Dieser Medienbericht sorgte am Wochenende für Aufsehen: Laut „Bild“ könnten den gesetzlichen Kassen im Jahr 2027 mehr als zwölf Milliarden Euro fehlen. Die Beiträge der Versicherten müssten bei einem solchen Szenario deutlich steigen – von derzeit durchschnittlich 17,5 Prozent auf möglicherweise 18,3 Prozent im übernächsten Jahr. Experten und Beteiligte äußerten sich in der Zeitung, aber auch an anderer Stelle.

Deutliche Worte fand etwa Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse (TK) auf dem Karrierenetzwerk LinkedIn. Zunächst bestätigte er den „Bild“-Bericht indirekt: „Liebes Bundesministerium für Gesundheit, kein Problem, ich bestätige diese Prognose gerne. Dafür muss man nämlich weder hellseherische Fähigkeiten haben noch ein Finanzgenie sein, sondern nur die aktuellen Zahlen anschauen: Die Ausgaben steigen um sechs bis acht Prozent pro Jahr. Wie genau soll das also ohne Beitragssatzerhöhung und grundlegende Reformen funktionieren? Und das ist auch kein Geheimnis, ich selbst und viele andere weisen seit Langem darauf hin.“

Genau wie Finanzminister Lars Klingbeil – der in „Bild“ mit den Worten zitiert wird: „Wir brauchen Strukturreformen, um die Beiträge dauerhaft stabil zu halten“ – dränge er, Baas, seit Jahren auf Reformen. Und er hat auch einen Vorschlag, was sich ändern müsste.

Weiter schreibt der Krankenkassen-Funktionär: „Ein Versicherungssystem muss sich in sich selbst und ohne Zuschüsse tragen können, und wir brauchen dringend echte Strukturreformen. Allerdings unterschlagen Sie (gemeint ist Lars Klingbeil, d. Red.) das winzige Detail, dass unsere Versicherten und ihre Arbeitgeber jedes Jahr alleine schon zehn Milliarden Euro für die Versicherung von Bürgergeld-Empfängern aufbringen müssen! Eine Aufgabe, die unzweifelhaft in Ihr Ressort und von Steuern finanziert gehört.“

Der TK-Chef schließt seinen Appell mit den Worten: „Wir verzichten gerne auf ‚Zuschüsse‘, wenn Sie uns nur endlich die Gelder zukommen lassen, die uns zustehen. Damit könnte der Beitragssatzanstieg übrigens fast komplett vermieden und die gewonnene Zeit für echte Reformen genutzt werden.“

Haben wir zu viele Krankenkassen?

In einem weiteren Artikel zu dem Thema zitiert „Bild“ ebenfalls den Chef der Techniker Krankenkasse (12 Millionen Mitglieder), lässt aber auch noch andere Experten zu Wort kommen.

Etwa den CDU-Gesundheitsexperten Hendrik Streeck, der in der Zeitung eine „Gesundheitswende“ fordert: „Weg vom Reparatursystem, hin zu einem System, das Gesundheit belohnt und nicht mehr Krankheit“. Dafür brauche es ein Mehr an Prävention und „Vorsorge für gesunde Lebensweisen“. Konkret fordert Streeck: „Wir sollten Vorsorgeuntersuchungen, wie wir sie für Kinder längst etabliert haben, deutlich auf Erwachsene ausweiten – um Erkrankungen wie Krebs oder metabolische Syndrome früher zu erkennen und schwere, teure Verläufe zu verhindern.“

Politiker Klaus Holetschek, Chef der CSU im Bayerischen Landtag, bringt hingegen eine andere Idee in die Debatte ein: „Es kann nicht sein, dass wir über Milliardendefizite reden, aber gleichzeitig fast 100 gesetzliche Krankenkassen mitfinanzieren.“

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