Die Eigentümerstruktur beim deutschen Waffenhersteller Heckler & Koch (H&K) bleibt undurchsichtig. Offensichtlich gab es jüngst eine Umschichtung. Jetzt wird die Finanzgesellschaft Erell LLC aus Jackson im US-Bundesstaat Wyoming als neuer mittelbarer Mehrheitsaktionär genannt.

Aus einer Mitteilung im Bundesanzeiger geht hervor, dass verschiedene Anteile der US-Gesellschaft zuzurechnen sind, womit sich mittelbar der neue Mehrheitsaktionär ergibt. Eine Schlüsselrolle spielt dabei der Bankier Philippe de Lavenere Lussan mit Aktivitäten im Steuerparadies Barbados in der Karibik sowie der französische Investor Nicolas Walewski mit seiner Finanzholding CDE.

Um die H&K-Eigentümerschaft gibt es seit Jahren ein Tauziehen und Gerichtsverfahren, weil der ehemalige Mehrheitsaktionär Andreas Heeschen den Übertrag eines Aktienpakets an die Luxemburger CDE (Compagnie De Developpment De L’Eau S.A.) anzweifelt.

CDE hatte im August 2020 H&K mitgeteilt, dass ihr eine Mehrheit an dem Traditionsunternehmen gehört. Seitdem gab es sieben weitere Mitteilungen, wer mittelbar die Mehrheit an dem Waffenhersteller mit Sitz in Oberndorf hält. H&K bezeichnet CDE als einen Hauptaktionär.

Mehr Aufträge und Umsätze, aber weniger Gewinn

Wie ein H&K-Sprecher auf Anfrage erklärte, ist die neue US-Gesellschaft oberhalb der CDE angesiedelt. „Materiell oder personell hat sich nichts geändert“, heißt es bei H&K. Vom Bankier Lussan waren auf Anfrage keine weiteren Details zu erfahren.

Der deutsche Waffenhersteller verzeichnet derzeit einen Auftragsschub. Im ersten Halbjahr lag der Auftragseingang mit 282,5 Millionen Euro um 43 Prozent über dem Vorjahr. Der Umsatz kletterte um knapp fünf Prozent auf 179,5 Millionen Euro. Das Ergebnis nach Steuern sank aber um gut acht Prozent auf 11,8 Millionen Euro. Für das erste Quartal wurde noch ein Zuwachs gemeldet.

Zum Auftragsschub hat auch der Anlauf der Serienproduktion des neuen Sturmgewehrs G95A1 für die Bundeswehr beigetragen. H&K hofft, bis Jahresende mehrere Tausend der neuen Sturmgewehre an die Bundeswehr auszuliefern. Es ist einer der größten Aufträge in der H&K-Firmengeschichte.

Eine Besonderheit für ein börsennotiertes Rüstungsunternehmen ist der Kursverfall der H&K-Aktie in den vergangenen Monaten. Während Rüstungsaktien durch den Ukraine-Krieg neue Höchstwerte erreichen, notiert die H&K-Aktie inzwischen nur noch bei rund 50 Euro. Sie hat damit binnen eines Jahres 56 Prozent an Wert verloren. Im März kostete ein Anteilsschein noch 172 Euro.

Die H&K-Geschäftsführung verweist auf ein sehr geringes Handelsvolumen bei der seit zehn Jahren an der Euronext Börse in Paris gehandelten Aktie. Der tatsächliche Wert einer Aktie liegt nach Ansicht der Geschäftsführung weit höher.

Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und „Business Insider Deutschland“ erstellt.

Gerhard Hegmann ist freier Wirtschaftsredakteur und berichtet seit Jahrzehnten insbesondere über die Rüstungs- und Raumfahrtindustrie.

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