In den USA ist es denkbar leicht, ein Prime-Abo abzuschließen. Das Kündigen gestaltet sich jedoch so schwer, dass es jetzt zum Gerichtsprozess kommt. Amazon sieht sich zwar offiziell auf der sicheren Seite, fürchtet aber dennoch eine hohe Strafe. Der Onlinehändler flüchtet sich in einen Vergleich.

Amazon zahlt in den USA 2,5 Milliarden Dollar, um einen Prozess um seinen Abo-Dienst Prime zu beenden. Die US-Verbraucherschutzbehörde FTC warf dem Onlinehändler vor, Kunden mit dem Website-Design manipuliert zu haben, damit sie Prime-Abos abschließen und nicht kündigen. Der Prozess zur Klage hatte diese Woche begonnen.

Wie die FTC mitteilte, zahlt Amazon damit die höchste Zivilstrafe in der Geschichte der Behörde. Amazon drohten potenziell noch höhere Zahlungen, wenn Geschworene den Konzern schuldig befunden hätten. Die Amazon-Aktie zeigte sich von der Nachricht nahezu unbewegt.

Von dem Geld sollen 1,5 Milliarden Dollar (umgerechnet rund 1,28 Milliarden Euro) an schätzungsweise 35 Millionen geschädigte Prime-Kunden ausgeschüttet werden, wie die FTC mitteilte. Hinzu kommt eine Strafzahlung von einer Milliarde Dollar. Amazon wurde zudem verpflichtet, die Konditionen für Abschluss und Kündigung der Prime-Abonnements klar darzustellen.

In einer Amazon-Stellungnahme hieß es, der Konzern und seine Manager hätten immer das Gesetz befolgt und mit der Einigung könne man sich wieder auf das Geschäft konzentrieren. Das Unternehmen betonte zugleich, dass mit dem Vergleich kein Schuldeingeständnis verbunden gewesen sei - und größtenteils keine Änderungen an den aktuellen Abläufen rund um Prime-Abos erforderlich seien. Amazon sei zwar zuversichtlich gewesen, sich vor Gericht durchzusetzen, aber habe sich den Prozess und möglicherweise jahrelange Berufungsverfahren ersparen wollen.

Manipulierte Amazon seine Kunden?

Die FTC warf Amazon in der Klage vor, bewusst manipulative Designs auf seiner Website genutzt zu haben. Diese sollen eingesetzt worden sein, um Kunden dazu zu verleiten, bei der Bezahlung ihres Einkaufs gleichzeitig ein Abonnement für den Amazon-Service Prime abzuschließen. Gleichzeitig soll das Unternehmen ein absichtlich kompliziertes Kündigungssystem erschaffen haben, das intern den Spitznamen "Ilias" trug - nach dem Epos von Homer über den langwierigen Trojanischen Krieg.

In den USA kostet eine Prime-Mitgliedschaft aktuell 139 Dollar pro Jahr oder 14,99 Dollar monatlich. Für Amazon ist das ein wichtiges Instrument zur Kundenbindung: Prime-Abonnenten kaufen durch den für sie kostenlosen Versand häufiger ein und haben auch Zugriff auf andere Dienste wie Musik- und Videostreaming.

Die Einigung erfolgte kurz vor Beginn des dritten Verhandlungstages in einem Prozess vor einem Gericht in Seattle. Das Gericht hatte dabei bereits entschieden, dass die Amazon-Prime-Abos unter die US-Verbraucherschutzgesetze fallen.

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