen Städten die Menschen auf die Straßen. Laut Presseberichten waren es etwa 3.000 im Zentrum von Rio de Janeiro, 15.000 in der Wirtschaftsmetropole São Paulo. Dort verbrannten sie eine Trump-Puppe, wie in sozialen Medien zu sehen war.
"Ein Importzoll von 50 Prozent auf Produkte aus Brasilien sind keine wirtschaftliche Maßnahme, das ist ein Angriff auf unsere Demokratie", brachte es ein junger Mann in Rio de Janeiro auf den Punkt, was viele Brasilianerinnen und Brasilianer denken - der Staatspräsident eingeschlossen.

Ein klares Zeichen gegen die US-Zollpolitik: In Sao Paulo zündeten Demonstrierende eine Puppe an, die US-Präsident Trump darstellen sollte.
Doch Lula da Silva gab sich in einem Interview im größten Fernsehkanal des Landes deutlich gemäßigter. Der Präsident wunderte sich vor allem über Trumps förmlichen Umgang:
Lula gibt sich trotz drohender US-Zölle gelassen
Gemeint war der Brief, mit dem Trump seinen Plan angekündigt hat, ab dem 1. August 50 Prozent Einfuhrzoll auf alle Waren aus Brasilien zu verhängen - also vor allem auf Erdöl, Metalle, Kaffee, Soja und Orangensaft. Lula bekräftigte, dass es Gegenzölle geben werde: "Jetzt müssen wir uns schützen und nach anderen Partnern suchen, die unsere Produkte kaufen".
Er betonte außerdem, dass der Handel zwischen Brasilien und den Vereinigten Staaten nur 1,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts Brasiliens ausmache. "Es ist nicht so, dass wir ohne die Vereinigten Staaten nicht überleben können", so der Präsident.
Lula kann sich seine entspannte Haltung zu dem Streit leisten, denn tatsächlich ist längst China der mit Abstand wichtigste Handelspartner Brasiliens. Genau das mache Brasilien zur Zielscheibe Trumps, analysiert Guilherme Casarões, Wirtschaftswissenschaftler der Getulio-Vargas-Stiftung in São Paulo: "Brasilien ist eine wichtige Brücke in Lateinamerika, ist Mitglied der BRICS und hat ein gutes Verhältnis zu China." Das mache Brasilien zu einem bevorzugten Ziel US-amerikanischer geopolitischer Bewegungen, die China und den chinesischen Einfluss aus der Region heraushalten wollten, so der Experte.
Spielt der Prozess gegen Bolsonaro eine Rolle?
Eigentlich gehe es Trump darum, Brasilien zu erpressen, lautet der Tenor in den meisten Medien des Landes. Dabei gehe es um den Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, den Trump offen unterstützt, während Bolsonaro sich vor dem höchsten Gericht des Landes wegen Hochverrats verantworten muss. Ihm wird vorgeworfen, seine Anhänger nach der verlorenen Wahl 2023 zu einem Staatsstreich aufgerufen zu haben.
Bolsonaro wiederum schrieb beim Kurznachrichtendienst X, in Brasilien herrsche keine Freiheit mehr, es sei kein Rechtsstaat und habe seine Werte verraten, die es immer mit der freien Welt verbunden habe. Das Urteil gegen ihn wird im September erwartet.
Kai Laufen, SWR, tagesschau, 11.07.2025 10:27 UhrHaftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.