Wegen Engpässen bei Halbleitern drohen die Bänder bei Automobilwerken stillzustehen. Das chinesische Handelsministerium sieht die Schuld für die Eskalation bei der niederländischen Regierung. Trotzdem zeichnet sich nun ein Einlenken Pekings ab.
Im Streit um den Chiphersteller Nexperia hat China eine Lösung in Aussicht gestellt. Das Handelsministerium in Peking kündigte an, Ausnahmen für die blockierten Exporte des Unternehmens zu prüfen. "Die unzulässige Einmischung der niederländischen Regierung in interne Unternehmensangelegenheiten hat zu den derzeitigen Störungen der globalen Lieferketten geführt", teilte ein Sprecher des Ministeriums laut einer auf der Website der Behörde veröffentlichten Erklärung mit. Man werde die Lage der einzelnen Unternehmen prüfen und Exporte genehmigen, welche "die Bedingungen erfüllen". Unternehmen, die Schwierigkeiten hätten, könnten sich an die Handelsbehörden wenden, hieß es in der Erklärung weiter.
Der Ankündigung war eine Eskalation des Konflikts vorausgegangen. Nexperia selbst hatte die Lieferung von Wafern an sein chinesisches Montagewerk eingestellt. Als Grund nannte das Unternehmen, dass das dortige Management seinen Zahlungsverpflichtungen nicht nachgekommen sei. In dem Werk in China werden die in Europa gefertigten Chips verpackt und getestet und damit für den Verkauf an die Kunden vorbereitet.
Auf politischer Ebene hatten sich die USA und die EU um eine Entschärfung bemüht. Die für Technologie zuständige EU-Kommissarin Henna Virkkunen hat sich mit Vertretern von Nexperia getroffen. Die niederländische Regierung hatte am 30. September die Kontrolle über Nexperia von dem chinesischen Eigentümer Wingtech Technology übernommen. Als Grund nannte sie die Sorge, die Technologie des Unternehmens könnte von Wingtech missbraucht werden. Daraufhin blockierte das chinesische Handelsministerium am 4. Oktober die Ausfuhr von Chips aus den Nexperia-Werken in China.
Nissans Chip-Vorräte reichen bis Anfang November
Die Unterbrechung hatte bei Automobilherstellern weltweit Besorgnis ausgelöst. Dadurch drohen Produktionsausfälle bei Autobauern wie Volkwagen oder BMW sowie bei Zulieferern wie Bosch. Der Jeep-Hersteller Stellantis richtete nach eigenen Angaben einen Krisenstab ein. Der japanische Autobauer Nissan teilte mit, seine Bestände reichten noch bis in die erste Novemberwoche.
Nach der Ankündigung des chinesischen Handelsministeriums könnte sich die Lage um eine drohende Verschärfung der Chip-Knappheit für die Autoindustrie wieder entspannen. Nexperia stellt in den Niederlanden große Mengen an Chips her, die in der Automobil- und Unterhaltungselektronik weit verbreitet sind. Etwa 70 Prozent dieser Chips werden zur Weiterverarbeitung nach China geliefert.
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