39 Prozent Zoll - diesen Hammer eröffnet US-Präsident Trump der Schweiz vor gut einem Monat. Tief besorgt darüber ist das kleine Unternehmen Thermoplan. Fast jede ihrer in Weggis gebauten Kaffeemaschinen wird exportiert, ein großer Teil geht in die USA. Jetzt könnte ein Firmenumzug bevorstehen.

Der Schweizer Kaffeemaschinen-Hersteller Thermoplan war ein kleiner Familienbetrieb, bis er sich im Zuge der Globalisierung der späten 1990er Jahre zu einem wichtigen Zulieferer für die US-Kette Starbucks entwickelte. In Weggis, einem Dorf am Ufer des Vierwaldstättersees, schuf das Unternehmen so mehr als 500 Arbeitsplätze. Die Zukunft dieser Jobs ist nun gefährdet, seit US-Präsident Donald Trump am 7. August wegen des Handelsüberschusses mit der Schweiz Zölle von 39 Prozent auf Importe aus dem Alpenland verhängt hat.

"Wir bluten aus", sagt Thermoplan-Geschäftsführer Adrian Steiner. "Das ist für uns ganz klar ein Verlustgeschäft. Wir haben nicht die Margen, um das auszugleichen."

Die Belastung lässt sich beziffern: Steiner rechnet vor, dass die Abgabe von 39 Prozent und zusätzliche US-Zölle auf Industriemetalle das Unternehmen jede Woche rund 200.000 Schweizer Franken (umgerechnet rund 213.000 Euro) kosten. Thermoplan bereitet bereits eine Produktion in Deutschland vor, um von dort in die USA zu exportieren, weil auf Waren aus der Europäischen Union ein niedrigerer Einfuhrzoll von 15 Prozent gilt. Zudem erwägt die Firma, Arbeitsplätze in die Vereinigten Staaten zu verlagern, um das dortige Geschäft zu sichern.

Starbucks erklärte, man habe langjährige Erfahrung im Umgang mit globalen Veränderungen und arbeite eng mit den Zulieferern zusammen, um die Auswirkungen zu minimieren. Nachdem Trump seine Zollpläne erstmals am 2. April vorgestellt hatte, einigten sich Thermoplan und Starbucks darauf, die Kosten zu teilen.

Die Überlegung, Arbeitsplätze zu verlagern, steht im Widerspruch zur Philosophie des Unternehmens, das mit seinem Qualitätssiegel "Made in Switzerland" wirbt. Die Zölle seien "wahnsinnig unfair", sagt Steiner. Die gesamte Fertigung von Thermoplan findet derzeit in Weggis statt, 82 Prozent der Bauteile stammen aus der Schweiz. Mit 98 Prozent wird fast die komplette Produktion exportiert. Starbucks macht 32 Prozent des Umsatzes von Thermoplan aus, wovon etwa zwei Fünftel auf die USA entfallen.

Thermoplan bald in Deutschland - oder den USA?

Steiner will, dass Thermoplan bereits im Januar mit der Fertigung in Deutschland beginnen kann. Zuvor hat das Unternehmen jedoch Auskunft beim US-Zoll beantragt, ob die Waren dann als EU-Produkte gelten würden. Die Firma erhofft sich eine Antwort innerhalb eines Monats. Doch Steiner befürchtet, dass dieser Umweg die US-Behörden nicht zufriedenstellen wird. "Ehrlich gesagt verstehe ich, dass wir nach Amerika gehen sollen", sagt er. "Trumps Ziel ist klar."

Mit seinen Sorgen steht Thermoplan, zu dessen Kunden auch McDonald's und Nestlé gehören, nicht allein da. Die Firma ist einer von rund 2000 Schweizer Maschinenbauern, die sich trotz hoher Lohnkosten und der stetigen Aufwertung des Franken Nischen als spezialisierte Exporteure erobert haben.

Doch wenn die Zölle für die Schweiz bei 39 Prozent und die für die EU bei 15 Prozent bleiben, werden etwa vier Fünftel der US-Exporte des schweizerischen Maschinen- und Elektrotechniksektors wegfallen. Dies entspräche einem Wert von rund zehn Milliarden Franken im vergangenen Jahr, sagt Jean-Philippe Kohl, stellvertretender Leiter des Branchenverbands Swissmem.

Drittel der Schweizer Firmen bereit für Standortwechsel

Der Zolldruck könnte das Geschäft in die EU verlagern, sofern die Firmen die US-Anforderungen erfüllen, um als EU-ansässig zu gelten. Eine Swissmem-Umfrage ergab, dass fast ein Drittel der Unternehmen dies in Erwägung zieht. Bereits jetzt werden Stellen abgebaut. Zwischen dem ersten und dem zweiten Quartal gingen in der Branche rund 3000 Stellen verloren, sagt Kohl. Im schlimmsten Fall könnten es bis Ende 2026 bis zu 30.000 werden.

In Weggis herrscht Unglaube darüber, dass Thermoplan nun ausgerechnet von den USA bedroht wird. "Die USA sind ein wirklich spannendes Land, sei es geschäftlich oder geografisch", sagt Gemeindekämmerer Marcel Waldis. "Aber im Moment bin ich zutiefst enttäuscht. Wie kann es sein, dass ein großes Land von einer einzigen Stimme abhängig ist?"

Eine Verlagerung in die USA könnte Thermoplan zwar letztlich nützen, räumt Steiner ein. Er bezweifelt jedoch, dass das Unternehmen in der Lage ist, seine Lieferketten in die USA zu verpflanzen, und ob dort genügend Fachkräfte zu finden wären. Eine Entscheidung müsse innerhalb eines Jahres fallen, der Aufbau einer US-Produktion könnte mehr als zwei Jahre dauern. Dahinter steht eine noch grundlegendere Sorge. "Wenn Trump mit seiner Machtpolitik durchkommt, besteht die große Gefahr, dass andere Länder das Gleiche tun", sagt Steiner. "Dann haben wir China First. Indien First. Russland First."

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