Deutschlands größter Seehafen Hamburg hat in den ersten drei Quartalen dieses Jahres beim Gesamtumschlag zugelegt. Der Seegüterumschlag stieg um 3,4 Prozent auf 86,8 Millionen Tonnen. Beim Containerumschlag verzeichnet Hamburg ein Wachstum im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8,4 Prozent auf 6,3 Millionen Einheiten (TEU).
Mit Blick auf die Fahrtgebiete im Containerverkehr wuchs der Umschlag vor allem auf den Linien zwischen Asien und Europa und im innereuropäischen Warenverkehr. Der Containerumschlag auf den Linien zwischen Europa und den USA an den Hamburger Kaikanten ging hingegen während der ersten neun Monate dieses Jahres um 23,9 Prozent drastisch zurück, das ist ein Ergebnis des Handelskonfliktes zwischen Europa und den USA seit dem erneuten Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump im Januar. Der für Hamburg besonders wichtige Containerumschlag im Chinaverkehr stieg hingegen um 7,9 Prozent auf 1,8 Millionen TEU. Der Austausch von Containern mit Indien über den Hamburger Hafen wuchs im Betrachtungszeitraum um 45,5 Prozent auf 214.000 TEU.
Auffällig ist innerhalb des Containersegments besonders der Anstieg der sogenannten Transhipment-Verkehre. Dabei werden Container von den großen Frachtern auf den Überseelinien auf kleinere Zubringer, sogenannte Feeder, umgeladen und zu ihren Zielorten gebracht. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Präsenz des weltgrößten Maritimkonzerns MSC in Hamburg zu wirken beginnt. MSC hatte sich im vergangenen Jahr am Hafenlogistik-Geschäft der HHLA beteiligt und will seinen Anteil dort auf bis zu 49.9 Prozent erhöhen. 50,1 Prozent der Anteile bleiben bei der Stadt Hamburg. Die HHLA betreibt in Hamburg unter anderem drei der vier Containerterminals.
MSC hatte im Rahmen der HHLA-Verträge zugesagt, schrittweise mehr Ladung nach Hamburg zu bringen. Positive Auswirkungen auf den Containerumschlag und auf die Feederdienste in Hamburg könnte auch die Bildung der neuen Allianz Gemini Cooperation von Hapag-Lloyd und Maersk haben, die seit Februar am Markt ist. Neben der Präsenz von MSC erhoffen sich Hafenwirtschaft und Senat speziell beim Containerumschlag auch Impulse durch den angekündigten Einstieg der französischen Reederei CMA CGM beim Hamburger Containerterminal von Eurogate mit einem Anteil von 20 Prozent. CMA CGM ist die viertgrößte Container-Linienreederei der Welt.
Hamburgs Konkurrenzhafen Antwerpen-Zeebrügge verzeichnete für die ersten neun Monaten dieses Jahres einen Rückgang beim Gesamtumschlag um 3,8 Prozent und eine Zunahme beim Containerumschlag um 1,6 Prozent. Speziell die relativ schwache Entwicklung im Containersegment führt die Hafenverwaltung von Antwerpen auch auf die Neuausrichtung von Schifffahrtsallianzen zurück.
Der Gesamtumschlag in Europas größten Seehafen Rotterdam ist in den ersten drei Quartalen um 2,6 Prozent gesunken, der Containerumschlag stieg um drei Prozent.
Hamburgs erfreuliche Zahlen, speziell auch beiden Containerverkehren, können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Hafen von einem relativ niedrigen Niveau aus wächst. Der Containerumschlag des Jahres 2024 mit 7,8 Millionen TEU entsprach in etwa dem Umschlagniveau von Mitte der Nullerjahre, als 20 Jahren zuvor.
Olaf Preuß ist Wirtschaftsreporter von WELT und WELT AM SONNTAG für Hamburg und Norddeutschland. Er berichtet seit mehr als drei Jahrzehnten über die maritime Wirtschaft, über Schifffahrt, Häfen und Werften.
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