Haben deutsche Medien die afghanische Herkunft einer Ausnahmeschülerin verheimlicht? Das zumindest war in den vergangenen Tagen ein häufig erhobener Vorwurf in den sozialen Medien. Eine Recherche von ZDF Heute zeigt nun, dass sich der betreffende Fall ganz anders darstellt als von Influencern und Social-Media-Nutzern behauptet.
Was war passiert? In Bonn hat kürzlich Lina Heider ihr Abitur abgelegt – im Alter von nur elf Jahren. Diese Leistung wurde in der öffentlichen Diskussion jedoch schnell zur Nebensache. Denn auf Instagram und Co. machte die Behauptung die Runde, Heiders Familie sei aus Afghanistan geflüchtet – deutsche Medien würden diese Information jedoch verschweigen. Vielfach wurden Neid und Rassismus als Gründe vermutet.
Das ZDF etwa zitiert Kommentare, die unter seinem eigenen Instagram-Beitrag zum Thema hinterlassen worden waren: „Lina Heider ist ein Hazara-Mädchen aus Afghanistan!“ – „Wenn es negative Schlagzeilen oder Hetze gegen Migrant*innen gibt, verweist ihr vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk doch auch nicht zögerlich auf die Herkunft.“ Und: „Klar, damit kannste keinen Hass schüren“, sowie „weil die deutschen Medien vor Neid platzen, wenn sie erfahren, dass ein Ausländer besser ist als die“.
Auch reichweitenstarke Influencer wie Tarek Baé, dem vorgeworfen wird, Verbindungen zu islamistischen Kreisen zu unterhalten, äußerten sich in diese Richtung. Er postete etwa die Behauptung: „Ihre Eltern flüchteten aus Afghanistan nach Deutschland. Das erwähnt kein Medium.“
„Ich habe mich bei der Familie für die Weiterverbreitung entschuldigt“
Weder Lina Heider noch ihre Familie haben allerdings afghanischen Migrationshintergrund. Das berichtet ZDF Heute nun unter Berufung auf die Familie der Abiturientin. Lina Heider sei in Deutschland geboren, habe die Familie erklärt. Die Familie habe keinen Fluchthintergrund, auch die Eltern kämen nicht aus Afghanistan. Derzeit wolle man keine weiteren Stellungnahmen zu dem Vorgang abgeben und bitte, die Privatsphäre der Familie zu respektieren.
Auch Tarek Baé stellte die Fehlinformation auf seinem Instagram-Account richtig: „Die Eltern sind nicht aus Afghanistan geflüchtet“, heißt es dort. „Ich habe mich bei der Familie für die Weiterverbreitung entschuldigt.“
Einem früheren ZDF-Beitrag zufolge hat Lina Heider mehrfach Klassen übersprungen. Nach anfänglicher Skepsis, ob ein so junges Mädchen in der Oberstufe bestehen könne, habe man aber schnell gemerkt, dass dies der richtige Ort sein könnte, sagt in dem Beitrag der Ansprechpartner für Begabtenförderung der Schule.
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