Mit großem Aufwand hat die Deutsche Telekom den Start ihres neuen „KI-Phones“ angekündigt. „Wir machen das T Phone 3 zum KI-Phone und ermöglichen einen mobilen KI-Einstieg für jedermann“, sagte Telekom-Deutschlandchef Rodrigo Diehl bei der Präsentation in Bonn. Die Telekom führt das Gerät außer in Deutschland auch noch in neun weiteren Ländern ein, darunter Griechenland, Kroatien, Österreich und Ungarn. In Deutschland soll das Smartphone 149 Euro kosten.
Was die Telekom als Innovation anpreist, ist tatsächlich eine Kooperation, wie ein Gerätetest von WELT bestätigt: Die eigentliche KI steckt nicht in der Hardware der Telekom – sondern kommt vom US-Start-up Perplexity. Im Zentrum des neuen T Phone 3 steht der sogenannte „Perplexity Assistant“ – ein KI-gestützter Alltagshelfer, der Fragen beantwortet, Routen plant, Rezepte vorschlägt oder Mails formuliert.
Per Knopfdruck auf den seitlichen Magenta-Button lässt sich der Assistent starten. Die Telekom betont zwar die „ruckelfreie Integration“ auf dem eigenen Gerät. Doch klar ist: Die KI-Funktionen stammen vollständig von Perplexity, dessen Assistenten es ohnehin für Android und iOS gibt. Er lässt sich damit auf fast jedem Android-Smartphone und iPhone installieren.
Die Telekom liefert mit ihrem T Phone 3 vor allem ein Paket: günstige Hardware, vorinstallierte Software, ein 18-monatiges Abo von Perplexity Pro und drei Monate Picsart Pro, eine KI-Anwendung für die Bearbeitung von Bildern und Videos. Perplexity Pro kostet üblicherweise pro Monat knapp 20 Euro. Der Assistant lässt sich aber auch ohne Abo nutzen, allerdings ist dann die Zahl der täglich möglichen Suchanfragen begrenzter.
Über die Kamera kann der Perplexity Assistant auch Speisekarten oder Dokumente übersetzen und Informationen über Sehenswürdigkeiten oder Pflanzen geben.
Im vergangenen Jahr hatte die Telekom ihr KI-Smartphone als App-loses KI-Erlebnis geplant, also ein Smartphone, das gänzlich ohne klassische Apps auskommen soll. Davon ist man mittlerweile abgerückt. Zwar kann der Assistent bestimmte Apps ansteuern – etwa Google Maps, die Reservierungsplattform OpenTable, den Musikstreaming-Dienst Spotify oder den Fahrdienstleister Uber – doch die jeweilige App bleibt weiterhin notwendig, und oft muss der Nutzer aktiv zustimmen oder den Prozess selbst abschließen.
Statt radikal neu zu denken, bleibt das Gerät am Ende doch nur ein smarterer Launcher für bekannte Tools. Tatsächlich sind die üblichen Google-Apps auf dem Gerät auch installiert, darunter Gmail, Google Maps, YouTube, Google Drive und Google Fotos. Wird das KI Phone vom Nutzer entsperrt, sieht er die auch auf anderen Smartphones üblichen App-Icons auf dem Display. Wer sich vom Perplexity Assistant einen Song von Spotify wünscht, wird solange zur Musik auf YouTube umgeleitet, bis er Spotify über den Play Store installiert hat.
Sprachsteuerung ist hilfreich
Die Möglichkeit, einige Aufgaben mit einem Sprachbefehl zu erledigen, erleichtert aber die Handhabung des Smartphones. Andere Assistenten wie Apples Siri scheitern hier allzu oft. Doch auch beim Perplexity Assistenten bleiben die Möglichkeiten begrenzt. Hier müssen Apps eine entsprechende Schnittstelle zum Assistenten liefern, was derzeit nur wenige Apps machen. Die Telekom hofft nach eigenen Angaben, dass hier in Zukunft mehr möglich ist.
„Künstliche Intelligenz ist die große Technologie unserer Zeit“, sagte die Telekom-Technologiechefin Claudia Nemat. Sie verändere vieles, aber es gebe noch große Berührungsängste. „Unser KI-Phone erlaubt den Kundinnen und Kunden kompakten Zugriff auf diverse KI-Dienste und damit ein einfaches Erleben.“
Technisch bleibt das Gerät aber deutlich hinter Top-Modellen zurück, ist aber ein sehr solides Mitteklasse-Smartphone. Das Modell, das ein Auftragsfertiger für die Telekom baut, ist nicht wasserdicht und hat Dual-Kamera mit 50 Megapixel Auflösung, eine Frontkamera mit 13 Megapixel und 128 Gigabyte Speicher.
Die maximale Video-Auflösung liegt bei 2560 mal 1440 Pixel und damit deutlich unter der 4K-Auflösung von vielen Mittelklasse-Modellen der Konkurrenten. Das Display ist 6,6 Zoll groß (17 Zentimeter). Der Snapdragon-Prozessor 6 Gen 3 ist aktuell und ausreichend für Alltagsaufgaben, aber nicht auf Flaggschiff-Niveau. KI-Funktionen laufen in der Cloud und nicht auf dem Gerät. Als Betriebssystem ist Android 15 installiert.
In den USA, wo die Telekom auch vertreten ist, wird das Gerät nicht angeboten. Begründung: Der Android-Marktanteil sei in Europa höher, außerdem wolle man hierzulande die „Demokratisierung der KI“ vorantreiben. Dennoch bleibt offen, wer die Zielgruppe des T Phone 3 eigentlich ist. Nutzer mit technischer Affinität werden vermutlich direkt zu Perplexity greifen – unabhängig vom Gerät. Und Einsteiger, für die sich die Telekom das Angebot gedacht hat, könnten durch den KI-Hype eher abgeschreckt als begeistert sein.
Das KI-Phone der Telekom ist also weniger ein technischer Durchbruch als ein geschickt geschnürtes Produktpaket. Es bringt eine durchaus zugängliche KI-Erfahrung auf ein günstiges Smartphone – mehr aber auch nicht. Wer bereits ein Android-Handy oder ein iPhone besitzt, kann Perplexity und dessen Assistenten ebenso gut selbst installieren. Die eigentliche Herausforderung – KI wirklich tief in den Alltag zu integrieren, ohne Apps, mit echter Assistenz – bleibt bestehen.
Neben dem T Phone 3 bringt die Telekom auch ein T Tablet 2 für 199 Euro auf den Markt – mit ähnlichen KI-Funktionen. Die Perplexity-Funktionalität ist auch über den Magenta-AI-Button in der MeinMagenta-App der Telekom für jedes andere Smartphone-Modell verfügbar.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit „Business Insider Deutschland“.
Thomas Heuzeroth ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Verbraucher- und Technologiethemen, Unterhaltungselektronik und Telekommunikation.
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