Die Zukunft von Russlands einzigem Flugzeugträger, der „Admiral Kusnezow“, ist ungewisser denn je. Die Arbeiten an dem Schiff, das seit 2017 in der Werft Nr. 35 in Murmansk liegt, wurden laut übereinstimmenden Berichten der regierungsnahen Zeitung „Iswestija“ bereits vor einiger Zeit eingestellt.
In den kommenden Wochen soll zwischen dem russischen Verteidigungsministerium, dem Marinehauptkommando und der United Shipbuilding Corporation (USC) eine endgültige Entscheidung über Fortführung oder Abbruch der Modernisierung getroffen werden.
Die „Admiral Kusnezow“, 1985 vom Stapel gelaufen und 1990 in Dienst gestellt, galt einst als Flaggschiff der russischen Seemacht. Nach einem Einsatz im Syrien-Krieg 2016/17 wurde das Schiff zur Generalüberholung eingedockt. Doch diese verlief alles andere als planmäßig: Seitdem gerät das Schiff immer wieder in die Schlagzeilen.
2018 wurde es beschädigt, als das Schwimmdock unter ihm sank. Ein Jahr später brach durch Schweißarbeiten ein Großbrand an Bord aus, bei dem zwei Menschen starben. Weitere Brände und technische Defekte folgten. Im Jahr 2021 wurde zudem der zuständige Werftdirektor wegen Veruntreuung verhaftet.
Die geplanten Kosten für Reparatur und Modernisierung lagen ursprünglich bei rund 60 Milliarden Rubel (etwa 650 Millionen Euro). Für die Behebung der Schäden nach dem Brand wurden später zusätzliche Mittel in Höhe von 350 Millionen Rubel veranschlagt. Trotz Teilerfolgen – etwa bei der Instandsetzung des Unterwasserschiffs – blieb die Fertigstellung mehrfach hinter dem Zeitplan zurück.
„Flugzeugträger gehören der Vergangenheit an“
Nach Einschätzung des früheren Pazifikflotten-Kommandeurs Sergej Awakjanz ist das Konzept klassischer Flugzeugträger überholt. „Flugzeugträger gehören der Vergangenheit an. Eine riesige, teure Konstruktion, die mit modernen Waffen in wenigen Minuten zerstört werden kann“, sagte Awakjanz gegenüber „Iswestija“. Die Zukunft der Marine liege in Robotersystemen und unbemannten Flugzeugen.
Andere Stimmen innerhalb des Militärs sehen das anders. So erklärte der pensionierte Konteradmiral Michail Tschekmasow, dass laut strategischer Doktrinen sowohl die Nord- als auch die Pazifikflotte jeweils über eine Flugzeugträgereinheit verfügen sollten. Hauptmann 1. Rangs, Wassili Dandykin, verwies zudem auf den Aufbau von Flugzeugträgerflotten in Ländern wie Indien und China und betonte, dass auf Luftunterstützung bei Operationen auf hoher See nicht verzichtet werden könne.
Der Militärexperte Ilja Kramnik vom Institut für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen hält eine Verschrottung der „Admiral Kusnezow“ dennoch für wahrscheinlich. Das Schiff sei alt, seine Maschinenanlage unzuverlässig. Kramnik plädiert für einen Neubau auf Basis moderner Technik und mit reduziertem Format. Auch die Möglichkeit, künftig chinesische trägergestützte Flugzeuge oder Aufklärungssysteme einzusetzen, werde in Expertenkreisen diskutiert.
Im März 2024 hatte der russische Inlandsgeheimdienst FSB eigenen Angaben zufolge einen Anschlagsversuch auf den Flugzeugträger vereitelt. Ein russischer Soldat auf dem Schiff sei vom ukrainischen Geheimdienst kontaktiert worden, um eine Explosion an Bord zu verüben. Der Soldat habe den Vorfall jedoch den Behörden gemeldet.
Ein Teil der ehemaligen Besatzung – ursprünglich rund 1500 Mann – wurde laut Medienberichten bereits zu einer Bodeneinheit zusammengefasst und in der Ukraine eingesetzt. Ob die „Admiral Kusnezow“ ein letztes Mal repariert oder endgültig außer Dienst gestellt wird, dürfte auch vom weiteren Verlauf des Ukraine-Krieges abhängen.
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