Das deutsche Gastgewerbe kämpft weiter mit steigenden Preisen und der Konsumzurückhaltung der Gäste. Hoffnung macht der Gastronomie die angekündigte Mehrwertsteuersenkung im neuen Jahr. Das Schnitzel dürfte ab 2026 dadurch aber nicht günstiger werden.
Restaurants, Gaststätten und Hotels sind in der ersten Hälfte dieses Jahres noch tiefer in die Krise gerutscht, wie das Statistische Bundesamt berichtet. In den ersten sechs Monaten sind die Umsätze im Vergleich zum ohnehin schwachen Vorjahreszeitraum noch einmal um 3,7 Prozent gesunken. Nominal lagen die Umsätze nur 0,1 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor - dank breitflächiger Preiserhöhungen in der Branche. Mit einem realen Rückgang um 4,1 Prozent wurde die Gastronomie härter getroffen als Hotels und andere Beherbergungsbetriebe, die 2,6 Prozent Rückgang verkraften mussten.
Gewerkschaft fürchtet bei Steuersenkung Mitnahmeeffekt
Die angeschlagene Branche setzt zur Sanierung auf die für den Jahresbeginn 2026 angekündigte Mehrwertsteuersenkung von 19 auf 7 Prozent bei Speisen. Dieser reduzierte Satz hatte bereits von 2020 bis Ende 2023 gegolten - zunächst wegen der Corona-Pandemie, dann wegen der hohen Inflation als Folge der Energiekrise. Auf flächendeckend sinkende Preise auf den Speisekarten dürfe die Kundschaft aber nicht hoffen, prophezeit die Gewerkschaft NGG. Die Gewerkschaft fürchtet einen "100-Prozent-Mitnahmeeffekt" der Wirte, welche mutmaßlich ihre Marge steigerten.
"Von einer Steuervergünstigung profitieren weder die Beschäftigten noch die Gäste", sagt NGG-Chef Guido Zeitler. Stattdessen brauche es in der Gastronomie mehr Tarifbindung, faire Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. "Gerade in einer Branche, in der über die Hälfte der Beschäftigten im Niedriglohnsektor arbeitet, ist das der richtige Weg zu echter Verbesserung", argumentiert der Gewerkschaftler. Personal, Lebensmittel, Energie und Getränke sind seit 2022 zwischen 27 und 35 Prozent teurer geworden, kontert Dehoga.
Gäste sparen vermehrt bei Vorspeise oder zweitem Getränk
Ohne die geringere Mehrwertsteuer ab 1.1.2026 "droht nicht nur ein Sterben gastronomischer Vielfalt, sondern auch ein spürbarer Verlust an Lebensqualität und Aufenthaltskultur in unseren Innenstädten", warnt Dehoga-Präsident Guido Zöllick. Preissensibilität und Konsumzurückhaltung würden spürbar zunehmen, beobachtet Dehoga. Viele Gäste gingen seltener essen, wählten günstigere Gerichte, verzichteten auf Extras wie Vorspeisen oder das zweite Getränk. Nach einem kurzen Zwischenhoch zu Ostern haben sich die Umsätze im Juni weiter eingetrübt.
Der IT-Dienstleister Datev sieht auch im Juli keine Sommerbelebung in der Gastronomie. Vorläufige Daten der Umsatzsteuervoranmeldungen zeigen, dass die Umsätze des Gastgewerbes nach dem schwachen Halbjahr im Juli 4,0 Prozent niedriger ausgefallen sind als ein Jahr zuvor.
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