Die Flaute der deutschen Industrie ist auch bei Pharma- und Chemieunternehmen angekommen. Die Nachfrage hat empfindlich nachgelassen. Das schlägt sich in historisch schlechten Zahlen nieder.

Die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie hat im zweiten Quartal 2025 einen deutlichen Dämpfer erlitten. Produktion, Umsatz und Preise gingen angesichts einer schwachen Nachfrage im In- und Ausland zurück, die Auslastung der Anlagen fiel auf den niedrigsten Stand seit mehr als drei Jahrzehnten. "Das zweite Quartal war für die Chemie ein weiterer Härtetest", erklärte VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup. "Schwache Nachfrage, sinkende Umsätze und eine Produktion weit unter Vorkrisenniveau - so sieht derzeit die Realität in unserer Branche und auch in weiten Teilen der deutschen Industrie aus."

Von April bis Juni sank die Produktion gegenüber dem Vorquartal um 3,8 Prozent und lag 3,1 Prozent unter dem Vorjahreswert. Der Branchenumsatz schrumpfte binnen Jahresfrist um 2,7 Prozent auf 52,2 Milliarden Euro. Auch die Erzeugerpreise standen unter Druck: Sie gingen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 0,2 Prozent zurück. Die Kapazitätsauslastung erreichte nur noch 71,7 Prozent - der niedrigste Wert seit 1991 - und lag damit weit unter der als rentabel geltenden Schwelle.

Als Grund nannte der Verband einen zunehmenden Auftragsmangel. Viele Industriekunden hätten ihre eigene Produktion gedrosselt und sich mit Bestellungen zurückgehalten. Im Auslandsgeschäft hätten sich zudem Vorzieheffekte zu Jahresbeginn negativ ausgewirkt. Damals waren die Ausfuhren in die USA in Erwartung von Zöllen vorübergehend hochgefahren worden. Große Entrup sagte, die Unsicherheit in den Unternehmen sei riesig und lähme das Geschäft. Er forderte die Bundesregierung auf, nun entschlossen zu handeln und strukturelle Defizite am Standort Deutschland abzubauen.

Trendwende nicht in Sicht

Trotz des Rückschlags hält der VCI an seiner Prognose für das Gesamtjahr fest. Für 2025 rechnet der Verband insgesamt mit stagnierender Produktion, in der Chemie alleine wird ein Rückgang von zwei Prozent erwartet. Bei sinkenden Preisen werde der Branchenumsatz voraussichtlich um ein Prozent auf 221 Milliarden Euro fallen. Eine Trendwende sei weder im Inlands- noch im Auslandsgeschäft in Sicht. Die Hoffnungen der Branche richteten sich nun auf das kommende Jahr.

Die Daten bestätigen die Eintrübung der Stimmung in der Branche. Bereits Anfang August hatte das Münchner Ifo-Institut eine deutliche Eintrübung des Geschäftsklimas für Juli gemeldet. Die Unternehmen bewerteten ihren Auftragsbestand damals als historisch niedrig; der Wert fiel auf den tiefsten Stand seit der Finanzkrise 2009. Der VCI hatte schon Mitte Juli die Hoffnung auf eine Erholung im laufenden Jahr begraben und vor einer fortschreitenden Deindustrialisierung gewarnt. Mehrere Branchengrößen wie BASF, Covestro, Lanxess und Brenntag hatten zuletzt ihre Jahresziele nach unten korrigiert und auf die schwache Weltkonjunktur sowie Belastungen durch die US-Zollpolitik verwiesen.

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