Deutschland, Frankreich und Spanien wollen gemeinsam einen neuen Kampfjet entwickeln. Zuletzt kommt das Projekt aber ins Stocken. Es entbrennt ein Streit um die Frage, wer federführend verantwortlich sein soll. Die Franzosen drohen mit einem Ausstieg, Söder befeuert den Konflikt.

Im Ringen um das gemeinsame europäische Kampfjet-Projekt FCAS macht CSU-Chef Markus Söder Druck auf Frankreich. "Entweder es geht weiter mit unserem französischen Partner - oder man muss sich Alternativen überlegen", sagte der bayerische Ministerpräsident bei einer Veranstaltung des Rüstungs-Startups Helsing im schwäbischen Tussenhausen-Mattsies. "Bis Ende des Jahres brauchen wir eine klare Linie."

Das 100-Milliarden-Euro-Vorhaben FCAS ist als gemeinsames Projekt der Airbus-Rüstungssparte und des französischen Flugzeugbauers Dassault Aviation geplant. Forderungen von Dassault nach einer Führungsrolle bei dem Projekt haben zu einem Zerwürfnis zwischen den Partnern geführt.

Airbus ist bei FCAS für die deutschen und spanischen Anteile zuständig. Der CSU-Chef machte klar, dass das Projekt auch ohne Dassault vorangetrieben werden könne: "Airbus wäre in der Lage zu liefern", sagte er.

Dassault-Chef Eric Trappier war Anfang der Woche weiter von dem gemeinsamen Projekt abgerückt und hatte erneut eine klare Führung für die Kernkomponente des bemannten Kampfflugzeugs gefordert. "Wir sind absolut offen für eine Zusammenarbeit, auch mit den Deutschen, aber wir bitten nur um eine Kleinigkeit: Geben Sie uns die Möglichkeit, das Programm zu leiten", sagte er bei der Eröffnung einer Fabrik in Cergy bei Paris. Dassault sei allein in der Lage, das Flugzeug zu entwickeln. "Die Deutschen können sich beschweren, aber hier wissen wir, wie das geht. Wenn sie es allein machen wollen, sollen sie es tun."

Fünf-Milliarden-Investitionen nötig

Im Kern geht es bei dem Konflikt der Unternehmen um Fragen des geistigen Eigentums und künftige Exportaussichten. Im kommenden Jahr sollte die Phase 2 mit dem Bau eines Demonstrators beginnen, der Vorstufe eines Prototyps. Dafür sind Investitionen in Höhe von rund fünf Milliarden Euro erforderlich.

Frankreichs Verteidigungsminister Sébastien Lecornu und Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hatten die Entwicklung des FCAS zuletzt gemeinsam vorangetrieben. Das Vorhaben hatte sich durch Spannungen zwischen den beteiligten Rüstungsunternehmen immer wieder verzögert. Inzwischen wurde Sébastien Lecornu zum Premierminister ernannt, die Bildung einer neuen Regierung steht noch aus.

Spitzenpolitiker aus Frankreich und Deutschland betonen immer wieder die Notwendigkeit eines gemeinsamen Kampfjets. "Es gibt keinen Plan B", hieß es dazu kürzlich noch aus dem französischen Präsidialamt. Bundeskanzler Friedrich Merz hatte beim deutsch-französischen Ministerrat Ende August in Toulon betont, dass bis zum Ende des Jahres eine Lösung in dem Streit gefunden werden solle.

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