Trump kündigt für November neue Zölle gegen China an. Anleger reagieren nervös, an der Wall Street brechen die Kurse ein. Insbesondere der Technologiesektor leidet.

US-Präsident Donald Trump hat die Wall Street im Tagesverlauf auf Talfahrt geschickt. Marktteilnehmer sprachen von einem Schockmoment an den US-Börsen. Denn Trump drohte Peking mit einer massiven Erhöhung der Zölle und einer Verhängung von Exportkontrollen. Zudem stellte er das geplante Treffen mit Chinas Präsident Xi Jinping in Südkorea in Frage. Später kündigte der Republikaner zusätzliche Zölle auf chinesische Produkte in Höhe von 100 Prozent an. Grund für die Neueinschätzung des US-Präsidenten waren die jüngsten Beschränkungen Pekings für Seltene Erden. Die Aussagen Trumps lösten eine Verkaufswelle vor allem im Technologiesektor aus.

Der Dow-Jones-Index sackte um 1,9 Prozent auf 45.480 Punkte ab, S&P-500 und Nasdaq-Composite stürzten um 2,7 bzw. 3,6 Prozent ab. Anfänglich moderate Aufschläge hatten die Nasdaq zunächst auf die nächsten Rekordstände gehievt.

"Präsident Trump löst Risikoaversion an den Märkten aus, nachdem er das Potenzial für massive Zollerhöhungen auf China aufgrund von Meinungsverschiedenheiten im Zusammenhang mit Seltenen Erden angekündigt hat", sagte Chefökonom Jose Torres von Interactive Brokers.

Dollar und Ölpreise geben nach

Angesichts der Sorgen um ein Hochkochen der US-chinesischen Handelskonflikts traten Regierungsstillstand und US-Daten in den Hintergrund, zumal beide Entwicklungen auch keine Kaufargumente lieferten. Die Umfrage der Universität Michigan offenbarte zwar ein erstaunlich stabiles Verbrauchervertrauen. Interviews zeigten, dass der Regierungsstillstand zumindest bislang noch keine Spuren hinterlassen hatte. Allerdings blieben die mit Spannung erwarteten Inflationserwartungen auf ihrem hohen Niveau.

Die Rentennotierungen zogen mit den Trump-Aussagen an und drückten die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen um 9 Basispunkte auf 4,06 Prozent. Zuletzt hatten sich Fed-Vertreter widersprüchlich zu weiteren möglichen Zinssenkungen geäußert. Während Fed-Gouverneur Michael Barr Zinssenkungshoffnungen eher bremste, äußerte sich sein Kollege Raphael Bostic aus Atlanta empfänglich für weitere Zinssenkungen, obwohl er bislang als einer standhaftesten Inflationsfalken der Fed galt. Die Märkte preisten weiterhin eine Senkung um 25 Basispunkte in diesem Monat ein.

Mit den sinkenden Marktzinsen und der Furcht vor einem neuen Handelskrieg gab der Dollar massiv nach, der Dollar-Index fiel um 0,6 Prozent. Anleger schichteten von Dollar in andere Währungen wie Euro und Yen um. Der Greenback hatte in dieser Woche zugelegt, da politische Bedenken in Japan und Frankreich Yen und Euro gedrückt hatten.

Die Ölpreise bauten ihre Tagesverluste aus und gaben um rund 4 Prozent nach. Ein neuer Handelskrieg zwischen China und den USA dürfte die Weltkonjunktur abwürgen und die Erdölnachfrage bremsen. Teilnehmer verwiesen zudem auf das Abkommen zwischen der Hamas und Israel auf einen Waffenstillstand in Gaza - der israelische Truppenrückzug hatte begonnen, wodurch die Hoffnungen auf Frieden steigen. "Dies stellt einen großen Schritt zur Beendigung des zweijährigen Krieges dar, der das Risiko von Versorgungsunterbrechungen auf dem Ölmarkt erhöhte", urteilten die ANZ-Analysten.

Goldpreis legt wieder zu - Venture Global bricht ein

Der Goldpreis erholte sich dank Dollar-Schwäche und nachgebender Marktzinsen vom jüngsten Rücksetzer. Der Preis des Edelmetalls sprang wieder über die Marke von 4.000 Dollar und blieb damit auf Tuchfühlung zu den jüngsten Rekordständen. Gold sei angesichts der Trump-Drohungen auch als sicherer Hafen gesucht gewesen, hieß es.

Bei den Einzelwerten schoss der Kurs von Applied Digital um 16,1 Prozent nach oben. Der Entwickler von Rechenzentren veröffentlichte besser als gedacht ausgefallene Quartalsergebnisse. Zudem wurde ein neuer Mietvertrag mit dem auf KI-Cloud-Computing spezialisierten Unternehmen CoreWeave abgeschlossen.

China hatte eine Untersuchung der geplanten Übernahme des israelischen Start-ups Autotalks durch Qualcomm eingeleitet. Qualcomm könnte gegen das chinesische Antimonopolgesetz verstoßen haben, hieß es. Die Titel verloren 7,3 Prozent.

Venture Global knickten um 24,9 Prozent ein. Der US-Erdgasexporteur hatte in einem Schiedsgerichtsverfahren gegen seinen Kunden BP eine überraschende Niederlage erlitten. Der Jeanshersteller Levi Strauss hatte seine Prognose für die jährlichen bereinigten Gewinne und Umsätze angehoben, nachdem er besser als erwartet ausgefallene Quartalszahlen veröffentlicht hatte. Der Ausblick auf die vierte Periode wurde aber als enttäuschend interpretiert, der Kurs stürzte um 12,6 Prozent ab.

Die Aktien von Lockheed Martin bewegten sich 0,5 Prozent nur knapp im Minus. Der US-Rüstungskonzern hatte seine vierteljährliche Dividende um 15 Prozent angehoben. Lockheed Martin teilte außerdem mit, dass der Board den Rückkauf von Stammaktien im Wert von bis zu 2 Milliarden Dollar genehmigt habe.

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