Nach der einwöchigen Produktionspause Anfang Oktober sind in der Zwickauer E-Auto-Fabrik von Volkswagen nun wieder Sonderschichten im Gespräch. Wie der Lokalsender „Radio Zwickau“ berichtet, wurde das am Mittwoch auf einer Betriebsvereinbarung vor etwa 4500 Beschäftigten mit dem Verweis auf eine erhöhte Nachfrage nach Elektroautos verkündet.
Ein Unternehmenssprecher erklärte am Donnerstag, die Produktion werde der Marktlage angepasst. „Vorbehaltlich der Zustimmung des Betriebsrats ist bereits seit einigen Tagen geplant, in diesem Jahr in Zwickau noch mehrere Sonderschichten zu fahren.“
Erst am Mittwoch hatte Volkswagen vor möglichen Produktionsausfällen wegen fehlender Halbleiter gewarnt. Sogar ein Produktionsstopp im Stammwerk in Wolfsburg und mögliche Kurzarbeit standen im Raum. Hintergrund sind Lieferprobleme beim Lieferanten Nexperia. Nach Unternehmensangaben ist Nexperia kein Lieferant des Volkswagen-Konzerns, Bauteile sind aber über andere Lieferanten in Konzernfahrzeugen verbaut.
Volkswagen zeigt sich zuversichtlich, Produktionsstopps noch abzuwenden. „Wir haben einen alternativen Lieferanten, der den Lieferausfall der Nexperia-Halbleiter ausgleichen könnte“, sagte Markenproduktionsvorstand Christian Vollmer dem „Handelsblatt“. Derzeit werde mit einem Unternehmen verhandelt. Namen nannte Vollmer nicht. Ein Insider sagte der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag, die Produktion in Wolfsburg werde in der kommenden Woche normal laufen.
Nexperia ist der weltgrößte Anbieter einfacher Halbleiter wie Dioden oder Transistoren. Bei Nexperia gibt es Lieferprobleme, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über die von einer chinesischen Konzernmutter geführten Firma übernommen hatte. China stoppte daraufhin die Ausfuhr von Nexperia-Produkten.
VW wechselt Beschaffungsvorstand aus – kein Zusammenhang zur Chipkrise
Wie am Donnerstag bekannt wurde, wechselt Volkswagen auch den Beschaffungsvorstand der Kernmarke aus. Dirk Große-Loheide (61) scheide Ende des Monats im Rahmen einer länger geplanten Altersregelung aus, Karsten Schnake, bisher Beschaffungsvorstand bei Škoda, übernimmt. Mit der aktuellen Chipkrise habe der Wechsel nichts zu tun, betonte VW.
Wegen Überkapazitäten in den deutschen VW-Standorten war die Produktion in Zwickau bereits grundsätzlich reduziert worden. Inzwischen werden die Elektromodelle von Volkswagen, Audi und Cupra dort nur noch im Zwei-Schicht-Betrieb gebaut. Auf absehbare Zeit sollen mehrere Modelle an andere VW-Standorte abgegeben werden.
Mit der Produktion hat sich auch der Personalbestand von einst mehr als 10.000 Mitarbeitern verringert. Zuletzt war in Unternehmensangaben von rund 9200 Beschäftigten im Werk die Rede. Nach wie vor wird in Sachsen um die Zukunft des Standorts und vieler weiterer Jobs bei Zulieferern gebangt.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.