Der Ökonom Ottmar Edenhofer zeigt sich alarmiert über mögliche Rückschritte beim Klimaschutz in der Europäischen Union. „Wenn der Emissionshandel verwässert oder der Green Deal ausgebremst wird, verliert Europa seine Glaubwürdigkeit und seine beispielgebende Funktion. Dann haben wir ein Riesenproblem“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung dem Evangelischen Pressedienst.

Der Green Deal ist ein Maßnahmenpaket, mit dem Europa bis 2050 klimaneutral werden soll. Mehrere Länder, darunter Deutschland, dringen darauf, Vorgaben des Planes zu lockern. Unter anderem stellen sie die Ausgestaltung des EU-Emissionshandels infrage, weil sie zu hohe CO₂-Preise befürchten.

„Der Emissionshandel darf nicht beschädigt werden, denn dank ihm konnten in der EU Wirtschaftswachstum und Emissionsausstoß entkoppelt werden“, erklärte Edenhofer. Das sei ein sehr bemerkenswerter Erfolg.

Wichtig sei auch, dass die EU wie geplant ab 2026 Klimazölle auf Importe erhebt, fügte der Klimaökonom hinzu. Der Zoll soll verhindern, dass CO2-intensive Produkte aus Ländern ohne Klimapreis die Märkte überschwemmen. Laut Edenhofer entsteht dadurch ein Anreiz auch für andere Staaten, einen Handel mit CO2-Verschmutzungsrechten einzuführen.

Ökonom führt Türkei als gutes Beispiel voran

Ein gutes Beispiel sei die Türkei, führte Edenhofer aus. Sie exportiere große Mengen Stahl und Zement in die EU. „Nun überlegt sie, einen eigenen CO2-Preis zu erheben. Denn dann blieben die Einnahmen daraus im eigenen Land, anders als bei einem Zoll“, erläuterte der Forscher.

Auch mit Blick auf den UN-Klimagipfel vom 10. bis 21. November im brasilianischen Belém ist es laut Edenhofer entscheidend, dass die EU ihre klimapolitischen Vorhaben wie geplant umsetzt. „So eine Klimakonferenz ist ja auch eine Messe, bei der Lösungen präsentiert werden“, sagte er: „Als Signal ist es daher wichtig, dass die EU bei ihrem Green Deal bleibt.“

Der Klimaökonom warnte vor der „großen Illusion“, dass sich der Umbau der Wirtschaft ganz von allein vollziehen könnte, weil die erneuerbaren Energien stetig billiger werden. Trotz der Preisentwicklung der Erneuerbaren gebe es aktuell enorme Zuwächse beim Kohleausbau. „Wenn die Erneuerbaren billiger und mehr genutzt werden, sinkt auch der Preis der fossilen Energieträger, die dann wieder attraktiver werden“, erläuterte Edenhofer. Daraus folge, dass Emissionen sich ohne CO2-Bepreisung nicht vermindern ließen.

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