Die nur wenige Stunden alte Regierung in Paris legt einen Chaos-Start hin: Premier Lecornu tritt plötzlich nach Kritik zurück. Die französische Börse reagiert sofort. Der Leitindex rutscht ab, auch Staatsanleihen lassen Federn.

Die neue Regierungskrise in Frankreich belastet den lokalen Aktien- und Anleihemarkt. Der Pariser Leitindex CAC-40 gab am Morgen mehr als zwei Prozent nach. Der Kurs zehnjähriger französischer Staatsanleihen verlor rund ein halbes Prozent, was die Rendite auf 3,5882 von 3,5113 Prozent nach oben trieb. Unter Druck geriet auch der Euro. Die europäische Gemeinschaftswährung büßte 0,7 Prozent auf 1,1659 Dollar ein.

Die meisten Börsen in Europa zeigten sich mit Minuszeichen im Vormittagshandel. Während sich der DAX stabil zeigte mit 24.389 Punkten, gab der Euro-Stoxx-50 schon um 0,5 Prozent nach. Hier spiegeln sich die Kursverluste von französischen Aktien wider.

Unter starkem Druck stehen in Paris angesichts der Verluste bei den Staatsanleihen Finanzwerte. BNP Paribas verlieren 4,7, Credit Agricole ebenfalls 4,7 und Societe Generale sogar 6,1 Prozent. Der Stoxx-Subindex der Bankaktien gibt um 1,2 Prozent nach. Des Weiteren stehen in Paris Aktien wie Thales (minus 4,4 Prozent), Axa (minus 3,6 Prozent) oder Renault (minus 3,9 Prozent) stark unter Druck. Schneider Electric zeigen sich mit minus 1,2 Prozent relativ stabil. Sie profitieren von der neuen Lust auf Industriewerte in Europa.

Der französische Ministerpräsident Sébastien Lecornu reichte wenige Stunden nach der Vorstellung der neuen Regierung seinen Rücktritt ein. Präsident Emmanuel Macron habe diesen akzeptiert, teilte der Elysee-Palast mit. Macron hatte zudem im Ringen um den Staatshaushalt in Frankreich auf seinen Vertrauten Roland Lescure als neuen Finanzminister gesetzt, was den CAC-40 im früheren Handelsverlauf bereits um 0,7 Prozent gedrückt hatte.

Lecornu war Macrons fünfter Premier in zwei Jahren. Er wurde erst am 9. September ernannt. "Ist Frankreich unregierbar?", fragte Neil Wilson, Stratege bei der Saxo Bank. Zugleich verwies er auf den Umstand, dass das neue Kabinett überwiegend aus Mitgliedern der zuvor abgewählten Regierung bestand. Auch Philip Shaw von der Bankengruppe Investec zeigte sich pessimistisch. "Die politische Blockade dürfte sich wohl fortsetzen. Eine der Fragen ist, ob das auf Neuwahlen hinausläuft - doch im Moment lässt sich schwer abschätzen, was Macron tun wird."

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