Die US-Wirtschaft ist wieder auf Kurs. Begünstigt durch sinkende Importe und mehr Konsum erreicht das Bruttoinlandsprodukt 3,3 Prozent – erwartet waren 2,5. Für den Fed-Chef Powell kann das zum Problem werden.
Die US-Wirtschaft ist im Frühjahr stärker gewachsen als zunächst gemeldet. Das Bruttoinlandsprodukt legte von April bis Juni aufs Jahr hochgerechnet um 3,3 Prozent zu, wie das Handelsministerium in einer zweiten Schätzung mitteilte. Eine erste Schätzung von Ende Juli war von einem Zuwachs von 3,0 Prozent ausgegangen. Auch diese Zahl übertraf bereits die Erwartungen der Experten, die im Vorfeld mit einem Zuwachs um 2,5 Prozent gerechnet hatten.
Der Anstieg des BIP im zweiten Quartal war laut dem Ministerium vor allem auf einen Rückgang der Importe zurückzuführen sowie auf einen Anstieg der Verbraucherausgaben. Diese Bewegungen wurden teilweise durch einen Rückgang der Investitionen und Exporte ausgeglichen.
In den ersten drei Monaten des Jahres war die weltgrößte Volkswirtschaft noch um 0,5 Prozent geschrumpft, nicht zuletzt wegen höherer Einfuhren: Viele Importeure hatten die Zeit vor dem von US-Präsident Donald Trump im April ausgelösten Zollstreit mit vielen wichtigen Handelspartnern genutzt, um Waren in die Vereinigten Staaten einzuführen.
Kommt es zur Zinssenkung?
Im Frühjahr schlug das Konjunktur-Pendel wieder in die andere Richtung aus. Dennoch ist die Wachstumsdynamik in der ersten Jahreshälfte weit schwächer als im ersten Halbjahr 2024, worauf US-Notenbankchef Powell jüngst in einer viel beachteten Rede auf dem US-Notenbankforum in Jackson Hole hinwies. Darin hat er die Tür für eine Zinssenkung im September etwas geöffnet, nachdem die Zentralbank den Schlüsselsatz dieses Jahr bislang in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent belassen hatte.
Die Stabilität der Arbeitslosenquote und anderer Arbeitsmarktindikatoren erlaubten es der Fed, vorsichtig vorzugehen, sagte Powell. Zugleich könnten die Aussichten und die sich wandelnden Risiken eine Anpassung der geldpolitischen Ausrichtung rechtfertigen.
Dass sich die Wirtschaft doch etwas robuster entwickele, als bisher angenommen, mache es für die Fed schwieriger, eine Zinssenkung im September zu vertreten, meint Chefvolkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank. Viel werde von den anstehenden Inflations- und Arbeitsmarktdaten abhängen: "Sollte die Inflation die drei Prozent übersteigen und der Arbeitsmarkt einigermaßen solide Ergebnisse liefern, dürfte es Powell schwerfallen, glaubwürdig an seinem Quasi-Versprechen festzuhalten, im September die Geldpolitik zu lockern."
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