Geringere US-Zölle als befürchtet und das Milliardenpaket für Infrastruktur und Verteidigung lassen den Internationalen Währungsfonds (IWF) optimistischer auf die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland blicken. Die Bundesrepublik dürfte im laufenden Jahr nun ein Mini-Wachstum von 0,1 Prozent erzielen, wie der IWF mitteilte. Zuvor hatte der Währungsfonds mit Sitz in Washington noch eine Stagnation prognostiziert. Für 2026 bleibt die Organisation bei ihrer Prognose von 0,9 Prozent Zuwachs.
Insgesamt sieht der IWF weiterhin große Unsicherheit durch die Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Die Weltwirtschaft erweise sich aber als etwas widerstandsfähiger als im April erwartet. Sie könnte demnach in diesem Jahr um 3,0 Prozent zulegen, 0,2 Prozentpunkte mehr als bisher erwartet. „Der durch die Zölle verursachte Schock erscheint momentan weniger heftig als wir im April erwartet hatten“, sagte IWF-Chefökonom Pierre-Olivier Gourinchas der Nachrichtenagentur AFP.
Am Sonntag hatten sich die Europäische Union und die USA auf einen Zollsatz von 15 Prozent auf die meisten EU-Importe geeinigt. Zuvor hatte US-Präsident Donald Trump damit gedroht, auf die meisten EU-Produkte 30 Prozent ab dem 1. August draufzuschlagen. Die neue Regelung gilt jetzt auch für Autos, Halbleiter und Pharmaprodukte. Für bestimmte Güter wie Aluminium und Stahl sollen die Zölle unverändert 50 Prozent betragen.
Eurozone steht dank Irland besser da
Auch für die Eurozone wird der IWF optimistischer: Die Wachstumsprognose stieg auf 1,0 Prozent – das sind 0,2 Prozentpunkte mehr als bislang erwartet. Unter anderem liege das an einem starken Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von Irland – das Land habe besonders viele Pharmaprodukte in die USA exportiert und dort investiert.
Unter den führenden Industrienationen der Eurozone bleibt Deutschland indes auf den hinteren Plätzen. Deutlich besser dürfte es in Spanien laufen, wo die Experten weiter mit einem Plus von 2,5 Prozent rechnen. Nächstes Jahr dürften die Euroländer zusammen um 1,2 Prozent wachsen.
Geringere Zölle haben auch positiven Effekt für USA
Für die Vereinigten Staaten zeigt sich der IWF ebenfalls optimistischer: Die US-Wirtschaft dürfte demnach 2025 nun um 1,9 Prozent wachsen und damit 0,1 Prozentpunkte stärker als bislang gedacht. Die Organisation begründete die neue Prognose ebenfalls mit geringeren Zöllen – warnte aber zugleich, dass die Nachfrage im Land schneller abkühle als gedacht.
Die Fachleute rechnen damit, dass sich 2026 Steueranreize für Investitionen von Unternehmen positiv bemerkbar machen – hier korrigierte der IWF seine Prognose um 0,3 Prozentpunkte nach oben auf 2,0 Prozent.
Inflation bleibt Dauerthema
Allerdings dürfte die Inflation in den USA in den kommenden Monaten zulegen. Zölle verteuern Importe, was die Produktionskosten vieler Güter steigen lässt. Unternehmen könnten die höheren Ausgaben an die Verbraucher weitergeben - das wird laut IWF die Inflation in den Vereinigten Staaten bis zum Jahresende ankurbeln. In den Exportländern hingegen führt die verringerte US-Nachfrage dazu, dass Unternehmen auf mehr Waren sitzenbleiben. Um diese dennoch loszuwerden, könnten sie die Preise senken.
Insgesamt reduzierte der IWF seine Inflationsprognose weltweit minimal auf 4,2 Prozent (minus 0,1 Prozentpunkte) für dieses Jahr. 2026 rechnen die Experten weiter mit einer Teuerungsrate von 3,6 Prozent.
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