Es soll ein deutliches Symbol für den Standort Deutschland werden, wenn die Chefs deutscher Großunternehmen heute Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in Berlin treffen. Im Rahmen der Initiative „Made for Germany“ sagen 61 Unternehmen und Investoren zu, in den kommenden Jahren zusammen 631 Milliarden Euro im Land zu investieren. Vertreter der Initiative stellen ihre Vorhaben am Nachmittag der Regierung bei einem Treffen im Bundeskanzleramt vor, neben Merz sollen daran Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) und Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) teilnehmen. Die Manager werden neben ihren Investitionsvorhaben auch konkrete Erwartungen an die Politik formulieren.
„Deutschland braucht ein neues Betriebssystem – ausgerichtet auf Wachstum, Technologie und Wettbewerbsfähigkeit. Die Zeit dafür ist jetzt“, sagt Siemens-Chef Roland Busch, der die Initiative mit angestoßen hat. Politik und Wirtschaft müssten „eine neue Form der Zusammenarbeit etablieren und gemeinsam Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen“. Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing fordert, bei allen politischen Entscheidungen darauf zu achten, „dass sie Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit fördern“. Dann würden Unternehmen aus dem In- und Ausland auch wieder im Land investieren. Aus seiner Sicht sind die Zusagen der Initiative nur der Anfang. Die Summe von 631 Milliarden Euro umfasst Investitionen in Sachanlagen, Ausgaben für Forschung und Entwicklung sowie Zusagen internationaler Investoren. Ein dreistelliger Milliardenbetrag entfällt den Initiatoren zufolge auf Neuinvestitionen.
Die beteiligten Unternehmen bilden das ganze Spektrum der deutschen Wirtschaft ab. Neben Banken und Industriekonzernen sind auch Start-ups, Pharma-, Telekom- und Energieunternehmen beteiligt. Zu den internationalen Namen auf der Liste zählen unter anderem der Chiphersteller Nvidia und die Investoren Blackstone, KKR und Temasek. Zu den Initiatoren zählen neben Busch und Sewing der Chef der Kommunikationsberatung FGS Global, Alexander Geiser, und Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE („Bild“, WELT).
Für Bundeskanzler Merz ist der „Investitionsgipfel“ das zweite Treffen dieser Art innerhalb kurzer Zeit. Schon in der vergangenen Woche hatte er Investoren zu einem Gespräch im Kanzleramt empfangen, damals allerdings ohne konkrete Zusagen und ohne dass Inhalte des Gesprächs nach außen drangen.
Die Initiative „Made for Germany“ leiste einen wichtigen Beitrag für mehr Wirtschaftswachstum und die Zukunftsfähigkeit des Standorts, lobt der Kanzler vorab. „Zugleich senden sie ein kraftvolles Signal an internationale Unternehmen, wieder stärker in Deutschland zu investieren.“ Merz hatte vergangene Woche in seiner „Sommerpressekonferenz“ gesagt, er sei „erstaunt und wirklich auch persönlich sehr erfreut darüber, zu sehen, wie positiv Deutschland von außen als Investitionsstandort gesehen wird“. Es brauche eine bessere Grundstimmung in Deutschland.
Aus Sicht der Unternehmen braucht das Land aber dringend auch bessere Strukturen. Die als politisch dringend erachteten Handlungsfelder reichen von der Beschleunigung von Infrastrukturprojekten und der Senkungen von Energiekosten über Verbesserungen am Arbeitsmarkt und Bürokratieabbau bis zur Stärkung von Kapitalmärkten und einer Förderung von Dekarbonisierungs-Bemühungen auf europäischer Ebene.
Gerade für Merz und Reiche passen viele der Forderungen zum Programm der Bundesregierung. Die CDU hat gerade einen „Herbst der Reformen“ angekündigt. Außerdem versucht die Regierung, ihre bisherigen Maßnahmen wie den „Investitionsbooster“ in ein gutes Licht zu rücken. „Mit dem Sofortprogramm haben wir bereits wichtige Erleichterungen bei den Unternehmenssteuern und den Energiepreisen auf den Weg gebracht“, sagt Reiche. Das durch die Initiative entgegengebrachte Vertrauen sei ein klarer Auftrag. „Wir arbeiten weiter mit Hochdruck daran, Deutschland als Investitionsstandort noch attraktiver zu machen.“
Finanzminister Klingbeil betont die Bedeutung von öffentlichen und privaten Investitionen. „Wir wollen, dass jetzt massiv in die Zukunft unseres Landes investiert wird“, sagt er. Deutschland sei ein Land, das die besten Köpfe aus aller Welt anziehen kann. „Wir sind damit gerade jetzt – in Zeiten globaler Unsicherheiten und Umbrüche – ein sicherer Hafen für Investoren aus aller Welt.“
Daniel Zwick ist Wirtschaftsredakteur in Berlin und berichtet für WELT über Wirtschafts- und Energiepolitik, Digitalisierung und Staatsmodernisierung.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.