Die Zuschüsse der Bundesregierung zu den Netzentgelten entfaltet offenbar eine breite, preissenkende Wirkung auch bei privaten Haushaltskunden. Das zeigt eine Stichprobe der Bundesnetzagentur (BNetzA) bei 28 großen Verteilnetzbetreibern, die WELT vorliegt.
Das Ergebnis zeigt ein „deutliches Absinken der durchschnittlichen Netzgelte in allen Kategorien“, heißt es in der Auswertung der BNetzA. Private Haushalte mit einem Jahresverbrauch von 3500 Kilowattstunden zahlen in den abgefragten Regionen demnach im kommenden Jahr 17,4 Prozent geringere Netzentgelte. Das Netzentgelt macht bislang knapp ein Viertel der privaten Stromrechnung aus. In absoluten Zahlen sinkt die Abgabe nun durch den Bundeszuschuss um rund 2 Cent.
Noch stärker werden gewerbliche und industrielle Stromkunden entlastet. Gewerbekunden mit einem Verbrauch von 50.000 Kilowattstunden zahlen im kommenden Jahr 21,55 Prozent weniger fürs Netz. Bei Industriekunden mit einer Stromabnahme von 24 Gigawattstunden sinkt die Netzabgabe sogar um fast ein Drittel: Statt 4,06 Cent pro Kilowattstunde werden hier künftig nur noch 2,94 Cent fällig, ein Minus von 27,6 Prozent.
Gesetz ist noch nicht beschlossen
Die Bundesregierung hatte Anfang September beschlossen, die Energiekostenbelastung in Deutschland mit einem Netzentgelt-Zuschuss über 6,5 Milliarden Euro zu senken. Das Gesetz befindet sich zwar noch im parlamentarischen Verfahren.
Die Netzbetreiber müssen ihre Preisblätter allerdings mit einigen Wochen Vorlauf zum Jahreswechsel veröffentlichen. Die von ihnen genannten Preise stehen unter dem Vorbehalt, dass das Gesetz vom Bundestag beschlossen wird.
„Der Zuschuss zu den Netzentgelten wirkt: Die Stromkosten sinken flächendeckend“, sagte Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche WELT. „Das bedeutet für Millionen Haushalte und Betriebe konkrete Entlastung.“ In den Folgejahren 2027 bis 2029 soll die Entlastung der Stromverbraucher nach den Plänen fortgesetzt werden. Über die gesamte Legislaturperiode würden demnach Mittel in Höhe von 26 Milliarden Euro zur Entlastung bereitgestellt.
„Familien haben am Monatsende mehr Geld zur Verfügung, und Unternehmen – vom Handwerksbetrieb bis zur Industrie – profitieren von niedrigeren Energiepreisen und besserer Planungssicherheit“, sagte Reiche. „Die 26 Milliarden Euro, die wir bis 2029 in die Senkung der Stromnebenkosten investieren, kommen unmittelbar bei den Menschen an.“
Allerdings verteilen sich die Wirkung der sinkenden Netzentgelte regional unterschiedlich. Regionen, die stark vom Ausbau des Übertragungsnetzes betroffen sind, profitieren überproportional von der Kostensenkung: Dazu gehören vor allem die neuen Bundesländer und Baden-Württemberg, sowie der Süden von Rheinland-Pfalz. Die geringsten Preisnachlässe sind in Nordrhein-Westfalen zu erwarten. Im Gebiet der Westnetz etwa sinken die Entgelte für Haushaltskunden laut Stichprobe nur um 0,45 Cent pro Kilowattstunde, während die Netzentgelte von Bayernwerk Netz, Netze BW und Stromnetz Berlin um mehr als 2,5 Cent pro Kilowattstunde fallen.
Dieser Artikel wurde für das Wirtschaftskompetenzzentrum von WELT und „Business Insider Deutschland“ erstellt.
Daniel Wetzel ist Wirtschaftsredakteur in Berlin. Er berichtet über Energiewirtschaft und Klimapolitik. Er wurde 2007 vom Verein Deutscher Ingenieure (VDI) mit dem Robert-Mayer-Preis ausgezeichnet und vom Energiewirtschaftlichen Institut an der Universität Köln 2009 mit dem Theodor-Wessels-Preis.
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