Porsche ist das große Poblemkind im VW-Konzern. Maue Nachfrage in China, Zölle in den USA und hohe Kosten beim Thema E-Mobilität zwingen den Konzern zum radikalen Strategieschwenk. Nun setzt das Unternehmen wieder mehr auf Verbrenner. Die Entscheidung kostet Milliarden - auch bei der Mutter VW.

Der Sportwagenbauer Porsche passt wegen der schleppenden Nachfrage nach Elektroautos die Produktstrategie mit neuen Verbrennerfahrzeugen an und rechnet deswegen mit erheblichen Kosten. "Aktuell erleben wir massive Umwälzungen im Umfeld der Automobilindustrie, deshalb stellen wir Porsche umfassend neu auf", wird Porsche-Chef Oliver Blume in der Mitteilung zitiert. Mit dem Schritt gehe man auf neue Marktrealitäten und Kundenbedürfnisse ein. Und das kostet Geld: Die Sonderbelastung allein für das laufende Jahr bezifferte der Konzern auf insgesamt etwa 3,1 Milliarden Euro. Die Gewinnprognose für dieses Jahr muss Porsche deswegen zum wiederholten Male reduzieren und rechnet nun damit nur noch knapp in der Gewinnzone zu bleiben, wenn überhaupt.

Neben neuen Verbrenner-Modellen sollen demzufolge auch für bestehende Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor wie den Panamera und den Cayenne entsprechende Nachfolger entwickelt werden. Den neuen großen Elektro-SUV, der vor allem auf den US-Markt abzielte, wird es hingegen zunächst nur als Verbrenner und Plug-in-Hybrid geben. Auch die Markteinführung bestimmter vollelektrischer Fahrzeuge soll aufgrund des verzögerten Hochlaufs der E-Mobilität zu einem späteren Zeitpunkt erfolgen. Mit einer Mischung verschiedener Antriebe wolle man die gesamte Bandbreite an Kundenwünschen erfüllen, teilte Blume weiter mit.

Außerdem soll die Entwicklung der geplanten neuen Plattform für Elektrofahrzeuge für die 2030er Jahre neu terminiert werden. "Die Plattform soll in Abstimmung mit anderen Marken des Volkswagen-Konzerns technologisch neu aufgesetzt werden."

Angesichts der erheblichen Belastungen aus der Neuausrichtung rechnet Porsche dieses Jahr nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von maximal zwei Prozent. Bisher wurden noch fünf bis sieben Prozent in Aussicht gestellt. Im Sommer und zuvor im April hatte Porsche die Prognose schon zwei Mal gesenkt.

Die Umsatzerlöse sieht der Konzern unverändert bei 37 Milliarden bis 38 Milliarden Euro, die operative Marge (Ebitda) Automobile soll aber nur noch bei 10,5 bis 12,5 Prozent liegen. Hier wurden bisher 14,5 bis 16,5 Prozent in Aussicht gestellt. Der Anteil der vollelektrischen Sportwagen am Absatz soll in diesem Jahr unverändert bei 20 bis 22 Prozent liegen.

Angesichts der erwarteten Gewinneinbruchs rechnet Porsche betragsmäßig mit einer erheblich geringeren Dividende im Vergleich zum Vorjahr. Der Vorstand will aber für 2025 eine Dividende vorschlagen, die in Bezug auf die prozentuale Ausschüttungsquote die mittelfristige Dividendenpolitik in Höhe von etwa 50 Prozent des Konzernergebnisses nach Steuern "signifikant übersteigen" würde.

Gleichzeitig warnte Porsche auch mittelfristig aufgrund der Effekte aus US-Importzöllen, des Marktrückgangs im chinesischen Luxussegment und des verlangsamten Hochlaufs der Elektromobilität vor "erheblichen" Mehrbelastungen. Die strategische Neuausrichtung dürfte diese zusätzlichen Belastungen "nur zum Teil ausgleichen". Daher strebe das Unternehmen nunmehr eine mittelfristige operative Umsatzrendite im zweistelligen Bereich an, bei guter Geschäftsentwicklung bis zu 15 Prozent - dies entspricht dem unteren Ende der bisherigen Spanne.

Die Probleme bei der Tochter schlagen aber auch auf den Mutterkonzern durch. Volkswagen wird wegen der Milliardenlasten ebenfalls vorsichtiger. Inzwischen gehen die Wolfsburger in diesem Jahr wegen geschätzter Abschreibungen und Folgekosten von 5,1 Milliarden Euro Belastung aus. Für Europas größten Autobauer heißt das, dass er nur noch mit einer operativen Umsatzrendite von zwei bis drei Prozent kalkuliert. Bei der Ermittlung der Dividende für das laufende Jahr will VW aber zumindest die Firmenwert-Abschreibung auf Porsche von rund drei Milliarden Euro nicht negativ berücksichtigen.

Auch die Dachgesellschaft Porsche SE der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch kappte in der Folge ihre Prognose. Für das Geschäftsjahr werde nur noch ein bereinigtes Konzernergebnis nach Steuern in einer Bandbreite von 0,9 Milliarden Euro bis 2,9 Milliarden Euro erwartet, nach zuletzt in Aussicht gestellten 1,6 bis 3,6 Milliarden Euro.

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