Deutsche Verbraucher verlieren im Schnitt 763 Euro pro Jahr durch Zahlungsbetrug. Das geht aus einer Studie der Finanztechnologie-Plattform Adyen hervor, die WELT exklusiv vorliegt. Damit verharrt das Betrugsrisiko auf hohem Niveau.
Immerhin: Die Summe ist in Deutschland etwas zurückgegangen – vor einem Jahr lag der durchschnittliche Wert noch bei 811 Euro. Weltweit ist der durch Betrug verursachte finanzielle Schaden bei Verbrauchern jedoch im vergangenen Jahr um 26 Prozent gestiegen.
Die Adyen-Studie gehört zu den umfangreichsten Untersuchungen in diesem Bereich. Das britische Marktforschungsinstitut Censuswide hat mehr als 40.000 Verbraucher in mehreren Ländern befragt, in Deutschland waren es 2000 Befragte.
Die Auswertung zeigt auch: Es gibt deutliche Unterschiede in den Altersklassen. So verloren Verbraucher der Generation Z im Schnitt nur noch 397 Euro durch Betrug – ein deutlicher Rückgang von 57 Prozent gegenüber dem Vorjahr, als es noch 934 Euro waren. Bei den Millennials lag der durchschnittliche Schaden mit 747 Euro über dem Wert vom Vorjahr (660 Euro).
Auch die Babyboomer konnten ihre Verluste reduzieren: Sie verloren im Schnitt 697 Euro statt wie im Vorjahr 967 Euro. Ganz anders zeigt sich das Bild bei der Generation X: Dort stiegen die durchschnittlichen Schäden deutlich – von 825 Euro auf 1230 Euro, ein Plus von 49 Prozent.
„Künstliche Intelligenz macht es Betrügern leichter denn je, Menschen zu täuschen“, sagt Brigette Korney, Global Head of Risk & Fraud Prevention bei Adyen. Betrüger formulierten heute mithilfe von KI fehlerfreie E-Mails oder SMS und klonten sogar ganze Marken-Webseiten, sagt die Expertin.
Verbraucherschützer warnen immer wieder vor gefälschten Online-Shops, in denen beispielsweise Smartphones oder E-Bikes deutlich günstiger verkauft werden als in anderen Shops. Aber auch Möbel, Bekleidung, Modellbauzubehör und Werkzeuge werden aktuell bei gefälschten Shops vermehrt angeboten, warnt die Verbraucherzentrale Hamburg.
Zwar können Verträge, die online abgeschlossen werden, eigentlich auch widerrufen werden. „Doch hilft der Widerruf wenig, wenn der Shop das Geld nicht herausrückt“, heißt es bei der Verbraucherzentrale. Die Verbraucherzentralen unterhalten einen Fakeshop-Finder unter verbraucherzentrale.de/fakeshopfinder.
Darüber hinaus gibt die Verbraucherzentrale Hamburg sieben Tipps, wie Sie sich vor Betrug schützen können:
Vorsicht bei auffällig günstigen Angeboten
Wenn ein Online-Shop Waren deutlich günstiger anbietet als die Konkurrenz, ist Skepsis angebracht. Solche Preise können ein Hinweis auf Betrug sein.
Impressum sorgfältig prüfen
Fehlen im Impressum wichtige Angaben wie Name, Adresse oder Kontaktdaten des Betreibers – oder existiert kein Impressum – sollte keine Bestellung erfolgen. In einigen Fällen werden auch fremde Daten missbraucht, um Seriosität vorzutäuschen.
Handelsregistereintrag kontrollieren
Über das offizielle Registerportal handelsregister.de lässt sich überprüfen, ob ein Unternehmen tatsächlich unter der angegebenen Nummer registriert ist. Wird eine falsche oder nicht existente Handelsregisternummer verwendet, deutet das auf einen unseriösen Anbieter hin.
Gütesiegel auf Echtheit prüfen
Seriöse Shops nutzen anerkannte Prüfsiegel wie „Trusted Shops“ oder „Safer Shopping“. Diese sollten anklickbar sein und auf eine Zertifizierungsseite führen. Fehlt diese Verlinkung, handelt es sich möglicherweise um ein gefälschtes Siegel.
Online-Bewertungen berücksichtigen
Eine kurze Internetsuche nach dem Namen des Shops kann Hinweise auf Erfahrungen anderer Käufer liefern. Negative Bewertungen oder Warnungen auf Verbraucherportalen sprechen gegen eine Bestellung.
Bankverbindung abgleichen
Wenn ein Shop angeblich in Deutschland sitzt, die Zahlung aber auf ein Konto im Ausland erfolgen soll, liegt ein Verdacht auf Betrug nahe. Solche Fälle sollten vermieden werden.
Im Betrugsfall schnell reagieren
Wurde bereits eine Zahlung an einen betrügerischen Shop geleistet, ohne dass eine Lieferung erfolgt ist, sollte umgehend das Kreditinstitut kontaktiert und versucht werden, die Zahlung rückgängig zu machen. Zusätzlich empfiehlt sich eine Strafanzeige bei der Polizei – in manchen Bundesländern auch online möglich.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.
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