Über die Nordostpassage reist ein Frachter von China nach Europa in nur 20 Tagen. Die "Istanbul Bridge" spart mit der neuen Route rund die Hälfte der üblichen Reisezeit. Die Überfahrt ist auch ein Erfolg für Russland.

Ein chinesisches Containerschiff hat Berichten zufolge erstmals die Reise von China nach Europa in einer Rekordzeit von 20 Tagen absolviert. Wie das Fachportal gCaptain und die staatliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua melden, nutzte die "Istanbul Bridge" eine neue Route durch die Arktis und legte dabei 7500 Seemeilen (13.900 Kilometer) zurück. Zum Vergleich: Die übliche Reise durch den Suezkanal dauert in der Regel 40 bis 50 Tage und umfasst 11.000 Seemeilen (20.400 Kilometer).

Nach Angaben von gCaptain handelt es sich um die erste reguläre Linienschiffverbindung durch die Polarregion zwischen Asien und Europa, die mehrere Häfen auf beiden Kontinenten anläuft. Erstmals sei zudem ein Containerschiff von China aus direkt durch die Arktis nach Großbritannien gefahren. Ziel der Route sei es, den Stau in europäischen Häfen zu umgehen, wenn im Herbst zahlreiche Frachter mit asiatischer Ware für das Weihnachtsgeschäft eintreffen.

Die unter liberianischer Flagge fahrende "Istanbul Bridge" war am 22. September im Hafen Ningbo-Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang gestartet und erreichte am Montagabend den britischen Containerhafen Felixstowe. Die Durchfahrt durch die Nordostpassage entlang der russischen Küste habe lediglich fünf Tage gedauert, bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 17 Knoten. Laut Bericht wurde das Schiff nicht von einem Eisbrecher begleitet und habe die gesamte Strecke eigenständig navigiert. Aktuell ist der Frachter von Felixstowe auf dem Weg nach Hamburg, wo er am Freitagmorgen eintreffen soll.

Russlands Präsident Wladimir Putin hatte in der Vergangenheit angekündigt, den Schiffsverkehr auf der Nordostpassage ausbauen zu wollen. Russland nutzt die Route unter anderem für den Transport von flüssigem Erdgas (LNG) von dem Hafen Sabetta auf der sibirischen Jamal-Halbinsel zu Kunden in Asien. Die Überfahrt ist damit auch ein Erfolg für Moskau.

Die "Istanbul Bridge" gehört zur von China kontrollierten Reederei Sea Legend. Die Arktisroute "beschleunigt die Lieferkette erheblich, reduziert den erforderlichen Lagerbestand um 40 Prozent und senkt die Kapitalkosten für Unternehmen", sagte Li Xiaobin von Sealegend laut gCaptain. Die "Istanbul Bridge" war demnach nicht das einzige Containerschiff, das die arktischen Gewässer testete. Mindestens drei weitere Schiffe sollen zur selben Zeit auf dieser Route unterwegs gewesen sein.

Der arktische Seeweg zwischen Europa und Asien ist deutlich kürzer als die Routen durch den Indischen Ozean, er ist aber einen großen Teil des Jahres durch Eis versperrt. Durch den Klimawandel verlängert sich die schiffbare Zeit.

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