Es ist schon fast ungewöhnlich, wenn sich ein Hersteller mehrere Jahre Zeit lässt, um ein neues Modell einzuführen. Drei Jahre hat Sony gebraucht, um seinen Kopfhörer WH-1000XM6 fertig zu stellen. Das ist verzeihlich, zumal das Vorgängermodell noch immer zu den besten Kopfhörern mit Geräuschunterdrückung gehört, die es zu kaufen gibt. Das lässt die Erwartungen natürlich ordentlich steigen.

Das neue Modell bleibt dem schlichten Design treu: keine knalligen Farben, kein Chrom, kein auffälliges Logo. Im Test zeigt sich, dass Sony bei seinem neusten Aufschlag vieles – aber eben nicht alles – richtig gemacht hat.

Design und Tragekomfort

Der Kopfhörer lässt sich wieder kompakt zusammenfalten, was das Reisehandling verbessert. Auch das Aufbewahrungsetui wurde verkleinert. Statt eines Reissverschlusses sorgt nun eine Magnetlasche für sicheren Verschluss. Die Ohrpolster lassen sich ohne Werkzeuge abnehmen und austauschen – ein Pluspunkt bei der Alltagstauglichkeit.

Das Kopfband wurde verbreitert, um den Tragekomfort zu erhöhen – zumindest theoretisch. Denn der ebenfalls gestiegene Anpressdruck macht diese Verbesserung für manche Nutzer zunichte: Als Brillenträger kann man den Kopfhörer nur zwei bis drei Stunden nutzen, bis Druckschmerzen an den Ohren auftreten. Positiv hingegen: Die Bedienknöpfe wurden überarbeitet. So ist der An-/Ausschalter jetzt klar vom Knopf für die Geräuschunterdrückung zu unterscheiden.

Akkulaufzeit und Anschlussvielfalt

Mit rund 250 Gramm bleibt der WH-1000XM6 angenehm leicht. Die Akkulaufzeit liegt bei 30 Stunden – nicht rekordverdächtig, aber ausreichend. Ein Schnelllade-Modus liefert in drei Minuten Energie für drei Stunden Wiedergabe. Neu ist die Möglichkeit, den Kopfhörer während des Ladens zu nutzen, was beim Vorgänger nicht möglich war.

Neben Bluetooth steht ein 3,5-mm-Klinkenanschluss zur Verfügung – praktisch vor allem für den Einsatz im Flugzeug. Musikübertragung per USB-C ist hingegen im Unterschied zu anderen Kopfhörern nicht vorgesehen.

Klangqualität und Geräuschunterdrückung

Klanglich liefert Sony erneut ab: Die Tonqualität ist ausgezeichnet. Trotz leistungsfähigerer Prozessoren bleibt der Unterschied zum Vorgänger für viele Nutzer allerdings gering. Wer feinere Einstellungen wünscht, kann über die Sound-Connect-App einen Zehn-Band-Equalizer nutzen.

Die Geräuschunterdrückung (ANC) gehört zum Besten, was derzeit erhältlich ist. Zwölf Mikrofone sorgen dafür, dass insbesondere mittlere bis hohe Frequenzen wirkungsvoll ausgeblendet werden. Dabei bleibt der Kopfhörer frei von störendem Rauschen – ideal für konzentriertes Arbeiten im Großraumbüro.

Transparenzmodus und Sprachqualität

Der Transparenzmodus des WH-1000XM6 ist gut gelungen. Selbst das Rascheln von Plastiktüten wird realitätsnah übertragen, auch wenn in ruhigen Umgebungen ein leichtes Rauschen zu hören ist. Der Transparenzmodus wird über einen gesonderten Knopf an der linken Ohrmuschel aktiviert oder kurzzeitig, indem man die Hand auf die rechte Ohrmuschel legt – das ist besonders hilfreich bei Durchsagen im Flugzeug oder der Bahn.

In der App lässt sich zudem die Speak-to-Chat-Funktion aktivieren, die den Transparenzmodus automatisch aktiviert, wenn man zu sprechen beginnt. Das ist in vielen Situationen sehr praktisch, allerdings geschieht das auch, wenn man sich nur räuspert oder hustet. Hier wäre eine bessere Erkennung wünschenswert.

Eine fast schon erstaunliche Sprachqualität liefert der neue Sony-Kopfhörer bei Telefongesprächen in sehr lauter Umgebung, wie an einer Baustelle oder an einer stark befahrenen Straße. Straßenlärm oder Baustellengeräusche werden für den Gesprächspartner vollständig ausgeblendet. Neu ist die Möglichkeit, das Mikrofon während des Gesprächs auch direkt am Kopfhörer durch das doppelte Drücken auf die ANC-Taste stumm zu schalten. Die meisten Funktionen werden aber über das berührungsempfindliche Sensorfeld auf der rechten Hörmuschelseite gesteuert: Musik, Lautstärke, Anrufannahme, Sprachassistent.

Fazit: Sony behauptet mit dem WH-1000XM6 seine Führungsrolle – vor allem dank exzellenter Geräuschunterdrückung und durchdachter Zusatzfunktionen. Wer in lauter Umgebung Musik hört oder viel reist, findet kaum eine bessere Lösung. Mit 449 Euro ist der Preis allerdings hoch. Das ebenfalls sehr gute Vorgängermodell ist inzwischen für unter 300 Euro zu haben. Der neue Kopfhörer ist in Schwarz, Mitternachtsblau und Silber erhältlich – Letzteres entspricht eher einem hellen Grau.

Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.