Die US-Börsen wissen nicht so recht, wohin die Reise geht: Einerseits machen die Friedensbemühungen Trumps im Ukraine-Krieg Hoffnung. Andererseits führt der US-Präsident noch immer Zoll-Streitereien mit vielen Ländern.
Die Sorgen um mögliche negative Auswirkungen der US-Zollpolitik haben mehrheitlich für moderate Abgaben an der Wall Street gesorgt. Am Berichtstag waren teils hohe Zölle gegen eine Vielzahl von Handelspartnern in Kraft getreten. Mit einigen Ländern laufen aber noch Verhandlungen über eine mögliche Zoll-Einigung. Für Indien hat US-Präsident Donald Trump den Zoll auf 50 Prozent erhöht, wegen der Geschäfte mit Russland. Die Hoffnung auf baldige Zinssenkungen durch die US-Notenbank hatte dagegen nur im frühen Handel etwas gestützt.
Der Dow-Jones-Index verlor 0,5 Prozent auf 43.969 Punkte. Für den breiteren S&P-500 ging es 0,1 Prozent nach unten. Die technologielastigeren Nasdaq-Indizes stiegen dagegen um 0,3 Prozent. Nach ersten Zählungen gab es an der NYSE 1.252 (Mittwoch: 1.318) Kursgewinner, 1.516 (1.427) -verlierer und 58 (98) unveränderte Aktien.
Der Technologie-Sektor hielt sich etwas besser als der Gesamtmarkt. US-Präsident Trump will die Einfuhr von Halbleitern in die USA mit Zöllen in Höhe von rund 100 Prozent belegen, erklärte aber, dass Technologie-Konzerne wie Apple, die in die US-Fertigung investieren, von den Abgaben befreit würden. Die Apple-Aktie legte um 3,2 Prozent zu. Im Fahrwasser gewannen Nvidia 0,8 Prozent.
Trump-Streit mit Intel belastet Kurs
In den vergangenen Tagen hatten verschiedene Vertreter der Federal Reserve Bereitschaft zu Zinssenkungen erkennen lassen, nachdem jüngste Konjunkturdaten auf eine Abkühlung der US-Wirtschaft hingedeutet hatten. Daneben gibt es Hoffnungen auf ein Ende des Ukraine-Kriegs. Der Kreml hat einem Gipfeltreffen zwischen Trump und Wladimir Putin zugestimmt.
An Konjunkturdaten wurden die Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe aus der Vorwoche veröffentlicht. Sie stiegen stärker als erwartet, was in das Bild der schwachen monatlichen Arbeitsmarktdaten vom vergangenen Freitag passte. Die Lage auf dem heimischen Arbeitsmarkt ist eines der Kriterien, an denen die Fed ihre Geldpolitik ausrichtet. Die Produktivität außerhalb der Landwirtschaft stieg im zweiten Quartal deutlicher als angenommen, auch die Lohnstückkosten erhöhten sich etwas stärker als von Volkswirten prognostiziert.
Unter den Einzelwerten gewannen Corning 1,3 Prozent. Apple wird seine Zusammenarbeit mit dem Unternehmen ausbauen. Dies sei Teil des Vorstoßes zur Erweiterung der Produktion in den USA. In diesem Zusammenhang hatte Apple am Mittwoch die Investition von weiteren 100 Milliarden Dollar in den USA angekündigt.
Intel reduzierten sich um 3,1 Prozent. US-Präsident Trump hat den CEO von Intel ins Visier genommen. Er forderte Lip-Bu Tan wegen dessen früherer Verbindungen nach China zum Rücktritt auf. "Der CEO von Intel ist in einem großen Interessenkonflikt und muss zurücktreten, unmittelbar", schrieb Trump auf Truth Social. "Es gibt keine andere Lösung für dieses Problem."
Lyft gewannen 1,6 Prozent, obwohl der Uber-Konkurrent mit dem Umsatz die Erwartungen des Marktes knapp verfehlt hat. Auch die Zahlen von Airbnb (-8,0%) haben nicht in allen Punkten überzeugt. Investitionen in neue Geschäftsfelder haben die Marge des Vermittlers von Ferienunterkünften gedrückt.
Gold als "sicherer Hafen" gefragt
Eli Lilly verzeichneten ein dickes Minus von 14,2 Prozent. Die Quartalszahlen des Pharmaherstellers haben positiv überrascht. Allerdings hat ein neues Mittel zur Gewichtsreduktion in einer Phase-3-Studie nicht ganz den vom Markt erhofften Erfolg erbracht.
Der Dollar tendierte nach den Konjunkturdaten leicht im Plus, zeigte sich letztlich aber kaum verändert. Die Unsicherheit über den US-Handel dürfte angesichts der in Kraft getretenen umfassenden Zölle hoch bleiben, und dies stellt Gegenwind für den US-Dollar dar, schrieb Derek Halpenny von der MUFG Bank in einem Kommentar. Da der Arbeitsmarkt auf eine deutlich größere potenzielle Auswirkung der Handelsunsicherheit hindeute, könnte sich die Anlegerstimmung eintrüben und der US-Dollar und US-Aktien könnten leiden, ergänzte er.
Am Anleihemarkt gab es nur wenig Bewegung. Eine Auktion von Longbonds verzeichnete eine schwache Nachfrage, was als ungünstiges Zeichen für den Markt gewertet wurde. Auch eine Auktion zehnjähriger Titel am Vortag war auf eine vergleichsweise geringe Nachfrage gestoßen. Die Märkte befürchten, dass die Investoren zunehmend zögern könnten, den US-Haushalt zu finanzieren, hieß es. Die Zehnjahresrendite gewann 1 Basispunkt auf 4,24 Prozent.
Die Ölpreise gaben zwischenzeitliche Gewinne wieder ab und zeigten sich mit Abgaben. Die Notierungen für Brent und WTI verloren jeweils 0,9 Prozent. Die Auswirkungen der US-Zölle, der Russland-Sanktionen und der Produktionssteigerungen durch die Opec+ sind ungewiss, sagte Eric Lee von Citi Research in einem Kommentar.
Gold war derweil aufgrund der Zollthematik und der damit verbundenen Unsicherheit als "sicherer Hafen" gesucht. Die Feinunze legte um 0,9 Prozent auf 3.399 Dollar zu.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.