Der Abschluss der Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD hat sich offenbar positiv auf die Verbraucherstimmung in Deutschland ausgewirkt: Sowohl die Einkommenserwartung als auch die Anschaffungsneigung verzeichneten spürbare Zuwächse und die Konjunkturerwartung verbesserte sich leicht, wie das Marktforschungsunternehmen GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag mitteilten. Unter dem Strich verbesserte sich der GfK-Konsumklimaindex um 3,7 Zähler auf minus 20,6 Punkte.

Die Neuausrichtung der Handelspolitik der US-Regierung, „die mit der Ankündigung deutlicher Zollerhöhungen kurz vor Beginn der Befragungen Anfang April“ einhergehe, habe „offenbar bislang die Stimmung der Verbraucher in Deutschland noch nicht nachhaltig beeinträchtigt“, erklärte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl. Negative Effekte würden durch den Abschluss der Koalitionsgespräche und der Aussicht auf eine baldige „voll handlungsfähige Regierung kompensiert“.

Die Einkommenserwartungen der Befragten kletterten zum zweiten Mal in Folge: Im April gab es einen kräftigen Anstieg um 7,4 Zähler auf nun 4,3 Punkte. Das ist der höchste Wert seit Oktober des Vorjahres. Auch die Anschaffungsneigung legte zum zweiten Mal hintereinander zu. Sie gewann 3,3 Zähler und liegt aktuell bei minus 4,9 Punkten. Das ist laut NIM und GfK weiterhin ein niedriges Niveau, auch wenn sich seit Anfang 2023 ein Aufwärtstrend zeige.

Die Sparneigung ging nach zwei Anstiegen in Folge um 5,4 Punkte zurück und steht bei 8,4 Punkten. Ob sich dieser Trend bestätigt, hängt nach Ansicht des Konsumexperten von der Entwicklung des Zollkonflikts ab.

Die Konjunkturerwartungen legten dem Index zufolge zum dritten Mal in Folge zu, allerdings auf niedrigem Niveau. Der Indikator stand im April bei 7,2 Punkten und damit 0,3 Zähler höher als im März.

Der Anstieg der Verbraucherstimmung kommt überraschend, von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten eine Verschlechterung erwartet. Dementsprechend verhalten wurde die Entwicklung kommentiert.

Ökonomen sind verhalten optimistisch

Cyrus de la Rubia, Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, sah in der Entwicklung ein „Zeugnis einer weiterhin vorsichtigen Grundhaltung. Irgendwie scheint die Vorstellungskraft zu fehlen, dass sich tatsächlich etwas ändern kann in diesem Land. Im Einzelhandel jedenfalls ist man umsatzmäßig erst da angelangt, wo man im Herbst letzten Jahres bereits war.“

Der Chefvolkswirt von Hauck Aufhäuser Lampe, Alexander Krüger, zeigte sich überrascht: „Im Umfeld mit hoher Unsicherheit fassen Verbraucher überraschend Mut. Das kann auch an den im Koalitionsvertrag vorgesehenen Einkommenserleichterungen liegen. Von einem grundsätzlich besseren Konsumklima kann aber noch keine Rede sein“, wird er zitiert.

GfK und NIM führen monatlich Interviews mit Verbraucherinnen und Verbrauchern. Für die aktuelle Erhebung wurden vom 3. bis zum 14. April rund 2000 Menschen befragt. Das Konsumklima bezieht sich auf die gesamten privaten Konsumausgaben, also neben dem Einzelhandel auch Dienstleistungen, Reisen, Miete und Gesundheitsdienstleistungen.

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt beim ursprünglichen Autor. Die erneute Veröffentlichung dieses Artikels dient ausschließlich der Informationsverbreitung und stellt keine Anlageberatung dar. Bei Verstößen kontaktieren Sie uns bitte umgehend. Wir werden bei Bedarf Korrekturen oder Löschungen vornehmen. Vielen Dank.